Die Kultusminister der Länder bleiben bei ihrer Position, dass die Schulen in der Corona-Pandemie möglichst geöffnet bleiben sollen. Das Recht auf Bildung von Kindern und Jugendlichen werde am besten im Präsenzunterricht in der Schule verwirklicht, heißt in einem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK), der am Dienstag veröffentlicht wurde. Schulen seien als Orte auch des sozialen Miteinanders von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. "Dies muss oberste Priorität bei allen Entscheidungen über einschränkende Maßnahmen haben, die aufgrund steigender Infektionszahlen zu ergreifen sind."

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und amtierende KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD) sagte: "Jetzt ist die Zeit, Prioritäten zu setzen. Wir alle müssen uns im Privaten einschränken, müssen auf Feiern, Treffen mit Freunden und vielleicht auch Hobbies verzichten, damit unsere Kinder und Jugendlichen die Bildung erhalten können, die ihnen zusteht." Laut KMK bewegen sich die bundesweiten Infektionszahlen an Schulen derzeit "im Promillebereich und damit auf einem vergleichsweise geringen Niveau". Die Länder würden ihre Infektionslage sehr genau analysieren und über passgenaue Maßnahmen für ihre Schulen entscheiden.

Kritik kam vom Deutschen Lehrerverband und vom Verband Bildung und Erziehung (VBE). Der VBE sprach in einer Mitteilung von einem "weichgespülten Kompromiss". "Man begnügt sich damit, weiter zu manifestieren, dass überall die eigene Suppe gekocht wird." Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger nannte die KMK-Erklärung "weitgehend Inhalts- und substanzlos". "Sie gibt keinerlei Antworten auf die drängenden Fragen, wie an den Schulen auf das stark anwachsende Infektionsgeschehen in Deutschland zu reagieren ist", teilte er mit.

Vom Deutschen Kinderschutzbund hieß es am Dienstag, die Schließung von Kitas und Schulen müsse anders als im ersten Lockdown die ultima ratio sein. Eine erneute Schließung von Kitas und Schulen würde Eltern, insbesondere Mütter, erheblich belasten. "Die Rechte der Kinder auf Bildung und Förderung sind dann nicht mehr garantiert", sagte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers./jr/DP/fba

AXC0321 2020-10-27/17:23

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