...Nadal, 6:3 5:7 6:1 6:1. In vielen österreichischen Wohnzimmern ist vorvergangenen Sonntag spätestens zu diesem Zeitpunkt die Fernbedienung mit vollem Karacho im Bildschirm gelandet. Wie bereits in den vergangenen Jahren scheiterte Dominic Thiem in Paris bei den French Open am muskelbepackten Sandplatzkönig Rafael Nadal. Viele haben bereits versucht den Mallorquiner in Paris zu schlagen, bis auf 2 (Söderling 2009, Djokovic 2015) sind alle gescheitert. Als kleinen Trost für das kommende Jahr bleibt festzuhalten, dass Thiem dieses Jahr zumindest bis zum Ende des 2. Satzes so knapp wie noch nie an einem Sieg dran war. Auch in der österreichischen Finanzmarktszene konnte ein Unternehmen zuletzt einen wichtigen Sieg einfahren. Vom Sandplatzkönig Nadal kommen wir nun zum Cateringkönig Do&Co, der vor rund drei Wochen den wichtigen Deal mit Turkish Airlines unter Dach und Fach bringen konnte und somit nach Iberia und British Airways den nächsten Großauftrag für sich entschied.

Vergangene Woche präsentierte das Unternehmen seine Zahlen zum Geschäftsjahr 2018/19, die ziemlich exakt den Erwartungen der Analysten entsprachen. Der Umsatz ging, trotz des Wegfalls des Zugcaterings und negativer Währungseffekte nur leicht zurück und das EBIT (+1,6%) und das Konzernergebnis (+8,3%) konnten aufgrund eines starken organischen Wachstums gepaart mit positiven Abschreibungseffekten und einer niedrigeren Steuerquote im Vorjahresvergleich wachsen. Ein deutlicheres Umsatzplus sollte jedoch in den nächsten Jahren erfolgen, wenn die Erträge aus den Großprojekten erstmals schlagend werden. Daher liegt für das Geschäftsjahr 2019/20 ein besonderes Augenmerk auf einer effizienten und erfolgreichen Umsetzung dieser Aufträge, wobei dies nicht ausschließt, dass auch noch weitere Aufträge folgen könnten. Zuletzt gab es Gerüchte, dass das Unternehmen die Übernahme der Lufthansa Tochter LSG Sky Chefs in Erwägung zieht. Die Analysten sind jedenfalls sehr positiv gegenüber der Aktie eingestellt. Bloomberg spricht hier eine sehr deutliche Sprache: insgesamt 9 Kaufempfehlungen stehen jeweils 0 Halten und Verkaufen Empfehlungen gegenüber, bei einem durchschnittlichen Kursziel von 96,8 Euro.

Vom Schnitzel im Flugzeug machen wir nun einen fliegenden Wechsel zum Schnitzel am Teller in einer Berliner Mietwohnung. Dort ziehen im Wohnimmobilienbereich, zumindest aus Investorensicht, derzeit einige Gewitterwolken auf. Ende letzter Woche wurde bekannt, dass der Berliner Senat ein radikales Gesetz plant, in dem die Berliner Mietsteigerungen ab 2020 für die nächsten 5 Jahre gestoppt werden sollen. Ferner soll bei Neuvermietung höchstens die vereinbarte Miete aus dem vorherigen Mietverhältnis verlangt werden dürfen. Zudem soll den Mietern eine Möglichkeit eingeräumt werden, per Antrag rückwirkend überprüfen zu lassen, ob die eigene Miete unzulässig hoch ist. Eine solche Regelung wäre in Deutschland bis jetzt einzigartig und würde insbesondere Deutsche Wohnen und Ado Properties am härtesten treffen, die prozentuell das größte Wohnimmobilienportfolio in Berlin besitzen. Kommenden Dienstag (18.6.) soll das Gesetz beschlossen werden. Mehrere Experten zweifeln jedoch stark an, dass das neue Gesetz auch verfassungskonform ist, da in Frage steht ob neben dem Bund, Länder überhaupt die Befugnis haben Mieterhöhungen zu verbieten. Ob die Lösung des Problems nicht eher darin bestehen könnte, ausreichend Wohnraum zu schaffen, sei jedem Beobachter selbst überlassen.

Deutsche Wohnen ist der mit Abstand größte Anbieter von Mietwohnungen in Berlin. Das Portfolio des Unternehmens setzt sich aus rund 159.000 Wohnungen (116.000 in Berlin) zusammen und generiert jährliche Mieterträge von 786 Mio. Euro. Zuletzt waren es vor allem politische (populistische) Interventionen und Vorstöße, die Druck auf die Aktie ausübten. Während zu Beginn des Jahres noch von Zwangsenteignungen, die aus demokratiepolitischer Sicht wohl nur sehr schwer zu rechtfertigen gewesen wären, die Rede war, liegt nun der Fokus des politischen Diskurses auf dem bereits erwähnten Einfrieren der Mieten für einen Zeitraum von 5 Jahren. Am 5. Juni, als die Bombe platze und die neuen Pläne der Rot-Rot-Grünen Stadtregierung bekannt wurden, brach der Aktienkurs von Deutsche Wohnen innerhalb von 2 Tagen um rund 16% ein. Im selben Zeitraum ging die Vonovia-Aktie um rund 6% zurück, die mit einem Exposure von rund 15% bei weitem nicht die Berlin-Lastigkeit von Deutsche Wohnen (77% des Portfolios in Berlin) aufweist. Trotz der jüngsten politischen Störfeuer dürfen sich die deutschen Wohnimmobiliengiganten nicht über den Verlauf der letzten Jahre beschweren. Das Zusammenschrumpfen der Renditen konnte durch ein signifikantes Portfoliowachstum mehr als nur kompensiert werden. So kommt es dazu, dass Deutsche Wohnen (+158%) und Vonovia (+162%) innerhalb der letzten 5 Jahre deutliche Erträge für seine Investoren generieren konnten. Oder um wieder in unsere Tennisanalogie zu verfallen, die Rafael Nadals des Wohnimmobiliensektors!