2021 stiegen die Preise für Eigentumswohnungen in Österreichs Skigebieten im Vergleich zu 2020 um satte 12 Prozent, in einzelnen Regionen gab es Preissteigerungen bis zu 59 Prozent. In Kitzbühel liegt der Quadratmeterpreis mittlerweile bei knapp 14.000 Euro. 7500 Euro sind’s im Österreich-Schnitt. Mehr dazu gibt’s hier.

 

»Analysen zu österreichischen Aktien. M.M.Warburg bestätigt für S&T die Empfehlung Kaufen - und reduziert das Kursziel von 29,0 auf 28,0 Euro. Weiter das tiefste aller Kursziele. Letzter Schlusskurs: 14,7 Euro - durchschnittliches Kursziel: 30,33 Euro. < »AT&S hat die Emission einer tief nachrangigen Anleihe mit unbegrenzter Laufzeit und einer vorzeitigen Rückzahlungsmöglichkeit nach fünf Jahren (Hybridanleihe) abgeschlossen. Die mit einer Mindeststückelung von 100.000 Euro ausschließlich an institutionelle Investoren gerichtete Emission konnte mit einem Gesamtbetrag von insgesamt 350 Mio. platziert werden. Damit lag der Emissionserlös über dem angestrebten Mindestvolumen von 300 Mio. Euro. Der Kupon wurde bei 5,00% festgelegt. Die Hybridanleihe wird an der Wiener Börse im Amtlichen Handel notieren. < »Börse Wien. Heute ist der erste Handelstag der britischen Lekta Therapy Ltd im direct market der Wiener Börse. Die Aktien des Unternehmens (ISIN: GB00BLH09688) aus dem Gesundheitsbereich können ab sofort einmal täglich in einer Auktion gehandelt werden.< »Ein ‘alter Bekannter’ wird Manging Director beim Berliner Neobroker Trade Republic: Gernot Mittendorfer, der bis Juni 2019 sechs Jahre lang als Finanzvorstand der „Erste Group“ amtierte. < »Internationale Unternehmensnews. Der europäische Flugzeugbauer Airbus <NL0000235190> will im ersten Halbjahr 6000 Arbeitskräfte einstellen. Wegen heftigen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Luftfahrtbranche hatte Airbus Ende Juni 2020 den Abbau von 15.000 Stellen weltweit angekündigt. Der Chipausrüster ASML <NL0010273215> rechnet trotz einer Umstellung im Testverfahren bei der Auslieferung von Maschinen erneut mit einem starken Wachstum. Der Umsatz soll in diesem Jahr um rund 20 Prozent steigen. 2021 stieg der Erlös um ein Drittel auf 18,6 Milliarden Euro. Der Überschuss stieg um knapp zwei Drittel auf fast 5,9 Milliarden Euro. Die Anteilseigner sollen durch eine auf 5,50 Euro verdoppelte Jahresdividende profitieren. Die Deutsche Telekom <DE0005557508> steigt zusammen mit dem französischen Anbieter Aircall in den Markt der cloudbasierten Telefonie ein. Das Angebot richtet sich nicht an Privatkunden, sondern an Unternehmen und Organisationen. Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 <DE000PSM7770> will seine Digital- und App-Angebote auf seiner Streamingplattform Joyn konzentrieren. Der Luxusgüterhersteller Richemont <CH0210483332> ist im Weihnachtsquartal stark gewachsen. Der Umsatz übertraf erneut das Vorkrisenniveau. