KORREKTUR/ROUNDUP/Reiche als Profiteure: Vermögen wachsen auch in Corona-Krise
24.09.2020 | 15:18
(Berichtigung der Meldung vom 23. September - Im 4. Absatz, 2. Satz wurde eine Zahl korrigiert: 520 Millionen rpt 520 Millionen Menschen in den 57 untersuchten Ländern. Die Allianz hat die Angabe korrigiert.)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Selbst eine Pandemie hat Gewinner. "Im Moment
hat die Geldpolitik die Vermögen gegen Corona quasi immunisiert",
erklärt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz
Es sei daher sehr wahrscheinlich, dass die Menschen weltweit auch im Jahr der Corona-Krise reicher werden - zumindest in Summe. Für das Gesamtjahr 2020 rechnet die Allianz mit einem Anstieg der globalen Geldvermögen um 3,3 Prozent auf 198 Billionen Euro.
Im vergangenen Jahr ließen boomende Aktienmärkte die Vermögen kräftig steigen. Sparer könnten sich "in erster Linie bei den Zentralbanken bedanken", sagte Subran am Mittwoch: Mit 25 Prozent Plus stellten die von der Geldschwemme angeheizten Börsen alles in den Schatten. Weltweit legte das Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte den Allianz-Berechnungen zufolge zum Vorjahr um 9,7 Prozent auf 192 Billionen Euro zu. Dies sei das stärkste Wachstum seit 2005 gewesen.
Allerdings: Die Kluft zwischen reichen und armen Ländern habe sich wieder vergrößert, die Welt bleibe "ein sehr ungleicher Ort", stellt die Allianz fest. Die reichsten zehn Prozent - 520 Millionen Menschen in den 57 untersuchten Ländern - besitzen demnach zusammen rund 84 Prozent des gesamten Vermögens. Und das eine Prozent der Superreichen darunter besitzt fast 44 Prozent der Gesamtsumme - durchschnittliches Geldvermögen abzüglich Schulden: mehr als 1,2 Millionen Euro.
Dass sich die Schere zwischen Arm und Reich schon vor der Corona-Krise weiter geöffnet hat, sehen die Autoren des Berichts mit Sorge: "Die Pandemie wird sehr wahrscheinlich die Ungleichheit weiter vergrößern." Denn anders als Industriestaaten können ärmere Länder wirtschaftliche Rückschläge nicht so leicht wieder aufholen.
Für die elfte Ausgabe ihres "Global Wealth Report" hat die Allianz Daten zu Geldvermögen und Verschuldung privater Haushalte in 57 Staaten zusammengetragen. Berücksichtigt wurden Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, nicht jedoch Immobilien. Abzüglich von Schulden erhöhte sich das Geldvermögen der Haushalte in den untersuchten Staaten 2019 um 11,1 Prozent auf netto 146 Billionen Euro.
In Deutschland stieg das Brutto-Geldvermögen demnach um 7,2 Prozent auf gut 6,66 Billionen Euro. Dies sei der stärkste Anstieg seit der Jahrtausendwende. Zwar bunkern die Deutschen ihr Geld nach wie vor am liebsten auf dem Bankkonto - obwohl die Sparzinsen quasi abgeschafft sind. Doch in Sachen Börse sei ein Umdenken erkennbar, sagt Allianz-Experte Arne Holzhausen: "Das Bild des Aktienmuffels, des supervorsichtigen deutschen Sparers gilt so nicht mehr."
Einer kürzlich veröffentlichen Auswertung der Direktbank ING
Allerdings trauen sich - wenig überraschend - vor allem Haushalte mit höherem Einkommen an die Börse. Der Allianz zufolge gibt es auch in Europas größter Volkswirtschaft noch immer etwa 30 Prozent Haushalte ohne nennenswertes Geldvermögen. Deutschland sei "weiterhin eines der Länder, wo die Vermögen relativ ungleich verteilt sind", sagt Allianz-Experte Holzhausen.
Mit einem Brutto-Geldvermögen von 79 779 Euro pro Kopf rangieren die Deutschen in der Rangliste der 20 reichsten Länder weltweit auf Platz 19, netto - also abzüglich Schulden - waren es knapp 57 100 Euro und damit unverändert Platz 18. Die Brutto-Rangliste führen 2019 wie ein Jahr zuvor die Schweizer an mit 294 535 Euro pro Kopf vor den US-Amerikanern (254 328 Euro) und den Dänen (171 248 Euro). Abzüglich Schulden lagen die Amerikaner mit 209 524 Euro vorn.
Immerhin: Nach Einschätzung der Allianz dürfte auch in Deutschland das Brutto-Geldvermögen der Haushalte im laufenden Jahr zulegen: um 2,7 Prozent auf 6840 Milliarden Euro. Das liegt unter anderem daran, dass viele Menschen hierzulande sparen wie die Weltmeister. Die DZ Bank erwartet, dass die Sparquote in Deutschland 2020 den Rekordwert von rund 16 Prozent erreichen wird. Von 100 Euro verfügbarem Einkommen würden private Haushalte damit etwa 16 Euro auf die hohe Kante legen. Viele Menschen sparen aus Sorge vor Arbeitslosigkeit mehr, etliche Urlaubsreisen fielen aus, größere Anschaffungen werden aufgeschoben - auch hierbei also ist Corona der Treiber./ben/DP/stk/men
AXC0278 2020-09-24/15:18
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