Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, ein Ölscheich zu sein? Das Öl sprudelt aus der Erde, die Arbeit machen andere, der Geldstrom versiegt nie, und man kann sich prunkvollen Projekten widmen. Saudi Aramco heißt das Unternehmen, dass dieses Leben für viele Araber aus der Führungselite möglich macht. Kann dieser Ölkonzern auch uns reich machen?

An den Gewinnen liegt es nicht

Trotz des ewigen Geschwätzes von Peak Oil, Energiewende und Elektromobilität laufen die Geschäfte der Ölkonzerne weiterhin ausgezeichnet. Oder vielleicht gerade deswegen. Denn weil Politik und Gesellschaft seit einigen Jahren immer intensiver darüber nachdenken, wie eine Welt ohne Erdöl aussehen können, wird immer weniger in die Erschließung neuer Quellen investiert.

Die Nachfrage hingegen steigt weiter. Schon allein, weil der Aufbau von erneuerbaren Energien zunächst einmal viel Energie verschlingt, die erst in den Folgejahren kompensiert wird. Und die Weltbevölkerung wächst weiter. Wer es sich leisten kann, kauft sich ein schweres SUV.

In seinen Prognosen erwartet das Ölkartell OPEC erst nach 2035 eine stabilisierende Nachfrage. Erst dann greifen möglicherweise die verordneten Sparmaßnahmen sowie die Investitionen in Effizienztechnik, Solar, Wind und Biokraftstoffe. Eine McKinsey-Analyse aus dem Jahr 2021 ist aus Umweltsicht etwas optimistischer. Demzufolge könnte schon im Laufe des aktuellen Jahrzehnts eine zurückgehende Nachfrage einsetzen.

So oder so werden neue Bohrungen erforderlich sein, weil bestehende Ölfelder immer schneller ausgebeutet werden. Es gibt also noch viel zu tun. Und weil der Regulierungsrahmen die Entwicklung von neuen Projekten immer mehr erschwert, lassen es die Ölkonzerne oftmals lieber darauf ankommen. Weniger Absatz mal höhere Margen gleich mehr Gewinn.

Saudi Aramco hingegen kann als Staatskonzern anders agieren als die privatwirtschaftliche Konkurrenz. Im März kündigte das Management Investitionen im Bereich von 50 Mrd. US-Dollar an. Und als der größte integrierte Ölkonzern hat er auch Einfluss auf die Preisbildung an den internationalen Ölmärkten, verstärkt durch ein gelegentlich konzertiertes Vorgehen im OPEC-Umfeld.

Das Ergebnis lautet 88 Mrd. US-Dollar Gewinn – und dies nur im ersten Halbjahr 2022. Schon ein Promille eines klitzekleinen Bruchteils davon würde uns schnell zum Millionär machen.

Aber es gibt zwei Probleme

Gut möglich, dass es bis zum Jahresende noch 200 Mrd. US-Dollar werden. Schließlich dürfte der durchschnittliche Erlös noch deutlich steigen, nachdem der Ölpreis bis Februar noch moderat war. Über Termingeschäfte kann sich Saudi Aramco die aktuell hohen Preise auf viele Monate hinaus sichern.

Der Reibach wird also noch lange anhalten. Zumal Saudi Aramco es selbst in der Hand hat, bereits jetzt lukrative Geschäfte für die Zeit nach Peak Oil hochzuziehen. 100 Mrd. US-Dollar gehen in den Ausbau der Chemie-Aktivitäten, wo das Öl etwa für Schmier- und Kunststoffe verwendet wird. Hinzu kommen gut ausgestattete Wagniskapital-Fonds, mit denen die Entwicklung von Start-ups beschleunigt wird.

Auch ein wachsendes Engagement in der Wasserstoffwirtschaft ist zu beobachten. Da geht so einiges, wenn man theoretisch jede Woche 4 Mrd. US-Dollar investieren kann. Es scheint also alles angerichtet, um als Aktionär von Saudi Aramco reich wie ein Ölscheich zu werden.

Problem Nummer 1 ist allerdings, dass selbst ein Promille eines klitzekleinen Bruchteils von Saudi Aramco bereits ein kleines Vermögen wert ist. Bei einer Marktkapitalisierung von 8,8 Billionen Saudi-Riyal (das sind etwa 2,3 Billionen Euro) kostet der millionste Teil schon 2,3 Mio. Euro. Dieser würde uns einen Gewinnanteil von knapp 200.000 Euro bescheren, bezogen auf die geschätzten 200 Mrd. US-Dollar Nettogewinn.

Wir haben es also aus Anlegersicht mit einer ganz normalen Value-Aktie zu tun, von denen es unzählige gibt. Mit jedem zuverlässig Cashflow-starken Konzern, der zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis zwischen 10 und 15 gehandelt wird, lassen sich ähnliche Ergebnisse erzielen.

Und damit kommen wir auch zu Problem Nummer 2: Die im Heimatland gelistete Saudi Aramco ist für europäische Privatanleger praktisch nicht handelbar. Lediglich über Umwege könnte man eine indirekte Beteiligung erwerben. Aber das dürfte sich kaum lohnen.

Dieser Traum ist geplatzt, aber das sollte uns nicht vom Träumen abhalten

Aus dem Traum, mit Saudi-Aramco-Aktien reich zu werden, wird wohl nichts. Dennoch können wir die märchenhaften Gewinne zum Anlass nehmen, um über unsere Anlagestrategie nachzudenken.

Wenn es unbedingt Erdöl-Aktien sein müssen, dann gibt es natürlich zahlreiche Alternativen, die eifrig an den Börsen Europas und der USA gehandelt werden. Klüger wäre aber vielleicht, sich zu überlegen, wohin der saudische Geldberg fließen wird.

Anlagebauer wie Thyssenkrupp (WKN: 750000) haben zum Beispiel traditionell gute Beziehungen in den arabischen Raum. Linde (WKN: A2DSYC) sieht sich als enger Partner von Saudi Aramco und Daimler Trucks (WKN: DTR0CK) hat sogar eine Lkw-Fertigung in Saudi-Arabien.

Wenn wir also ein bisschen weiterdenken und dabei die richtige Idee haben, dann könnte es doch noch etwas werden – mit dem Reichwerden wie ein Ölscheich.

Der Artikel Mit Saudi Aramco-Aktien reich werden wie ein Ölscheich ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2022