Oesterreichs Energie Präsident fordert Politik zum Handeln auf, der Erneuerbaren-Ausbau muss trotz Neuwahl sichergestellt sein

Wien (OTS) - Im sechsten Absatz muss es wie folgt richtig heißen: Der Inlandsstromverbrauch betrug 2018 exklusive Pumpspeicherung 71,3 Terawattstunden (TWh), das sind 0,7 Prozent weniger als 2017 bei einem Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent und einem Bevölkerungswachstum um 0,43 Prozent auf 8,86 Millionen Menschen. (statt 0,3 Prozent mehr als 2017)

Anbei die korrigierte Neufassung:

Österreichs E-Wirtschaft ist bereit für Investitionen und appelliert deutlich an die Politik, dass Bekenntnissen zum Klimaschutz rasch gesetzliche Maßnahmen folgen müssen: „Die E-Wirtschaft versorgt ihre Kunden bestens, hat die Chancen des Wandels der Energiewelt erkannt, investiert und plant für eine gute Zukunft Österreichs. Aber:
Klimaschutz verträgt keine Pause. Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren, wir brauchen dringend entsprechende gesetzliche Vorgaben für mehr sauberen Strom“, erklärte Leonhard Schitter, Präsident von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der E-Wirtschaft. „Österreich kann sich eine Politik der Verzögerung schlicht nicht leisten“, so Schitter weiter.

Laut der geltenden Klima- und Energiestrategie soll Österreich bis 2030 seinen Stromverbrauch zu 100 Prozent mit sauberem Strom aus dem Inland decken. Das Jahr 2019 ist für die Erreichung dieses Zieles entscheidend, hätte doch das Erneuerbaren Ausbau Gesetz noch vor dem Sommer in Begutachtung gehen sollen. Doch eine nun akut drohende weitere Verzögerung bei notwendigen legistischen Maßnahmen, betrachtet die E-Wirtschaft als herben Rückschlag für den Klimaschutz und die Erfüllung der Ziele der Klimakonferenz von Paris.

„Wir appellieren an das BMNT weiter an dem Gesetz zu arbeiten und die Zeit zu nützen, um Experten zu hören und dem Thema den entsprechenden Stellenwert in der politischen Ausrichtung Österreichs zu geben“, so Schitter.

Die dringlichsten Maßnahmen fasst die E-Wirtschaft in drei Punkten zusammen:


  • Flexible Marktprämie auf Basis von technologiespezifischen Ausschreibungen zur Incentivierung des Ökostromausbaus aller Technologien (PV, Wind und Wasserkraft)

  • Ein Abbau der Warteschlange Wind- und Wasserkraft

  • Kurzfristige Maßnahmen, um zu verhindern, dass Stillstand
    einkehrt, könnten auch rasch mit parlamentarischer Mehrheit vorgezogen werden, zum Beispiel:


* Der Entfall der Eigenstromsteuer bei PV (ist schon im Begutachtungsentwurf zur Steuerreform enthalten)

Grundsätzlich sei die Ausgangslage gut, betont Schitter.

Österreichs E-Wirtschaft ist Erneuerbaren-Leader der EU

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung im
Inland beläuft sich auf fast drei Viertel, thermische Kraftwerke
liefern rund ein Viertel des Stroms. Zum Vergleich: Im europäischen
Schnitt stammen etwa 30 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren, beinahe
die Hälfte aus thermischen Kraftwerken und gut ein Viertel aus
Kernenergie. „Österreich hat von allen EU-Staaten damit den höchsten
Anteil erneuerbarer Energien im Strom“, so Schitter. „Allerdings
dürfen wir uns hier nichts vormachen. Wir sind gut, was den Anteil an
Erneuerbaren anbelangt und die E-Wirtschaft leistet ihren Beitrag zum
weiteren Ausbau. Wir müssten jedoch noch viel schneller sein, um die
Klimaziele zu erreichen. Dazu braucht es politische Entscheidungen
und ein taugliches Gesetz.“

Der Inlandsstromverbrauch betrug 2018 exklusive Pumpspeicherung
71,3 Terawattstunden (TWh), das sind 0,7 Prozent weniger als 2017 bei
einem Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent und einem
Bevölkerungswachstum um 0,43 Prozent auf 8,86 Millionen Menschen.
Damit setzte sich die Entkoppelung von Stromverbrauch und
Wirtschaftswachstum auch 2018 fort, nicht zuletzt durch
Energieeffizienzmaßnahmen. Die Netto-Stromimporte beliefen sich 2018
auf 8,9 TWh, das entspricht 12,5 Prozent des Stromverbrauchs. 2017
betrugen die Netto-Stromimporte 6,7 TWh oder 10,6 Prozent des
Inlandsstromverbrauchs. Schitter: „Die Abhängigkeit Österreichs von
Stromimporten ist aufgrund der Verzerrung des Energy-only-Marktes
beim Strom erneut enorm angestiegen.“

