Die Airlines stehen vor einem Dilemma: Durch Klimademos wie "Fridays for Future" steigt auch auf sie der Druck, sich am Kampf gegen die Klimakrise zu beteiligen, gleichzeitig sind fossile Brennstoffe in kaum einer anderen Branche so alternativlos wie in der Luftfahrt. Davon, die Emissionen auf netto null zu senken, sprach in einer Podiumsdiskussion am Mittwochabend keiner der Branchenvertreter.

"Beim Fliegen gibt es keine Alternative zum Verbrennungsmotor", sagte Austrian-Airlines-Chef Alexis von Hoensbroech. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg selbst habe "eindrucksvoll bewiesen, dass Segeln über den Atlantik keine Alternative ist". "Es wäre zu einfach zu sagen, nicht mehr zu fliegen. Das lässt sich niemand mehr verbieten", meinte Flughafen-Wien-Vorstand Günther Ofner.

Über 80 Prozent der auf der Welt lebenden Menschen seien noch nie in einem Flugzeug gesessen - das dürfte sich ändern, so Ofner, der in diesem Zusammenhang auf Prognosen des internationalen Airlineverbands IATA verwies, wonach sich die jährlichen Passagierzahlen bis 2050 vervierfachen. Gleichzeitig sollen bis dahin - so das Ziel der Branche - die weltweiten Treibhausgas-Emissionen der Luftfahrt gegenüber 2005 absolut um 50 Prozent reduziert werden, erinnerte Ofner.

Dieses Ziel steht nicht im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen, zu dessen Einhaltung sich auch Österreich verpflichtet hat. Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, dass die globalen Treibhausgasemissionen bis 2050 auf (netto) null gesenkt werden sollen, um die globale Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen. Die Luftfahrt ist - wie auch die Schifffahrt in internationalen Gewässern - ausgeklammert, weil ihre Emissionen keinem Land zuzuordnen sind.

AUA-Chef Hoensbroech sieht die Lösung im technologischen Fortschritt: Erst durch synthetische Treibstoffe, die aus regenerativer Energie gewonnen werden, werde klimaneutrales Fliegen möglich. Hoensbroech plädierte dafür, alle Einnahmen aus Umweltsteuern in die Entwicklung solcher E-Fuels zu investieren. Denn noch sei CO2-neutrales Kerosin, so auch Ofner, viel zu teuer. Ticketpreise von 19,99 Euro wiederum viel zu günstig, Hoensbroech bezeichnete sie als "unverantwortlich".

Eine Mehrwertsteuer auf Flugtickets war in der Diskussion kein Thema, auch die derzeit diskutierte CO2-Bepreisung wurde nur gestreift. So forderte Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger, dass, sollte in Europa eine CO2-Steuer eingeführt werden, zumindest die Langstrecke ausgenommen werden sollte. Eine Kerosinsteuer sei wegen des Chicagoer Abkommen aus dem Jahr 1944 ohnehin rechtlich kaum möglich. Jäger meinte aber, es wäre schon jetzt möglich, den CO2-Ausstoß eines Fluges über eine freiwilligen Spende an Klimaschutzprojekte zu kompensieren. Für den Flug Wien-Barcelona seien es etwa sieben Euro. "Es liegt an jedem selbst", so Jäger.

Die Branchendiskussion namens "The Future of Air Travel" fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Austrian Roadmap 2050" statt, die von PR-Agentur Kobza Media Group organisiert wird. Ebenfalls daran teilgenommen haben Austro-Control-Geschäftsführerin Valerie Hackl, die darauf verwies, dass der Flugverkehr nur für 2,7 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sei, sowie Robert Machtlinger, Vorstandschef des Luftfahrtzulieferers FACC. Machtlinger betonte, dass die moderne Luftfahrt bereits um ein Vielfaches effizienter sei, allein durch die gebogenen Flügelspitzen seien 40 Mrd. Liter Treibstoff eingespart worden.

pro/ade

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 WEB   http://www.austrian.com
       http://www.viennaairport.com

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