Türkische Wirtschaftsvertreter hoffen vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Türkei am Freitag auf eine deutliche Verbesserung der Beziehungen. "Wir wünschen uns, dass der Türkeibesuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bezug auf die bilateralen Beziehungen und die Beziehungen mit der EU ein Wendepunkt wird", twitterte der Chef des großen Unternehmerverbandes Tüsiad, Simone Kaslowski, am Donnerstag. Tüsiad erwartet demnach, dass die Gespräche am Freitag die "gegenseitigen Sensibilitäten" achten und das Vertrauensverhältnis stärken. Außerdem sollte es Fortschritte bei den Beitrittsverhandlungen der Türkei zur EU sowie bei der Zollunion geben.

Merkel soll bei ihrem eintägigen Besuch in Istanbul gleich am Freitagmorgen auf Einladung der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer mit Vertretern der Wirtschaft zusammentreffen. Der Kammer gehören sowohl deutsche als auch türkische Unternehmen an. Später trifft Merkel zu Gesprächen auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Die Türkei liegt unter anderem wegen ihrer aggressiven Energiepolitik im Mittelmeer und wegen Menschenrechtsfragen mit EU-Staaten über Kreuz. Die Beitrittsgespräche zur EU sind eingefroren. Die türkische Wirtschaft leidet unter anderem unter hohen Arbeitslosenzahlen und einer Inflationsrate von rund zwölf Prozent (Dezember). Ankara wünscht sich dringend mehr deutsche Investitionen. Neue Investoren verhalten sich angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten im Land derzeit aber abwartend, sagen Experten.

Erdogan könnte in den Gesprächen mit Merkel die wohl größte geplante Investition zur Sprache bringen, die allerdings auf Eis liegt: ein Volkswagen-Werk in der Westtürkei. 2019 war mehrfach von "finalen" Gesprächen die Rede gewesen - auch mit Erdogan. Dann aber verschob VW die Entscheidung zum neuen Werk wegen der international massiv umstrittenen Militäraktionen der Türkei im Norden Syriens. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte vor der Reise der Kanzlerin am Mittwoch gesagt, dass dies eine Unternehmensangelegenheit sei./lsy/DP/stw

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AXC0257 2020-01-23/16:33

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