Wasserkraft ist weiter Österreichs wichtigste Ressource zur
Stromerzeugung, aber auch Wind und Sonne legen zu

Herzstück der österreichischen Stromerzeugung ist die Wasserkraft.
2017 waren laut E-Control Bestandsstatistik insgesamt 93
Laufwasserkraftwerke über zehn MW mit einer installierten Leistung
von knapp 4500 MW in Betrieb. Österreich verfügt über 66
Speicherkraftwerke mit einer Leistung über zehn MW und 8256 MW
Engpassleistung, die ebenfalls größtenteils von Mitgliedern von
Oesterreichs Energie betrieben werden. In Summe betrug die
Engpassleistung aller österreichischen Kraftwerke im Jahr 2017 rund
25.414 MW. Davon entfielen 5.714 MW auf Laufkraftwerke, 8.436 MW auf
Speicherkraftwerke und 7.183 MW auf thermische Kraftwerke. Die
Engpassleistung der installierten Windkraft lag bei 2.887 MW, jene
der PV bei 1.193 MW.

Kraftwerksvorhaben mit 10 TWh Erzeugung erneuerbarer Energie

Die Unternehmen der E-Wirtschaft planen und projektieren aktiv für
eine zur Gänze erneuerbare Stromversorgung. In Bau sind aktuell 21
Wasserkraftprojekte mit einer Gesamtleistung von 713,4 MW und einer
Jahresstromerzeugung von etwas über einer TWh. In Planung sind
Wasserkraftprojekte mit einer Leistung von 2827,7 MW und einer
Erzeugung von 3158 GWh. Gemeldet wurden zusätzlich Konzepte mit einer
Gesamtleistung von 1040 MW und 330 GWh Erzeugung. Schitter: „Mit der
Realisierung der aktuellen Projekte der E-Wirtschaft decken wir schon
beinahe die Hälfte des Ausbauvolumens bis 2030 ab. Das ist eine der
wichtigsten Grundlagen, damit Österreich das Ziel von 100 Prozent
Strom aus erneuerbaren Energien schafft.“

In Planung befinden sich Windanlagen mit 614,3 MW Leistung und
1719,3 GWh Stromproduktion pro Jahr. Zusätzlich gibt es Konzepte für
Windanlagen mit 1083,5 MW Leistung und 2781 GWh Stromerzeugung bei
den Unternehmen der E-Wirtschaft. Im Bereich der Photovoltaik sind
6,2 MW mit einer Erzeugung von 6,2 GWh in Bau, sowie 28,5 MW Leistung
und 28,5 GWh Erzeugung in Planung. Konzepte existieren für weitere
1245 MW und 1362 GWh. In Summe ergeben die Projekte eine
Jahresstromerzeugung von erwarteten 10 TWh.

Netzbetreiber investieren in die Zukunft

Als Investitionen in die Zukunft der Energieversorgung, haben die
großen österreichischen Netzbetreiber bereits eine Vielzahl von
Projekten angestoßen. Insgesamt summieren sich die aktuell geplanten
Netzinvestitionen bis 2030 nach einer Branchenumfrage von
Oesterreichs Energie auf über 10 Mrd. Euro und fast 23.000 km neue,
bzw. ertüchtigte Stromleitungen der verschiedenen Netzebenen. Nicht
enthalten in dieser Summe sind die für die Energiewende notwendigen
ergänzenden Investitionen zur Erfüllung der Klima- und
Energiestrategie von erwarteten 8,5 Mrd. Euro. Schitter: „Die
österreichischen Netzbetreiber erfüllen mit ihren aktuellen Vorhaben
bereits zwei Drittel des erwarteten Investitionsbedarfs für 100
Prozent erneuerbaren Strom 2030. Das ist eine wichtige Vorleistung,
für einen Ausbau in der benötigten Größenordnung braucht die
E-Wirtschaft aber bessere Bedingungen seitens der
Regulierungsbehörden und ein neues System der Netztarifierung.“
Oesterreichs Energie sieht den Ausbau und die Ertüchtigung der
Verteilernetze und auch der Übertragungsnetze als entscheidenden
Faktor für das Gelingen der Umstellung des Stromsystems auf
erneuerbare Energien.

