Die Tourismusbranche ist eine der Branchen, die wohl am heftigsten von der Coronakrise getroffen worden ist. Völlig gleich ob Reiseveranstalter, Reisebüros, Fluggesellschaften, Hotels und andere Anbieter aus der touristischen Wertschöpfungskette – alle haben im Moment extreme Umsatzausfälle; zusätzlich müssen beispielsweise Reiseveranstalter Kundengelder für abgesagte Reisen zurückzahlen und Reisebüros infolgedessen auf ihre Provisionen verzichten.

Das betrifft ebenfalls die Kreuzfahrtbranche mit ihren Reedereien, die durch die Berichte über ganze Schiffe, die in Quarantäne genommen worden sind, möglicherweise sogar einen zusätzlichen Imageschaden hinnehmen müssen. Carnival (WKN: 120100), ein international führender Reiseveranstalter für Schiffsfahrten, musste zwischenzeitlich einen Kurssturz von 74 % hinnehmen (Schlusskurse 21.02.2020 und 06.04.2020, Letzterer maßgeblich für alle Berechnungen).

Durch diese Talfahrt haben sich nach klassischen Bewertungsmaßstäben sehr attraktive Werte ergeben. Zu verlockend scheint es, hier einfach zuzuschlagen. Als unternehmensorientierter und langfristiger Investor sollte man jedoch genauer hinsehen und erst dann in Ruhe abwägen, ob es sich wirklich um eine einzigartige Value-Chance oder eher um eine fiese Value-Falle handelt.

Chancen-Risiken-Verhältnis: Folgen des Coronavirus

Zunächst möchte ich kurz auf das Geschäftsmodell der Carnival Corporation eingehen und abwägen, ob dieses kurz-, mittel- oder langfristig Schaden durch die Folgen des Coronavirus nehmen könnte. Denn es ist nicht sinnvoll, wenn wir aufgrund von Zahlen vergangener Jahre nun eine vermeintlich günstige Aktie identifizieren, aber diese Zahlen zukünftig nicht mehr erreicht werden würden, wenn das Unternehmen nachhaltigen Schaden durch die aktuelle Situation nimmt.

Kurzfristig gesehen steht es außer Frage, dass Carnival und auch alle anderen Unternehmen, die touristische Leistungen anbieten, operativ keine großen Sprünge machen werden. Sehr viele Buchungen mussten storniert werden, was im Falle von Carnival nicht nur die Umsätze für die Buchung an sich wegfallen lässt, sondern auch die Konsumausgaben der Gäste an Bord. Es ist so, dass sehr viele Gäste bereit sind, einiges an Geld an Bord zu lassen – sei es für Essen und Trinken, Ausgaben in den Shops oder im Casino.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Kundengelder größtenteils zurückgezahlt werden müssen, sprich, Carnival sieht sich mit einer Menge Liquiditätsabflüsse konfrontiert. Ob und wann Carnival wieder mit zunehmenden Umsätzen rechnen kann, ist im Moment völlig unklar. Dazu müsste zum einen der Coronavirus aus der Welt geschafft werden und zum anderen muss man vermutlich mit einer langsamen Nachfragesteigerung rechnen, bis Urlauber sich wieder voll und ganz auf eine Kreuzfahrt einlassen können.

Mittel- bis langfristig steht für mich jedoch nicht zur Debatte, dass Menschen wieder Urlaub machen werden und dazu auch wieder Kreuzfahrten buchen werden. Dieser Ausblick dürfte zwar nun durch die Folgen des Coronavirus verlangsamt worden sein, aber laut Statista wird das Marktvolumen für Kreuzfahrten weltweit um jährlich 3,5 % bis 2023 wachsen.

Das aktuelle Bewertungsniveau

Auf Basis der Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2019 ist die Carnival-Aktie extrem günstig bewertet: Im Moment wird sie mit einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 2,5 und einem KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) von 0,29 gehandelt – beide Werte sprechen für eine starke Unterbewertung. Die Dividendenrendite liegt aktuell sogar bei unglaublichen 18,4 %.

Bereits jetzt kann man angesichts der Lage sagen, dass die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2020 deutlich niedriger ausfallen werden, was das KGV natürlich relativiert. Die Dividende wurde zwar bisher nicht gestrichen, doch auch das ist in den kommenden Quartalen durchaus wahrscheinlich.

Nichtsdestotrotz steht dem niedrigen Aktienkurs jede Menge Substanz in der Bilanz gegenüber, was es Carnival auch ermöglicht hat, vor Kurzem Maßnahmen durchzuführen, um an frisches Kapital zu kommen. Aktienausgaben oder neue Schulden kommen bei bestehenden Aktionären nicht immer gut an, aber sie sind in diesem Fall wohl nötig, um durch diese Krise zu navigieren und danach wieder durchstarten zu können.

Fazit

Bevor ich das Schlussfazit ziehe, möchte ich auf die Wichtigkeit einer soliden Bilanz hinweisen, die ein Unternehmen haben sollte, vor allem in Krisenzeiten. Die Liquidität 2. Grades liegt bei Carnival lediglich bei knapp 11 % – alles andere als gut, wenn man bedenkt, dass dieser Wert mindestens 100 % betragen sollte.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass es ein sehr kapitalintensives Geschäft ist, das Carnival betreibt. Allein im Geschäftsjahr 2019 wurden 5,4 Mrd. US-Dollar für Investitionen in Sachanlagen verbraucht – Schulden sind eben (leider) notwendig, um neue Schiffe auf den Markt zu bringen.

Beflügelt wurde der Aktienkurs kürzlich durch die Bekanntgabe, dass Saudi-Arabien mit ihrem Staatsfonds PIF mit etwa 8 % Anteilen bei Carnival eingestiegen ist. Ein neuer Großaktionär kann durchaus positive Signale senden, allerdings sollte man allein davon keine Kaufentscheidung abhängig machen.

Die Carnival-Aktie ist meiner Meinung nach ein heißer Turnaround-Kandidat für Investoren, die einen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren haben. Ich gehe davon aus, dass Menschen wieder reisen werden, auch auf Kreuzfahrtschiffen. Daher sollte sich das Geschäft von Carnival – nach der Coronakrise – langsam, aber sicher erholen.

Daher tendiere ich, für mich persönlich zu sagen, dass die Aktie von Carnival auf langfristige Sicht eher eine Value-Chance als eine Value-Falle ist. Sollte sich das Unternehmen nachhaltig erholen können, erwarten mutige Investoren möglicherweise Kursgewinne und auch attraktive Dividendenzahlungen. Ob das aktuell vorhandene Risiko das wert ist, sollte jeder Investor wie immer für sich selbst entscheiden.

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Caio Reimertshofer besitzt Aktien von Carnival. The Motley Fool empfiehlt Carnival.

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