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 (bis Ende Dezember) stieg der Umsatz um 35 Prozent auf knapp 5,7 Milliarden Euro. Zahlen zum Gewinn publiziert Richemont zum dritten Geschäftsquartal nicht. Der Mainzer Spezialglashersteller Schott hat im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro gesteigert. Das Ebit verbesserte sich um 35 Prozent auf 390 Millionen Euro, der Überschuss um 45 Prozent auf 289 Millionen Euro. < »Internationale Analysenews. DZ Bank hat Carl Zeiss Meditec <DE0005313704> aus Bewertungsgründen von "Halten" auf "Kaufen" hochgestuft, den fairen Wert aber von 182,60 auf 178,80 Euro gesenkt. Deutsche Bank hat die Aktie der Commerzbank <DE000CBK1001> von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 7 auf 10 Euro angehoben. Goldman Sachs hat Inditex <ES0148396007> von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 34,00 auf 37,50 Euro angehoben. Jefferies hat Siltronic <DE000WAF3001> angesichts der wackelnden Übernahme durch Globalwafers von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 150 auf 160 Euro angehoben. < »Sonstiges aus aller Welt: Knapp fünf Jahre, nachdem Puerto Rico eine Art Staatsbankrott erklärt hat, wurde eine Vereinbarung über einen deutlichen Schuldenschnitt erzielt, mit dem die Schulden des US-Außengebiets um rund 80 Prozent gesenkt werden. Die Forderungen der Gläubiger werden von 33 Milliarden Dollar auf gut 7,4 Milliarden reduziert.< <APA/dpa-AFX/Bloomberg/Reuters/red>

 

Angesichts steigender Zinsen kommen vor allem Technologie- und Wachstumswerte, aber auch sehr ambitioniert bewertete Aktien klassischer Branchen unter Druck. Vergleichseise gut hat sich bislang die teure, aber robuste Aktie des französische Luxusgüterkonzerns LVMH (FR0000121014) geschlagen: Weder Corona-Virus noch Inflation haben den Titel nachhaltig ausbremsen können – er notiert mit 670 Euro knapp 13 Prozent unterhalb des Allzeithochs bei 760 Euro vom Januar. Wer jedoch davon ausgeht, dass das strauchelnde chinesische Wachstum und die rigide Zero-Covid-Politik Chinas Löcher in die Nachfrage reißen, könnte eine defensive Positionierung mit Sicherheitspuffer bevorzugen. Discount-Strategie – LVMH im Juni über 660 Euro. Das Discount-Zertifikat der UBS mit der ISIN DE000UH4RJY3 bietet bei einem Preis von 620,29 Euro einen Sicherheitspuffer von 7,6 Prozent. Aus der Differenz zum Höchstbetrag (Cap) von 660 Euro errechnet sich eine Renditechance von 39,71 Euro oder 14,8 Prozent p.a. – schließt die Aktie am Bewertungstag 17.6.22 unter dem Cap, erhalten Anleger die Lieferung einer LVMH-Aktie. Bonus-Strategie – LVMH bis September immer über 600 Euro. Das Bonus Cap Zertifikat der DZ Bank mit der ISIN DE000DV7LNE6 ist mit einem Bonusbetrag und Cap von 800 Euro ausgestattet. Sofern die Barriere bei 600 Euro (Puffer 11 Prozent) bis zum 16.9.22 niemals berührt oder unterschritten wird, erhalten Anleger den Bonus- und Höchstbetrag, andernfalls gibt’s einen Barausgleich in Höhe des Schlusskurses. Beim Preis von 681,18 Euro liegt der Bonus bei 118,82 Euro, was einer Rendite von 26,6 Prozent p.a. entspricht. Das Aufgeld liegt bei nur 1,5 Prozent. Einkommensstrategie – LVMH im Dezember über 660 Euro. Die Aktienanleihe der HVB (ISIN DE000HR97DR8) zahlt einen festen Kupon von 6 Prozent p.a. Liegt der Aktienkurs am Bewertungstag (16.12.22) auf oder über dem Basispreis von 660 Euro, erhalten Anleger den vollständigen Nominalbetrag zurück; durch den Einstieg unter pari steigt die effektive Rendite dann auf 10,8 Prozent p.a. Andernfalls gibt’s eine Aktie plus einen Barausgleich des Bruchteils. ZertifikateReport-Fazit: Wer die Luxus-Aktie mit einer defensiven Strategie ins Portfolio aufnehmen möchte, sichert sich mit Discounter, Bonus-Zertifikat oder Aktienanleihe interessante Seitwärtsrenditen plus Sicherheitspuffer (und bereitet so im Fall stärker nachgebender Kurse bei Produktfälligkeit den physischen Erwerb der Aktie vor). <

