HENKEL IM FOKUS: Neuer Chef, alte Probleme
04.11.2019 | 08:35
Machtwechsel bei Henkel
DAS IST LOS BEI HENKEL:
Gemunkelt wurde es schon länger, Ende Oktober wurde es Gewissheit. Das Gastspiel Van Bylens an der Spitze des Herstellers von Marken wie Persil oder Schwarzkopf blieb nur ein Kurzes. Gerade einmal dreieinhalb Jahre hat der Belgier den Konzern geführt, wenn er Henkel zum Jahresende verlässt. Seinem Nachfolger Knobel hinterlässt er eine durchwachsene Bilanz. So gelang es Van Bylen nicht, das jüngst schwächelnde Wachstum der Düsseldorfer anzukurbeln. Auch die Profitabilität zuletzt zu wünschen übrig.
So leidet die konjunktursensible Klebstoffsparte unter der Schwäche in der Automobilindustrie. Das Geschäft mit Haut- und Haarpflege ist einem hohen Konkurrenzdruck in den reifen Märkten - insbesondere in Europa - ausgesetzt. Höhere Kosten für Marketing und Vertrieb knabbern am Gewinn. Rund läuft lediglich das Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln wie etwa Persil, Somat oder Sidolin, wobei sich die Entwicklung zuletzt deutlich abschwächte. Als Folge musste Henkel seine Prognosen für das laufende Jahr senken.
Van Bylen wollte die Wachstumsschwäche mit zusätzlichen Investitionen ankurbeln. Eingeplant hat er dafür rund 300 Millionen Euro im Jahr. Der Markenartikel-Hersteller will damit das Wachstum in den Konsumentengeschäften stärken und seine digitale Transformation beschleunigen. Auch dem Ökologie-Trend wollte Henkel folgen. Noch haben sich die Maßnahmen nicht ausgezahlt, die Kosten aber lasten auf der Profitabilität.
Van Bylen hatte den Stab im Mai 2016 von Rorsted übernommen, der
damals zum Sportartikelhersteller Adidas
Mit Knobel sollen nun die Erfolge zurückkommen. Die Erwartungen an den Manager, der seit 2012 Finanzvorstand ist, sind hoch. Nachhaltiges profitables Wachstum soll bei Henkel weiterhin im Mittelpunkt stehen. Doch Knobel muss gegen sein Image als Zahlenmensch kämpfen. So gab es von der Kapitalmarktseite bereits Kritik an der internen Lösung.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Enttäuscht zeigten sich etwa die Analysten von JPMorgan
Auch Martin Deboo vom Analysehaus Jefferies zeigt sich kritisch. Zwar begrüßte er den Wechsel an der Spitze generell. Doch stellt er in Frage, ob ein Manager wie Knobel, der an den Entscheidungen und Weichenstellungen der vergangenen Jahre beteiligt war, die richtige Antwort auf die Herausforderungen bei Henkel sei. So habe Knobel eine lange Aufgabenliste. Von einem hinter Wettbewerbern zurückbleibendem Klebstoffgeschäft über das Marktanteile verlierende US-Waschmittelgeschäft bis hin zu einem wettbewerbsintensiven Konsumgütermarkt reichten die Probleme.
Eine Möglichkeit für Henkel, neue Wachstumsmöglichkeiten zu
erschließen, könnte sich Knobel schon in Kürze ausgerechnet im
schwächelnden Kosmetikbereich bieten. Denn der Kosmetikkonzern Coty
prüft zurzeit nach eigenen Angaben den Verkauf bekannter Marken wie
Wella. Für Wella hatte sich Henkel bereits in der Vergangenheit
interessiert. Für eine Übernahme macht sich etwa Analyst Iain
Simpson von der britischen Bank Barclays
Andere Marktbeobachter bemängeln hingegen, dass Wella heute als Übernahmeziel längst nicht mehr so attraktiv sei wie in der Vergangenheit. Jörg Philipp Frey von Warburg Research warnte sogar explizit vor einer solchen Übernahme. Die Kombination zweier schrumpfender Marken beschleunige normalerweise nur die Umsatzerosion, so dass dies eine risikoreiche Transaktion wäre. "Solange es Henkel nicht gelungen ist, das eigene Beauty-Care-Geschäft wieder auf Wachstumskurs zu bringen, dürfte das Vertrauen, den Turnaround von Wella zu bewältigen, während zwei Branchengrößen (Coty, Procter & Gamble) das Geschäft nicht wiederbeleben konnten, sehr niedrig sein", kommentierte er.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die lange Jahre erfolgsverwöhnten Investoren hatten in den
vergangenen Jahren wenig Freude an ihren Henkel-Aktien. Kletterte
die Aktie im Juni 2017 auf ein Rekordhoch von fast 130 Euro, ging es
danach stetig bergab. In diesem Jahr fällt die Aktie erheblich
hinter der Entwicklung der anderen Dax
ISIN DE0006048432
AXC0076 2019-11-04/08:35
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