Die Kursentwicklung des Goldpreises hat mittlerweile auch Skeptiker eines besseren belehrt. Wer am 2.Januar 2016 kaufte, blickt auf ein Kursplus von derzeit 84 Prozent. Der DAX erzielte von 2016 bis 24. Juli 2020 nur einen Zuwachs von 17,5 Prozent. Die hohen Verschuldungen und die massiven Geldmengen führten zum Kauf der Sachwerte Edelmetalle. Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung der Minenaktien noch enttäuschend. Auch wenn der HUI-Goldminen-Index in 2020 über 45 Prozent zugelegt hat (DAX minus drei Prozent), könnte die Kursparty erst begonnen haben.

Seit dem All-time-high des Goldpreises im Jahre 2011 hatten die Goldproduzenten mit fallenden Preisen ihres Produktes zu kämpfen. Die Folge waren Kosteneinsparungen wo immer es ging. Sie förderten schwerpunktmäßig in Minen, in denen sie kostengünstig Gold produzieren konnten. Entweder in geringer Tiefe oder Minen mit hoher Goldkonzentration. Auch wurden teure Explorationen weitestgehend eingestellt. Diese Geschäftspolitik hat allerdings auch Folgen.

Positiv ist, dass die Unternehmen schlanker geworden sind und ihre Verschuldungen kräftig abgebaut haben. Der derzeitige Ölpreis reduziert die üblichen Produktionskosten. Die ersten Gesellschaften zahlen wieder Dividende. Andererseits haben sich die Lebensdauer der attraktivsten Minen vermindert und die Entdeckung neuer Vorhaben sind um Jahre nach hinten verschoben. Auch wenn der technische Fortschritt die Effizienz bei der Exploration und der Förderung verbessert hat, ist eine größere Steigerung der Goldproduktion wenig wahrscheinlich. Die zukünftigen Produktionszahlen von Gold dürften im besten Fall auf dem heutigen Niveau verharren. Sollte die Nachfrage weiter anziehen, werden sich zwar die Übernahmeaktivitäten erhöhen, nicht aber der Goldausstoß. Weiter steigende Goldpreise wäre das wahrscheinlichste Szenario.

Noch auf die Zeit der Kursrückgänge (2011 bis 2015) zurückzuführen, in der gleichzeitig die Aktienmärkte angestiegen sind, ist dieses Segment in den Depots so untergewichtet wie kaum ein anderes. Dies erkennt man an dem Gold/S&P-Ratio. Der Barron´s Gold-Mining-Index hat sogar zum Gold ein Allzeit-Tief erreicht. Es wird Zeit, sich mit diesem Markt zu befassen. Die relative Stärke nimmt schon zu. Etliche Minen sind charttechnisch ausgebrochen. Die meisten mit hohem Volumen. Ein Zeichen, dass die Institutionellen in dieser Asset-Gruppe erste Käufe vornehmen.

Wichtigstes Argument für steigende Kurse der Goldminen ist natürlich ein steigender Goldpreis. Die Zeit seit 2016 hat gezeigt, dass für Großanleger und auch Notenbanken Gold als „Versicherung“ immer wichtiger geworden ist. Hauptbegründungen sind Verschuldungsorgie, ausufernde Geldmengen und ein negativer Realzins. In der Zukunft erscheint die Rückführung der Kredite als ein modernes Märchen.

Im Gegenteil. Die Folgen der Corona-Krise wird den Finanzierungsbedarf erhöhen, so dass steigende Zinsen mit aller Macht verhindert werden müssen. Sollte in den kommenden Monaten und Jahren das Inflationsgespenst wieder auftauchen, wird sich der negative Realzins kräftig erhöhen. Die Finanzierung der Kredite mit weiter steigenden Geldmengen werden das Vertrauen der Bürger in ihr Geld weiter negativ beeinflussen. In diesem Szenario wäre ein weiter steigender Goldpreis die logische Folge.

Es wäre schon mehr als verwunderlich, wenn in diesem Umfeld die Goldminenpreise dann nicht auch steigen würden. Bisher endeten in allen früheren Marktphasen eine Untergewichtung in einer Übergewichtung. Da der Goldpreis noch viel Luft nach oben hat, bieten die Minenpreise überdurchschnittliche Renditechancen. Es ist daher sinnvoll, einen Teil seines Edelmetallinvestments in Minenaktien anzulegen. Ein Engagement in Minenwerte ist aber nicht nur lukrativ, sondern auch Nerven aufreibend und erfordert Mut und Ausdauer. Deren Schwankungsbreite übertrifft die der DAX-Werte deutlich. Wer das Risiko von Einzelwerten scheut, investiert in Minenfonds (zum Beispiel Baker Steel, BGF, UBS), in Xetra-Gold (nach 12 Monaten Haltedauer steuerfrei) oder in ETF (zum Beispiel ComStage Gold Bugs).

Für den breit diversifizierten Anleger ist auch die Beimischung von Silber (zum Beispiel ZKB Silber)und Silberaktien (zum Beispiel Panamerican Silber, Coeur Mining ) lukrativ. Wenn das „Gold des kleinen Mannes“ ebenfalls als „Vermögenssicherung“ entdeckt wird, könnte der Preis prozentual höher steigen als der des großen Bruders. Während das durchschnittliche Gold/Silber-Ratio bei 50 bis 60 liegt, errechnet es sich heute bei 80. Das Hoch im März lag bei 120. Silber hat den Vorteil gegenüber Gold, dass zwischen 50 und 60 Prozent der Produktion in der Industrie (zum Beispiel Fotovoltaik, Medizin, Technologie) verbraucht wird. Derzeit erleben wir gerade ein „Short-Squeeze“. Schließlich hat Silber in diesem Jahr mit 36 Prozent performt, und viele Profis sind darin unterinvestiert.

Technisch gesehen hat Gold im Sommer 2019 die Konsolidierungsphase beendet und befindet sich nun in der Anfangsphase des Aufschwungs. Die sogenannte Partizipationsphase dauert in der Regel etliche Jahre. Diese ist gekennzeichnet durch permanent bessere Nachrichten und Meinungen, immer wieder Erhöhungen der Kursziele durch die Analysten. Noch vorigen Monat lagen deren Kursziele zum Jahresende bei 1.600 bis 1.800 US-Dollar. Jetzt liest man schon öfters 2.300 Dollar. Es folgt ein erhöhtes Interesse der Anleger. Daraufhin entstehen immer mehr „Goldprodukte“. Aber auch die Notenbanken sind „fleißige“ Käufer.

Der Gold- und auch der Silberpreis erscheinen aktuell etwas überkauft, so dass kurzfristig Rückschläge einkalkuliert werden müssen, bevor im Herbst die Saisonalität höhere Nachfrage verspricht. Da auch diese Börse von großen Fonds (zum Beispiel Hedgefonds) beherrscht wird, könnte der Kursrückgang durchaus heftig ausfallen. Das dürften dann allerdings Kaufkurse sein.

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