Wolfgang Matejka: Vor einigen Tagen ging ein Raunen durch den österreichischen Kapitalmarkt. Augen wurden gerieben, unzählige Runzeln auf ebenso viele Stirne gelegt, der Kalender kritisch hinterfragt ob nicht doch der 1. April in der Corona-Lähmung früher kam als sonst, nichts half, es war wahr geworden: Die Politik sprach darüber, die Steuer auf Wertpapier-Vermögenszuwächse zu erleichtern. Unfassbar. „Also sprach Zarathustra“ im Hintergrund. Seit Jahren, wenn nicht gefühlt Jahrzehnten, kämpft der Kapitalmarkt, insbesondere seine Privat-Investoren, darum, die Kapitalertragsteuer auf Vermögenszuwächse bei Kursgewinnen einer sinnvollen und sinnstiftenden Veränderung zuzuführen. Ziel war und ist es nicht, übermäßig reich zu werden, sondern Investitionen in Risikokapital zu motivieren und vielleicht sogar einer sozialen Zuwendung die Bahn zu ebnen, nämlich die Private Vorsorge anzukurbeln. Ein hehres Ziel möge man meinen, nur hat und hatte die Politik bis dato ein anderes im Auge, nämlich die Steuereinnahmen kurzfristig zu optimieren. Die langfristigen Kosten für Pensionen oder Absicherung des sozialen Wohlstands der Allgemeinheit waren da offenbar erst in zweiter Linie gefragt. Doch jetzt, ob Pandemie, Lockdowns mit persönlichkeitsverändernden Begleiterscheinungen, Regierungs-Ringelspielen mit und ohne Anfassen, oder gar die Suche nach Mehrheiten künftiger Wahlen die von einem weit kritischeren und durch Home-Office-Marathons Internet-geschulten Wählerpotenzial geprägt werden, der Gedanke an Veränderung erreicht den heimischen Kapitalmarkt. Selbstverständlich ergibt sich sofort ein vielfacher Aufschrei der je nach eigener Befindlichkeit die Argumente gewichtet. Den Einen genügt es, wieder die „Reichen“ als Ursache allen Übels zu erkennen, die anderen sehen die Chance in einer „Aktie für Alle“, die Börse freut sich sowieso, die Finanzbranche denkt darüber nach wie man eine solche Entwicklung für Geschäft nutzen kann und manche reiben sich eben die Augen weil sie es noch gar nicht glauben können. Tatsache ist jedenfalls, dass unser Pensionssystem nicht allein durch die seit Jahren ultratiefen Zinsen in Verbindung mit Negativrenditen von Staatsanleihen als einzige Chance die Umverteilung hat. Es gibt eine Menge Beteiligte die dieses System für richtig halten, weil man sich ja nicht viel Gedanken machen muss, außer die Zahlungskraft der Erwerbstätigen zu erhalten. Nur, in Zeiten von Inflation und pandemiebedingter Sorge um Arbeitsplätze zählt ein solches Modell immer weniger, ganz einfach, weil auch die Höhe der Pensionen davon abhängt wie viele in den Topf einbezahlen bzw. einbezahlen können. Wenn diese Ausgleichrechnung aber nicht sein darf, weil dadurch auch die Möglichkeit entsteht, dass Pensionen auch sinken, dann werden die Schulden der Erwerbstätigen immer höher die der Staat in „ihrem Namen“ aufnimmt um diesen Effekt auszugleichen. Historisch betrachtet ist dies eine Einbahnstraße. Es gibt nämlich kaum einen Staat der seine Schulden jemals zurückbezahlt hat. Let’s face it. Also, Erkenntnis, wäre die private Vorsorge der einzige, und offensichtlich sicherste Weg ein soziales Abrutschen in der Pension zu mildern. Der