Adrien, wie sieht Ihre Anlagestrategie aus?

Adrien Bommelaer: Der Echiquier Major SRI Growth Europe investiert in erstklassige europäische Blue Chips und Wachstumswerte mit einer Börsenkapitalisierung von mehr als 5 Milliarden Euro. Aus einem Anlageuniversum von rund 170 Werten wählt das Fondsmanagerteam 30 bis 40 Large Caps aus, die auf ihren Märkten führend sind und ein Umsatzwachstum von mindestens 5 Prozent pro Jahr aufweisen.1 Wir suchen nach erstklassigen Unternehmen, die gut, transparent und mit klarer Strategie gemanagt werden und ihr Wachstum möglichst unabhängig vom Konjunkturzyklus erzielen. Dazu identifizieren wir Unternehmen mit überzeugenden Wettbewerbsvorteilen, die etwa über starke Marken oder leistungsfähige Vertriebsnetze verfügen oder für einen technologischen Fortschritt stehen, was ihnen Preissetzungsmacht verleiht. Wir glauben, dass diese Unternehmen ihr Gewinnpotenzial dauerhaft behaupten können. Das ist aus unserer Sicht Grundlage für eine attraktive langfristige Börsen-Performance. Der Fonds ist nach Nachhaltigkeitskriterien (SRI) zertifiziert, was wir als Vorteil sehen, denn SRI betrachten wir als Garant für Wachstum und Qualität.

Welche Rolle spielen die Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) bei der Titelauswahl?

Wir sind davon überzeugt, dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien die Wachstumsdynamik von Unternehmen fördert und damit den Fortbestand ihrer Geschäftsaktivität. Dabei liegt unser Augenmerk seit der Gründung von LFDE im Jahr 1991 besonders auf der Geschäftsführung der Unternehmen, in die wir investieren. Wir sind der Überzeugung, dass ein erstklassiges Managementteam, eine angemessene Vergütungspolitik, effiziente Kontrollmechanismen, die Übereinstimmung mit unseren Aktionärsinteressen und die Identifikation nicht-finanzieller Risiken Grundlage für eine vorbildliche ökologische und soziale Verhaltensweise darstellt. Die Unternehmensführung macht deshalb nach unserer hauseigenen Klassifikation 60 Prozent des ESG-Ratings eines Unternehmens aus. Die Kriterien Soziales und Umwelt stehen zusammen für die restlichen 40 Prozent. Zusätzlich betreiben wir eine Ausschlusspolitik, nach der wir Sektoren und Unternehmen ausschließen, die gegen ethische Normen verstoßen. Dazu gehören Unternehmen, die mehr als 10 Prozent ihres Umsatzes in der Tabak-, der Rüstungsindustrie oder mit fossilen Energieträgern erwirtschaften, sowie solche, die Antipersonenminen und Streubomben herstellen. Darüber hinaus werden alle Unternehmen ausgeschlossen, die gegen den Global Compact der Vereinten Nationen verstoßen, sei es im Hinblickauf Menschenrechte, Umweltweltschutz, Arbeitsbedingungen oder Korruption. Dabei achten wir insbesondere auf strittige Fälle. Wir haben einen Ethikausschuss geschaffen, der die heikelsten Fälle überprüft und gegebenenfalls den Ausschluss bestimmter Aktien oder Sektoren beschließt. Zudem üben wir systematisch alle Stimmrechte auf Hauptversammlungen aus. Bei LFDE sind alle Portfoliomanager in die ESG-Analyse und das SRI-Management eingebunden. Sie erfahren dabei Unterstützung durch die Expertise des SRI-Teams.

Sie wählen Wachstumsunternehmen aus. Was bedeutet das genau?

