Noch sind die Auftragsbücher voll, weil die Teileknappheit die Auslieferungen in vielen Branchen verzögert. Doch viele malen jetzt das Schreckgespenst der Rezession an die Wand. Auftragsstornierungen und ein abrupter Nachfrageeinbruch könnten die Folge sein. Dann sinken Umsatz und Verkaufspreise gleichzeitig, während die Fixkosten angesichts der aktuell hohen Auslastung nicht so schnell reagieren können.

Das Manager-Magazin berichtete kürzlich von der Belegschaftsversammlung bei Volkswagen (WKN: 766403) in Wolfsburg. Dort wurden die aktuell exorbitanten Gewinne gefeiert und zum Angriff auf die Marktführerschaft in der Elektroautomobilität geblasen. Aber Betriebsrätin Daniela Cavallo schwant Böses. Geht es jetzt mit Vollgas gegen die Wand der von vielen erwarteten Rezession?

Die Rezessionsgefahr ist real

In den Management-Etagen weltweit rauchen derzeit die Köpfe, wie man am besten mit der schwierigen Marktsituation umgehen sollte. Einerseits erfordert die Knappheit, massiv in die Produktions- und Logistikkapazitäten zu investieren. Die gute Nachfragesituation ermöglicht hohe Margen und über eine Ausweitung der Auslieferungen ließen sich Marktanteile erobern.

Andererseits könnte die Nachfrage schon bald stark zurückgehen. Krieg, Naturkatastrophen und gesellschaftliche Konflikte schüren die Zukunftsangst. Und das Platzen diverser Spekulationsblasen in Verbindung mit den hohen Energiepreisen trübt die Konsumstimmung weiter ein.

Die Pleitewelle, die während der Pandemie weitgehend ausgeblieben ist, könnte nun doch noch auf uns zurollen. Und die Kapazitäten der vielerorts stark verschuldeten Staaten, um erneut Geld regnen zu lassen, sind geschrumpft. Denn die Unterstützung der Ukraine und die eigene Aufrüstung haben Priorität, was große Ressourcen erfordert, die andernorts fehlen werden.

Von daher gibt es gute Gründe für die Annahme, dass eine Wirtschaftskrise kommen könnte. Dennoch denke ich, dass Konzerne wie Volkswagen in der Lage sein werden, damit umzugehen.

Darum werden Konzerne wie Volkswagen nicht gegen die Wand fahren

CEO Diess stellte bereits klar, dass der VW-Konzern nicht blind die Kapazitäten hochfahren wird, sobald die Zulieferersituation es erlaubt. Somit baut sich der Nachfrageüberhang nur langsam ab. Das gibt dem Management einige Monate Vorlauf, um auf Konjunkturentwicklungen zu reagieren.

Es ist auch absehbar, dass die Nachfrage nicht so plötzlich einbrechen wird. Denn jeder Autobesitzer weiß, dass aktuell keine gute Zeit ist, um ein neues Auto zu kaufen. Es ist ein Händlermarkt. Früher übliche Preisnachlässe entfallen derzeit, wie man an der Gewinnentwicklung der Hersteller ablesen kann.

Aber mit jedem Monat, den Kaufinteressenten mit einer tatsächlichen Bestellung abwarten, wird ihr bestehendes Fahrzeug älter. Da staut sich eine Menge latente Nachfrage auf. Außerdem ist das Angebot an Elektrofahrzeugen noch lange nicht vollständig. Viele Käufer dürften darauf warten, bis endlich ihr Wunschauto in einer batterieelektrischen Version auf den Markt kommt.

Und wie fast immer bei Rezessionen sind es die Starken, die gestärkt aus ihnen herauskommen, während die Schwachen aussortiert werden. Die aktuell erschwerten Finanzierungsbedingungen machen vor allem den zahlreichen Start-ups zu schaffen, die noch defizitär arbeiten und große Geldsummen für den Aufbau von Fabriken benötigen.

Eine Rivian (WKN: A3C47B), die letztes Jahr kurzfristig etwa gleich hoch bewertet wurde wie die Volkswagen-Gruppe, muss man in Wolfsburg derzeit kaum fürchten. Viele andere Projekte werden es nicht einmal bis zur Serienproduktion schaffen. So ging kürzlich beispielsweise durch die Presse, dass Electric Last Mile Solutions (WKN: A3CTHK) wohl in die Insolvenz geht. Andere werden folgen.

Und weil viele hippe Jungunternehmen aus verschiedenen Branchen nun Probleme bekommen und dabei zahlreiche hoffnungsvolle Entwickler mit wertlos gewordenen Aktienoptionen entlassen, stehen die Chancen gut, dass die Softwaretochter Cariad künftig leichter an gute Programmierer kommt. Selbst Tesla (WKN: A1CX3T) entlässt derzeit viele Entwickler in den USA. So lassen sich die Verzögerungen im Zeitplan vielleicht doch noch aufholen.

Auf was es jetzt ankommt

Insgesamt sehe ich viele guten Gründe für die Annahme, dass die krisenerprobte Volkswagen mit ihrer prall gefüllten Kasse in der Lage sein wird, erfolgreich durch einen Rezessionssturm zu navigieren.

Die Frage ist dann aber natürlich immer noch, wie gut der Aktienkurs das alles reflektiert. Es ist gut möglich, dass Anleger kapitalintensive und konjunkturabhängige Unternehmen weiterhin pauschal abstrafen, sobald die Anzeichen einer Rezession deutlicher werden. Von daher möchte ich nicht auszuschließen, dass wir noch deutlich niedrigere Kurse sehen.

Als langfristiger Investor würde ich mir auf dem aktuellen Niveau der Volkswagen-Aktie allerdings keine Sorgen machen.

Der Artikel „Mit dem Schwung im Rücken gegen die Wand einer weltweiten Rezession“ ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla und Volkswagen AG.

Motley Fool Deutschland 2022