E-Wirtschaft: wettbewerbsstark und innovativ

Als „erfolgreich in einem sich rasch wandelnden Umfeld“ sieht
Schitter die wirtschaftliche Performance der E-Wirtschaft. Die
Strom-Großhandelspreise legten im Jahr 2018 in Folge steigender
Rohstoffpreise zu. Österreichs große Elektrizitätsunternehmen
verzeichneten 2018 bei unternehmensspezifisch unterschiedlichen
Ausgangsbedingungen insgesamt eine hervorragende Performance.
Geringere thermische Produktion und schwache Wasserführung führten
bei einigen Mitgliedsfirmen von Oesterreichs Energie zu
Umsatzrückgängen, die durch gute Entwicklung anderer Bereiche, wie
beispielsweise Handel & Vertrieb und Energiedienstleistungen,
branchenweit gut kompensiert wurden, sodass viele Unternehmen sehr
gute Ergebnisse erzielen konnten. Die Innovationsbereitschaft der
E-Wirtschaft dokumentiert unter anderem der neue Jahresbericht von
Oesterreichs Energie, der anhand von 12 Projekten aufzeigt, wo in
Österreich die Energiezukunft schon heute sichtbar wird. Die
Beispiele reichen von intelligenter Steuerung über modernste
Batteriespeicher, ersten Sektorkopplungs-Anlagen und
Power-to-X-Systemen bis zu Blockchain-Anwendungen und auf bestimmte
Branchen, wie den Tourismus, zugeschnittene Konzepte.

Strompreise steigen marktkonform

2018 gab es eine leichte Zunahme der Strompreise, ausgelöst durch
Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern und die Trennung der
Strompreiszone mit Deutschland. Die Haushaltsstrompreise in
Österreich erhöhten sich 2018 von 19,78 Cent auf 20,12 Cent im
Halbjahresschnitt. Im EU-Schnitt lagen die Preise Ende 2018 bei 21,1
Cent. Laut Eurostat zahlten Verbraucher in Europa Ende 2018 im
Schnitt rund 3,5 Prozent mehr für Strom als 2017. Die
Durchschnittspreise am Spotmarkt kletterten binnen Jahresfrist von
knapp 30 Euro je Megawattstunde auf rund 50 Euro aktuell. Die
liquiden DE-Futures für 2020 liegen knapp darunter bei 48,10 Euro pro
MWh. Schitter: „Die Konkurrenz am Strommarkt hat zugenommen, doch die
E-Wirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht und ist bereit,
zuversichtlich die großen künftigen Aufgaben anzugehen.“

Sichere Stromversorgung ist Bevölkerung am wichtigsten

Eine sichere und unterbrechungsfreie Stromversorgung ist der
österreichischen Bevölkerung nach wie vor der wichtigste Aspekt beim
Thema Strom, ein möglichst niedriger Preis und die Stromerzeugungsart
teilen sich den Platz zwei. Das ergab eine im ersten Halbjahr 2019 im
Auftrag der E-Wirtschaft vom Gallup-Institut durchgeführte
Marktforschung. Dass sich im Energiesystem etwas ändern muss, damit
eine sichere Stromversorgung auch weiterhin gewährleistet werden
kann, ist einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung klar. Jedoch
denken 39 Prozent der Befragten, man könne den Umbau des
Energiesystems ohne weiteren Netzausbau erzielen. „Unter anderem
deshalb ist es so schwierig, Netzprojekte zu verwirklichen. Wir
müssen hier noch besser erklären, warum wir Netze für die
Versorgungssicherheit so dringend brauchen“, so Barbara Schmidt,
Generalsekretärin von Oesterreichs Energie.

Mit 57 Prozent ist mehr als die Hälfte der Befragten für einen
Ausbau der Erzeugung von Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie. „38
Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben in den letzten
Jahren gehört, dass die Entwicklung in Richtung umweltfreundlicher,
erneuerbarer Energie geht, jedoch nur drei von hundert Österreichern
kennen Inhalte der „Klima- und Energiestrategie“, so Schmidt. Sie
sieht alle Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
gefordert, die Kommunikation zu verbessern und mehr Bewusstsein zu
schaffen. 83 Prozent der Menschen trauen der E-Wirtschaft am ehesten
zu, die anstehenden Maßnahmen umzusetzen.

Österreichs E-Wirtschaft ist bereit, das Energiesystem des 21.
Jahrhunderts in Angriff zu nehmen und lädt alle ein, die Zukunft
gemeinsam zu gestalten.