Wir arbeiten mit drei Wachstumsprofilen: demonstratives, zyklisches und sehr hohes Wachstum. Entsprechend machen Unternehmen mit demonstrativem Wachstum hinsichtlich der genannten Kriterien (Umsatzwachstum von 5 Mio. € und ROI von 20 %) rund 60 bis 80 Prozent des Portfolios aus. Dazu gehören z. B. Aktien wie L’Oréal, SAP und AstraZeneca. Unternehmen mit zyklischem Wachstum werden im Rahmen der taktischen Allokation ins Portfolio aufgenommen (0 bis 20 % des Portfolios). Dabei handelt es sich um Werte wie Michelin oder Prysmian, ein italienischer Kabelhersteller. Darüber hinaus wählen wir Unternehmen mit einem sehr hohen Wachstum aus, die ein jährliches Umsatzwachstum von mehr als 7 Prozent erzielen (0 bis 20 % des Portfolios). Meistens handelt es sich dabei um disruptive Geschäftsmodelle auf wachstumsstarken Märkten. Dies ist beispielsweise bei ASML und Dassault Systèmes2 der Fall.

Wie sieht Ihre derzeitige Asset-Allokation aus und wie begründen Sie diese?

Wir bevorzugen Unternehmen mit demonstrativem Wachstum, die derzeit drei Viertel des Portfolios repräsentieren. Dies entspricht einer eher defensiven Positionierung, da diese Aktien ein Beta von 1 oder weniger aufweisen. Im Falle einer Baisse kann das Portfolio so seine Verluste im Vergleich zu den Börsenindizes beschränken. Das Portfolio ist in viele Technologie- und Industriewerte investiert, daneben auch in Unternehmen aus dem Konsumgütersektor wie z. B. Luxusgüter. Umgekehrt werden grundsätzlich keine Positionen in Finanzwerten und im Energiesektor aufgebaut, da ihre Wachstumsdynamik hochgradig vom Konjunkturzyklus oder von exogenen Faktoren abhängig ist. Bis zu einem Viertel des Fondsvermögens können wir außerhalb der Europäischen Union investieren, z. B. in Weltmarktführer, die in den USA oder in Asien ansässig sind, sofern sie unsere SRI-Kriterien erfüllen. Beispielsweise halten wir US-Unternehmen, die im elektronischen Zahlungsverkehr aktiv sind, eindeutig für Spitzenwerte. Folglich bauten wir Positionen der wichtigsten Akteure dieses Segments auf, wie Visa und Fidelity National Services2.

Wie sieht Ihr Anlagehorizont aus?

Da unsere Strategie darin besteht, langfristig in erfolgreiche Wachstums-Stories zu investieren, lassen wir uns bisweilen mehrere Monate Zeit, bevor wir uns langfristig engagieren. Während dieser Vorlaufzeit testen wir die Stichhaltigkeit unseres Investment Case und werden schließlich bei einem attraktiven Einstiegsniveau aktiv. Unser durchschnittlicher Anlagehorizont beträgt drei Jahre. Wir haben ein Portfolio aus rund 30 Werten aufgebaut, dessen Umschlagshäufigkeit entsprechend gering ist.<<

Über Adrien Bommelaer:

Nach seinem EDHEC-Abschluss beginnt Adrien Bommelaer seine berufliche Laufbahn 1997 bei der Credit Suisse in London als Sell Side-Analyst. Im Jahr 2005 übernimmt er die Analyse des Sektors Hardware und Halbleiter. Er geht 2012 zur Alliance Trust Investments als Investment Manager im Managementteam der weltweiten OGA, bevor er im SRI-Team arbeitet und 2016 Co-Manager der weltweiten OGA wird. Als ATI von Lion Trust Asset Management übernommen wird, wird Adrien Bommelaer zum Partner ernannt. Ende 2017 kommt er als Co-Manager von Echiquier Major SRI Growth Europe zu La Financière de l’Echiquier.

Über LFDE - La Financière de l’Échiquier – www.lfde.com LFDE

La Financière de l'Échiquier, im Jahr 1991 gegründet, ist mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 9 Milliarden Euro und einem mehr als 130 Mitarbeiter zählenden Team eine der führenden französischen Vermögensverwaltungsgesellschaften. Das Unternehmen verwaltet Spar- und Finanzanlagen im Auftrag von Privatkunden, Vermögensverwaltungsberatern und institutionellen Anlegern. Als Teil der Primonial Group ist LFDE auch in Deutschland, Österreich, der Schweiz, in Italien, Spanien und den Benelux-Ländern vertreten. LFDE unterzeichnete 2008 die UNPRI-Grundsätze, 2013 das Carbon Disclosure Project 2013 und 2017 das Montreal Carbon Pledge.