BÖRSE EXPRESS: An sich kommt Lendo aus Skandinavien und hat dort seine Erfahrungen gesammelt. Sie haben sich den österreichischen Kunden vor dem Markteintritt sicher angesehen. Was ist hier gleich, was anders – in der Anlage etwa gelten Skandinavier als risikobereiter – ist der Österreicher reif für einen Online-Kreditvermittler?

MARTIN SPONA: Lendo startete 2007 in Schweden. Der Markt war damals sehr ähnlich zu dem in Österreich heute: die Digitalisierung hat gerade begonnen. Und der Kredit fand seinen Weg in den Online-Vertrieb.

Der große Unterschied aktuell ist, dass es in Schweden eine funktionierende und breit eingesetzte Bürgerkarte gibt (BankID) mit der der schwedische Staatsbürger sich identifizieren, legitimieren und Verträge elektronisch signieren kann. Weiters können Banken den Steuerakt des Kunden abrufen. Das Vertrauen in die Behörden ist in Schweden sehr groß.

 

BÖRSE EXPRESS: Mit ein Grund, warum Sie in Skandinavien ein fix fertiges Kreditangebot binnen fünf Sekunden garantieren, und in Österreich 24 Stunden brauchen? Was, wie jeder private Kreditnehmer bestätigen kann, immer noch sehr schnell ist…

MARTIN SPONA: Mit dieser einen Information lassen sich wesentlich rascher Angebote einholen, als mit den österreichischen Gegebenheiten. Wenigstens ist die Video-Legitimierung hier bereits möglich. In Summe ist der Prozess für alle Seiten deutlich aufwändiger und komplexer als in Schweden, um etwa die Bonität des Kunden festzustellen. Das erklärt den Zeitunterschied in der Angebotserstellung. Und: der Kunde muss in Schweden sechs Felder ausfüllen, in Österreich sind es mehr als 20.

 

BÖRSE EXPRESS: Sie sind auf den reinen Konsumkredit spezialisiert. Warum eigentlich – mit Immobilien würde man wahrscheinlich den Markt schneller durchdringen?

MARTIN SPONA: Ich glaube nicht, dass der Österreicher bei der doch eher komplexen besicherten Immobilienfinanzierung derzeit dazu bereit ist, diese Online abzuschließen.

Wir sind aber mit weiteren Bank-Partnern in Verhandlungen, damit unsere Kunden noch mehr Angebote für ihren Wunsch bekommen. Und werden künftig auch die angebotenen Produkte erweitern. Sehr interessant finde ich zum Beispiel den Bereich der KMU-Kredite, da sehe ich enormen Bedarf in Österreich. Auch das Thema Kreditkarte finde ich spannend.

 

BÖRSE EXPRESS: Derzeit stehen Sie mehr oder weniger bei Null – was sind so geschäftliche Ziele bei Ihnen und wohin glauben Sie, wird sich der Markt für Online-Kredite entwickeln?

MARTIN SPONA: In Schweden haben wir 20.000 bis 25.000 Kreditanträge pro Monat. Das ist eine Zahl, bei der wollen wir in Österreich in fünf Jahren auch sein. Den Markt dafür wollen wir gemeinsam mit den Banken entwickeln. Bei standardisierten Konsumkrediten liegt der Online abgeschlossene Anteil in Schweden bei mehr als 75 Prozent.

 

BÖRSE EXPRESS: Wieviel Geld steht Ihnen dafür zur Verfügung und was sind die langfristigen Ziele mit Lendo.

MARTIN SPONA: Wir sind auf fünf Jahre durchfinanziert. Lendo hat das Glück, eigentlich ein Financial Start-Up zu sein, aber mit dem sehr starken Eigentümer Schibsted, in Österreich etwa durch die Kleinanzeigen-Plattform Shpock beziehungsweise willhaben.at bekannt. Ziel ist Marktführer zu bleiben … da wir derzeit der einziger Anbieter mit dem Business Modell eines Online Brokers am österreichischen Markt sind.

 

BÖRSE EXPRESS: Sie leiteten bis August 2018 den Bereich Digital Sales der Erste Group – was veranlasst einen dazu, von einem Big Player am Markt zu einem wie Sie sagten Start-up zu gehen?

MARTIN SPONA: Es ist die Dynamik eines kleinen Unternehmens, die eine Freude ist. Und die vielleicht Schibsted-eigene Unternehmensphilosophie: Mach es lieber schneller fertig, als perfekt. Die Plattform in Österreich haben wir in weniger als fünf Monaten entwickelt.

 

BÖRSE EXPRESS: In Deutschland gibt es Online-Kreditvermittler, die Darlehen mit Minus-Zinsen vergeben. Darf ich mir von Ihnen solche Aktionen auch erwarten?

MARTIN SPONA: Ich halte davon überhaupt nichts, da es rein kurzfristige Marketingaktionen sind, die nicht nachhaltig sein können, dem Kunden aber lernen, dass er Geld für die Kreditaufnahme bekommt. Damit tut man niemand etwas Gutes.

 

BÖRSE EXPRESS: Apropos Marketing: Was ist eigentlich DAS Asset, das Sie Kreditsuchern bieten? Kreditvergleichsportale gibt es an sich andere auch…

MARTIN SPONA: Bei diesen wird in der Regel mit Marketing-Zinssätzen gearbeitet, die irgendwo eingepflegt werden. Wir bieten fertige Kreditangebote die auf die Bonität des Kunden optimiert sind und nach Legitimierung und Einkommensnachweis eigentlich nur noch unterschrieben werden müssen.

Unser Mehrwert liegt jedenfalls in der Zeitersparnis, gegenüber selbst, vergleichende Angebote einholen zu müssen. Und durch die Vielzahl unserer Partner, sprich der Angebote, ist wahrscheinlich auch ein Attraktiveres dabei, als bei der Eigenrecherche.

Wir ermöglichen, dass der Kunde mit seiner Präferenz das beste Kreditangebot bekommt. Und sind dabei nicht nur digital, sondern stehen per Telefon-Support auch beratend und für Fragen zur Verfügung.

 

BÖRSE EXPRESS: Zum Schluss die vielleicht wichtigste Frage: Was kostet mich dieser Service?

MARTIN SPONA: Provision zahlt die Bank, für den Kunden ist der Service kostenfrei.