Von Achten hat seit seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr bereits einige Rückschläge erlitten. Keine zwei Wochen, nachdem er den Chefsessel von seinem Vorgänger Bernd Scheifele übernommen hatte, musste er eine überraschend schwache Umsatzentwicklung für das Jahr 2019 einräumen. Dann kam die Corona-Krise. Bereits im März strich der Manager seine ursprünglichen Ziele für das laufende Jahr und setzte Anfang Juli den Wert der Besitztümer von Heidelbergcement herab.

Zuletzt zeigte sich von Achten zuversichtlicher und gab für den DAX-Konzern wieder ein Gewinnziel aus. Für das gerade abgelaufene Jahr erwartet er einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen über dem Vorjahreswert von knapp 3,6 Milliarden Euro.

"Das dritte Quartal war gut, der Oktober war ordentlich und wir gehen davon aus, dass das ganze Jahr ordentlich wird", sagte er bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal Anfang November. Das Unternehmen sei agil und flott genug, um auf alles vernünftig zu reagieren, was da komme, auch im Jahr 2021. Die erneuten Beschränkungen zur Bekämpfung der steigenden Zahl von Coronavirus-Infizierten dürften die Baustoffbranche weniger stark belasten als im Frühjahr. Er sei optimistisch, dass es keine zweiten Delle wie im Frühjahr geben werde, sagte von Achten.

Um gut durch die Corona-Krise zu kommen, hatte Heidelbergcement Ende Februar vergangenen Jahres ein neues Sparprogramm aufgesetzt. "Konzernweit haben wir seit dem Start des Programms über 700 Millionen Euro an Ausgaben eingespart. Wir liegen damit exakt im Plan", sagte von Achten. Insgesamt hatte das Unternehmen angekündigt, 2020 die Kosten um eine Milliarde Euro zu reduzieren. Dazu beitragen sollen etwa niedrigere Personalaufwendungen, freiwillige Kürzungen der Management-Gehälter, die Beschränkung von Investitionen sowie geringere Steuerzahlungen.

Bis 2025 will das Management die operative Marge (bereinigtes Ebitda zum Umsatz) um drei Prozentpunkte auf 22 Prozent verbessern. So plant Heidelbergcement, Prozesse und Strukturen in Vertrieb, Produktion und Verwaltung zu optimieren. Besser werden will das Unternehmen vor allem in Nordamerika, sagte der Konzernchef jüngst. Dort soll die Marge über alle Geschäftsbereiche hinweg um vier bis fünf Prozentpunkte steigen.

Auch will sich das Unternehmen, das etwa mit LafargeHolcim und der mexikanischen Cemex konkurriert, auf die stärksten Märkte konzentrieren - also Geschäfte verkaufen, die mittelfristig nicht die Renditeerwartungen erfüllen. Anfang des Jahres verkaufte Heidelbergcement sein Kuwait-Geschäft. Der Konzern habe fünf weitere Vermögenswerte identifiziert, die verkauft werden sollen, sagte ein Sprecher. Welche Länder davon betroffen seien und wie viel die Verkäufe einbringen werden, dazu äußerte er sich nicht.

Zuletzt gab es Gerüchte, dass das Unternehmen den Verkauf des Kalifornien-Geschäfts durchspielt. Der DAX-Konzern könnte mit diesem Zug laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,82 Milliarden Euro) einnehmen. Heidelbergcement plant aber auch selektive Zukäufe in bestehenden Märkten und will die Digitalisierung vorantreiben. Davon verspricht sich das Management erhebliche Effizienzgewinne und geringere Kosten in der Produktion und Verwaltung.

Sein ursprüngliches Ziel, die CO2-Emissionen auf unter 525 Kilogramm pro Tonne von zementartigem Material zu verringern, will das Unternehmen bereits bis 2025 erreichen und damit fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Damit werde die CO2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 um 30 Prozent reduziert, hieß es. Bis 2030 sollen die Emissionen pro Tonne von zementartigem Material auf unter 500 Kilogramm sinken.

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