BÖRSE EXPRESS: Ihr Capped Bonus-Zertifikat auf LVMH wurde zum Zertifikat des Monats gewählt. Wodurch unterscheidet sich so ein Produkt von einem ‚normalen‘ Bonus-Zertifikat?

MATTHIAS HÜPPE: Bei dem Bonus-Zertifikat handelt es sich um eine sogenannte gecappte Variante. Der maximale Rückzahlungsbetrag ist hier auf 310 Euro begrenzt, im Gegenzug liegt die Barriere niedriger als bei einem klassischen Bonuszertifikat.

 

BÖRSE EXPRESS: Heißt in Summe, ich tausche Risiko gegen möglichen Ertrag?

MATTHIAS HÜPPE: Richtig, Risiko und Rendite hängen unmittelbar voneinander ab. Capped Bonus-Zertifikate haben von der Nachfrage die klassischen Bonuspapiere überholt. Man könnte sagen, den Anlegern ist der „Spatz in der Hand oft lieber als die Taube auf dem Dach.”

 

BÖRSE EXPRESS: Seit Ihrer Produkteinreichung hat sich die Aktie von LVMH aufwärts entwickelt und notiert bereits in der Nähe des Höchstbetrags von 310 Euro. An sich ist Anlegern somit wohl eher anzuraten, auf einen Kursrücksetzer zu warten, als jetzt zu kaufen?

MATTHIAS HÜPPE: Das hängt von der individuellen Risikopräferenz des Anlegers ab. Aktuell sind bis Jahresende mit 31% Puffer zur Barriere noch ca. 1,5% Gewinn möglich. Mit ablaufender Produktlaufzeit werden auch kleinere Kursrücksetzer in der Aktie weniger Einfluß auf den Wert des Zertifikates haben, so lange der Puffer so komfortabel bleibt.

 

BÖRSE EXPRESS: Da sich der Basiswert so gut entwickelt hat – planen Sie hier Nachfolgeprodukte mit dem Basiswert?

MATTHIAS HÜPPE: Wir planen nicht, wir haben schon ;-) Wir legen immer laufend neue Produkte auf und haben ca. 130 Anlageprodukte auf LVMH.

 

BÖRSE EXPRESS: Was spricht aus Ihrer Sicht überhaupt für den Bereich Luxusgüter?

MATTHIAS HÜPPE: In der Luxusbranche liegt der Schlüssel zum Erfolg (wieder) in China, wo der Markt eine Renaissance erlebt. Der dortige Markt hat sich wieder als Wachstumsmotor der Branche etabliert. Die modeaffine Mittelschicht wird immer größer und bietet enormes Wachstumspotenzial gerade für Luxusgüterhersteller.

 

BÖRSE EXPRESS: Etwas allgemeiner: Die Lage an den Börsen wurde zuletzt wieder unruhiger – merken Sie das auch durch eine geänderte Produktnachfrage von Anlegern?

MATTHIAS HÜPPE: Eindeutig! Nehmen die Schwankungen zu, sind bei Anlageprodukten die defensiven Strukturen wie Discounter und Aktienanleihen nachgefragt bei denen man von der Unsicherheit sogar noch profitieren kann. Und da Trader Schwankungen lieben, sehen wir natürlich auch immer große Nachfrage nach Hebelprodukten, wenn es an der Börse „heiß hergeht“.

 

BÖRSE EXPRESS: Apropos Nachfrage: Wie sieht es derzeit mit Unterschieden zwischen dem österreichischen und dem deutschen Markt aus – was verkauft sich wo besser?

Bei den Selbstentscheidern lassen sich so gut wie keine Unterschiede, sowohl bei der Produktwahl als auch bei den Aktien, erkennen. Klar, OMV oder die Erste finden sich doch eher bei österreichischen Kunden aber DAX, Apple, Daimler, Allianz oder Tesla machen an der Grenze nicht halt. Bei den Kunden, die eine Beratung beanspruchen sehen wir in Österreich eine höhere Affinität zu zinstragenden Strukturen. In der Beratung werden aber zum überwiegenden Teil Produkte aus dem eigenen Hause bzw. Verbund verkauft. Für uns gibt es somit kaum Chancen hier etwas vom Kuchen abzubekommen, selbst wenn man diese Produkte zu besseren Konditionen anbieten könnte.

 

BÖRSE EXPRESS: Es macht den Anschein, als ob Sie sich bei österreichischen Werten eher Spezialitäten wie Produkte auf S&T, betathome.com, ams, Varta oder auch die Österreichische Post und Verbund konzentrieren, während Sie bei den großen Basiswerten mit Andritz und OMV eher der Konkurrenz das Feld überlassen.

MATTHIAS HÜPPE: Stimmt der Eindruck? Ja und nein. Es gibt Titel, da bringt es wenig, wenn man als x-ter Anbieter auch noch Produkte anbietet. Die Kunden haben sich da schon auf Ihre Emittenten festgelegt und wenn sie gute Erfahrungen gemacht haben bleibt man dem Emittenten häufig treu – zu Recht. Auch aus Deutschland oder den USA haben wir viele „zweite Reihe Werte“ im Angebot, die ggf. nicht so leicht abbildbar sind.

 

BÖRSE EXPRESS: Sind das jetzt einmal Probeballons – oder bleibt das so und Sie werden das Angebot sukzessive erweitern?

MATTHIAS HÜPPE: Probeballons? Mit Nichten. Oft ist die Nachfrage dort höher als bei den Blue Chips.

 

BÖRSE EXPRESS: Und wie sind Ihre Absatzerfahrungen mit österreichischen Basiswerten?

MATTHIAS HÜPPE: Ganz einfach – ist die Aktie aufgrund Ihrer Entwicklung oder Schwankung gefragt, macht es keinen Unterschied, aus welchem Land die Aktie kommt. Auch Deutsche sind in österreichischen Titeln aktiv, wenn da Musik drin ist!

 

BÖRSE EXPRESS: Zum Schluss – und das als rein private Einschätzung: Welches ist aktuell warum Ihr Lieblingsprodukt?

MATTHIAS HÜPPE: Eindeutig das Discountzertifikat. Seit 1995 ist der Discounter am Markt (Erfunden bei uns an der Kö ;-) und hat in unzähligen Studien und in den Depots der privaten und institutionellen Anleger gezeigt, dass ein Zertifikat nicht kompliziert sein muss um erfolgreich zu sein. Es ist nicht umsonst das Anlageprodukt mit den höchsten Börsenumsätzen und den geringsten enthaltenen Kosten. Leider werden Anleger „am Schalter“ vermutlich nie auf dieses Produkt stoßen. 

 

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