Dazu eine kurze Hintergrundgeschichte für diejenigen, die diese Saga trotz dem teilweise hohen Unterhaltungswert bisher nicht verfolgt hatten: Im Laufe der letzten 12 Monate kauften sich die am heimischen Markt nicht unbekannten Investoren Pecik und Benko in mehreren Schritten bei S Immo ein. Gleichzeitig stockte die Firma ihren Anteil an Immofinanz- und CA Immo-Aktien auf, weswegen die Gerüchteküche am heimischen Markt ordentlich ins Brodeln kam (weitere Details hierzu können bei Interesse auch in unserem Immofinanzbericht vom 22.3.2018 nachgelesen werden). Diese Woche gab Immofinanz bekannt selbigen Anteil um wohlfeile €20/Aktie übernehmen zu wollen, was wohl zu einem netten Reibach für die beiden Investoren führen dürfte.

Damit hätte Immofinanz einen Anteil von 29,1% an S Immo sowie knapp 26% an CA Immo. So weit so gut. S Immo hält jedoch auch einen Anteil von 11,8% an Immofinanz sowie über 5% an CA Immo. Wenn sie langsam beginnen den Überblick zu verlieren: Keine Sorge, denn es wird vielleicht bald wieder deutlich weniger kompliziert. Einen Tag später gab Immofinanz nämlich bekannt, den CA Immo-Anteil zum Verkauf anzubieten. Damit umgeht man nicht nur ein möglicherweise notwendiges Pflichtangebot für CA Immo (da der Anteil der S Immo für diese Zwecke auch der Immofinanz zugerechnet werden könnte und sie daher über die 30% Schwelle kommen würde; wie üblich reagiert im Übernahmegesetz der Konjunktiv, da es diverse Ausnahmeregelungen gibt und der eine oder andere kreative Rechtsanwalt hier vielleicht Umwege finden könnte). Die Firma würde sich (einen guten Verkaufspreis vorausgesetzt) auch eine schöne Kriegskasse aufbauen, immerhin deutete die Firma bereits an, dass durchaus Interesse an einer „intensiveren“ Kooperation mit S Immo besteht…

An der Börse wurden diese Nachrichten insgesamt eher gemischt aufgenommen. Während es bei CA Immo kaum Bewegungen gab, überwogen bei S Immo und Immofinanz doch deutlich die Verkäufer. Bei letzterer dürfte wohl der recht geschmalzene Preis für die S Immo Aktien (immerhin knapp 14% über dem zuletzt veröffentlichten EPRA-NAV der Firma; zum Vergleich: Immofinanz selbst notiert aktuell knapp 25% UNTER dem eigenen NAV) eine Rolle gespielt haben. Insgesamt dürften wir uns wohl nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, wenn wir sagen: Es ist zu bezweifeln, dass dies bereits das letzte Kapitel in einer Saga ist, die sich nun schon über mehrere Jahre hinzieht…

Auch auf makroökonomischer Ebene gibt es ein Thema, das uns die letzten Jahre intensiv beschäftigt: die Inflation. Dabei gibt es hier momentan durchaus gemischte Signale. Während die Rohstoffpreise derzeit aufgrund der US Sanktionen gegen russische Hersteller einen wahren Boom erleben (der Aluminiumpreis beispielsweise konnte seit Monatsbeginn knapp 30% (!) zulegen), sieht die Sache bei Konsumgütern deutlich gedämpfter aus. Diese Woche legten mit Nestle, Unilver (Axe, Knorr, Dove),  Reckitt Benckiser (Calgonit, Cilit Bang, Durex) und Procter & Gamble (Gilette, Pampers, Meister Proper) Firmen ihre Zahlen vor, mit deren Marken man problemlos eine gesamte Shopping City füllen könnte. Ihnen allen war eins gemeinsam: Während sich die Absatzmengen durchaus gut entwickeln konnten, lag die Preisentwicklung doch deutlich unter den Analystenschätzungen.

Was für die Firmen und ihre Aktionäre weniger gut ist (der Personal Goods Sektor war diese Woche mit Abstand der größte Verlierer in Europa), ist jedoch für die Konsumenten durchaus positiv. Im Supermarkt herrscht in den meisten Ländern harter Wettbewerb (Österreich ist hier wieder mal eine Insel der Seligen, aber das ist eine andere Geschichte), weswegen Preiserhöhungen momentan nur schwer an die Konsumenten weitergegeben werden können. Gute alte Marktwirtschaft at its best, da helfen momentan auch EZB-Anleihenkäufe oder andere Finanzmagie wenig. Wie lange diese Situation allerdings anhalten kann ist fragwürdig, da die Kosten der Firmen deutlich anziehen dürften. Für viele Konsumgüterhersteller ist Plastik einer der größten Kostenfaktoren und hier spielt der Ölpreis eine nicht unerhebliche Rolle. Und wie sich der in letzter Zeit entwickelt hat, können wir sehr gut beim nächsten Besuch der Tankstelle nachvollziehen…

Auch die nächste Woche dürfte im Zeichen der Unternehmensberichte stehen. Während international wohl wieder die US Unternehmen den Ton angeben dürften (es berichten u.a. die Google-Mutter Alphabet, das Ölserviceunternehmen Haliburton und der Maschinenriese Caterpillar), können wir uns auch am heimischen Markt über Quartalsberichte freuen. Neben den beiden Baufirmen Porr und Strabag dürfte auch der in der Schweiz notierte Chiphersteller ams für einiges an Spannung sorgen. Letzter kam zuletzt aufgrund des vorsichtigen Ausblicks einiger Branchenkollegen deutlich unter Druck, eine ähnliche Situation wie vor dem letzten Quartalsbericht der Firma. Damals konnte das Unternehmen mit hervorragenden Zahlen überraschen, bleibt abzuwarten, ob sie zum zweiten Mal ein Karnickel aus dem Hut zaubern können…

Aktuelle Investmentstrategie

Wir denken, dass eine Rückkehr der Volatilität in den Markt nur normal ist und sich dadurch an der langfristig ausgezeichneten Investmentperspektive der Assetklasse „Aktie“ nichts geändert hat. Dennoch halten wir momentan im Gros unserer Produkte eine verhältnismäßig hohe Cashquote, um auf etwaige Marktrücksetzer mit Käufen reagieren zu können. Wir glauben nicht an eine unmittelbar bevorstehende globale Rezession, Aktien gefallen uns nach wie vor bewertungstechnisch deutlich besser als Anleihen! Auf der Equity-Seite sind wir – verglichen mit dem MSCI World – in Europa übergewichtet, in Nordamerika vergleichsweise unterinvestiert und in Schwellenländern wie Indien selektiv allokiert. Auf der Bond-Seite gefallen uns flexible „Total Return“-Produkte, die sich auf dynamische Art und Weise verschiedensten Marktgegebenheiten anpassen können, am besten. In klassischen Staatsanleihen von Industrienationen sind wir hingegen schon seit geraumer Zeit deutlich untergewichtet, das Risiko-/Ertragsprofil erscheint uns hier nur äußerst begrenzt attraktiv. Wenn wir in diesem Marktsegment investiert sein müssen, dann bevorzugen wir inflationsindexierte Bonds, diese erscheinen uns vor dem Szenario einer potentiell steigenden Inflation auf relativer Basis noch einigermaßen attraktiv.