Beide Meinungen über Coinbase sind nachvollziehbar. Während die Aktie kurz vor Ende des ersten Handelstages um 14% gefallen ist, lag der Kurswert immer noch um knapp 32% höher als der IPO, der mit 250 US-Dollar ins Rennen ging. 

Anschließend legte der Aktienkurs dennoch eine Talfahrt hin, die trotz einiger Höhen weit hinter den Erwartungen blieb. Am 4. Oktober 2021 liegt der Preis bei gerade mal 229 US-Dollar. Viele Investoren denken nun darüber nach, jetzt zu investieren. Ob dies der richtige Zeitpunkt ist und welche Vorteile und Risiken dafür oder dagegen sprechen, wird im folgenden Bericht erklärt.

(Abbildung: Google Finance)

Das Geschäftsmodell von Coinbase

Trotz der relativ kurzen Unternehmensgeschichte gehört Coinbase, Inc. bereits heutzutage zu den wichtigsten Institutionen im Kryptohandel. Das Portal wurde im Jahre 2012 eröffnet und hat sich auf den Handel mit Kryptowährungen spezialisiert. 

Coinbase bietet sowohl die professionelle Handelsplattform Global Digital Asset Exchange (GDAX) als auch Cyberwallets für Endnutzer an. Die Plattform agiert hierbei als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern. Inzwischen können auf Coinbase über 50 digitale Währungen gehandelt werden, darunter Bitcoin, Ethereum und Dogecoin. 

Die Haupteinnahmequelle von Coinbase kommt hierbei von den Gebühren, die beim Kauf und Verkauf von der Plattform erhoben werden. Die Gebühren richten sich hierbei nach der Höhe der gehandelten Kryptowährung. Weitere Einnahmequellen sind unter anderem die neue Coinbase Card und die digitalen Kryptowallets. 

Der Erfolg gibt dem Unternehmen recht. Im Jahre 2021 kann Coinbase auf eine Gemeinschaft von 68 Millionen Nutzern in über 100 Ländern blicken. Im zweiten Quartal 2021 konnte das Unternehmen Einnahmen von über 2 Milliarden US-Dollar und ein Nettoeinkommen von 1,6 Milliarden US-Dollar verzeichnen, was einen fünfzigfachen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Das bereinigte EBITDA liegt hierbei 1,15 Milliarden US-Dollar. 

(Abbildung: Four Week MBA)

SEC-Verbote und Einnahmeverluste sprechen gegen den Einstieg 

Wer sich das Geschäftsmodell und den Finanzbericht von Coinbase im Jahre 2021 anschaut, könnte schnell zu dem Schluss kommen, dass der Kauf der Coinbase-Aktie eine sichere Anlage darstellt. Jedoch ist hier Obacht geboten, denn es gibt einige Hindernisse, die Coinbase mittel- bis langfristig zu überwinden hat.

Maxim Manturov, Abteilungsleiter Anlageforschung bei Freedom Finance Europe, sagt hierzu Folgendes: „Aus unserer Sicht ist es momentan nicht sinnvoll, Coinbase-Aktien inmitten neuer Schlagzeilen zu kaufen. Die SEC könnte eine Klage über das neue Lend-Programm des Unternehmens einreichen und der Bitcoin musste schwere Kurseinbrüche hinnehmen. Dieser Preiseinbruch geschah zur gleichen Zeit, als El Salvador den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel zuließ.

Laut dem Q2-Bericht erwartet das Unternehmen einen Rückgang im Handelsvolumen im dritten Quartal, was zu höheren Kosten und einer niedrigeren Rentabilität führen kann. Kurzfristig könnte dies den Preis von Coinbase weiter drücken, was wiederum zu einem schwachen Anstieg der Aktienkurse führen könnte. Analysten von Mizuho Securities nehmen an, dass Coinbase möglicherweise auch am Bitcoin-Marktanteil Verluste hinnehmen muss, da Privatanleger weniger investieren und die Renditen durch institutionelle Anleger weiterhin fallen.

Um den Kauf von Coinbase-Aktien zumindest zu erwägen, sollte man abwarten, bis die Aktie die 260-Dollar-Grenze durchbrochen hat, um hierdurch kurzfristige Profite im Bereich von 280 bis 285 US-Dollar zu generieren. Für eine längerfristige Investition lohnt es sich, auf die Stabilisierung von Bitcoin und auf die Entscheidung der SEC zu warten.“

Ein wachsendes Krypto-Ökosystem, Coinbase Cloud und eine geringe PEG-Ratio sprechen für den Kauf

Neben den Expertenmeinungen gibt es dennoch einige Punkte, die für den Kauf der Coinbase-Aktie sprechen. Zuallererst ist hier das wachsende Krypto-Ökosystem zu nennen, das mittel- bis langfristig noch mehr Profitpotenzial für Coinbase bietet. 

Daneben arbeitet Coinbase unter Hochdruck daran, das erfolgreiche Geschäftsmodell noch weiter auszubauen und darüber hinaus zu diversifizieren. Beispielsweise plant die Plattform mit den Expansionsplänen nach Deutschland und Japan in zwei der größten Weltwirtschaften vorzudringen, was sich aller Voraussicht nach positiv in den Aktienkursen widerspiegeln wird.

Daneben plant das Unternehmen mit Coinbase Cloud eine weitere Innovation, die es Entwicklern erleichtern soll, plattformspezifische Programme und Tools zu entwickeln, die sich nicht so einfach kopieren lassen. Als Platzhirsch hat Coinbase zudem bereits heute eine riesige Nutzerbasis und jahrelange Erfahrung, was sich ebenfalls nicht von neuen Marktteilnehmern kopieren lässt. Zum Schluss sollte beachtet werden, dass die PEG-Ratio von Coinbase bei unter 1 liegt, was dafür spricht, dass der momentane Aktienkurs unterbewertet ist. 

Fazit: Vorsicht beim Kauf von Coinbase-Aktien

Durch die Vermittlung von Kryptowährungen hat sich Coinbase in den frühen Jahren als Pionier im Bereich Kryptohandel etabliert. Die Geschäftszahlen sprechen für sich. Die Zeit wird jedoch erst zeigen, inwieweit dieses Geschäftsmodell auch nachhaltig profitabel sein kann.

Ein immer größer werdender Konkurrenzdruck und viele externe Faktoren, wie der politische Einfluss auf die Kryptowährungen können alle einen unvorhersehbaren Effekt auf das Unternehmen haben. Daher ist bei der Investition zum jetzigen Zeitpunkt Vorsicht geboten.