Staat erspart sich dadurch jene Aufwendungen die er benötigt um die Pensionen in erträglicher Höhe zu belassen. Ein Ziel, das er sich bei steigenden Zinsen und somit steigenden Zinskosten nicht auf Dauer leisten kann. Ergo, liebe künftigen Pensionisten und -Innen, bitte selbst mehr für die Pension sorgen. Und das mit bereits versteuertem Geld. Jenem Geld, dass durch Konsumverzicht ins Pensions-Töpfchen gelegt wird. Jenem Konsumverzicht, der dem Staat wieder Geld kostet, weil auch die dünnste Wurstsemmel Steuern trägt die der Finanzminister dann eben nicht bekommt. Und in Zeiten von Nullzinsen am Sparbuch wird auch die dortige KESt keinen Beitrag zum Budget leisten. Um hier die Motivation zur Eigenvorsorge nicht im Keim zu ersticken, und um nichts anderes geht es, sollte man den nun ausgerufenen Weg der Steuerentlastung mutig und selbstbewusst endlich einmal beschreiten. Es betrifft nämlich nicht die Vermögenden oder all jene die eh schon genug haben, die schaffen es durchaus, sich mit anderen Investitionen Spielraum zu schaffen, nein es sind alle die unter diesem Radar hindurchrutschen, sich aus Perspektivenlosigkeit nichts zutrauen und später ziemlich wenig von ihren einbezahlten Sozialbeträgen bekommen. Ob alleinerziehende Mütter oder sogar Beamte. Die Vorsorge via Lebensversicherungen ist mittlerweile aus unseren Erinnerungen fast schon verschwunden. Sämtliche Möglichkeit, diese Kosten als Sonderaufwendung abzusetzen sind mittlerweile erloschen. Und wie viele haben genau deswegen die Versicherung abgeschlossen. Um sicher zu sein. Eines erscheint mir in diesen Tagen durchaus angebracht zu sagen: so dumm ist niemand, als dass er nicht die Vorteile der Möglichkeit der Eigenvorsorge erkennen kann. Selbst wenn es sich um viele Betroffene der bereits fortgeschrittenen Pensionsverknappung handelt. Denn auch diese Menschen haben Kinder oder Enkerln denen die Zukunft eine Chance bieten soll. Es geht einfach um die Motivation es tun zu wollen, weil man sich auch steuerlich nicht benachteiligt fühlt. Auch für die sozial Schwachen bleibt am Ende mehr im Topf, wenn dessen Löcher durch die, die selbst besser vorsorgen können, indirekt durch ihre alternativen Pensionsanteile aus Kapitalanlagen, die dem Fiskus nicht mehr so stark am Budget liegen, langsam geschlossen werden.<

Ernst A. Swietly: Das Institut Atkin & Messy hat 2012 auf Wunsch der OECD eine internationale Definition für „Finanzbildung“ erarbeitet: „Finanzbildung ist eine Kombination aus finanziellem Wissen, Bewusstsein, Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen, die nötig sind, um solide finanzielle Entscheidungen zu treffen und damit finanzielles Wohlergehen zu erreichen.“ In Österreich gibt es seit Ende September 2021 eine konzertierte Aktion zur Optimierung der Finanzbildung: Die Oesterreichische Nationalbank hat eine „nationale Finanzbildungsstrategie“ mit Zeithorizont 2026 gestartet. Das Finanzministerium unterstützt diese und gibt ihr politischen Drive. Auch in der österreichischen Wirtschaft gibt es zwei einschlägige Initiativen: Die Wiener Börse als Vertreterin der österreichischen Industrie ortet zunehmendes Interesse der Österreicher an Aktien und will mit Finanzbildungsaktionen die gesamte österreichische Bevölkerung erreichen. Parallel dazu intensiviert die Fachgruppe der Finanzdienstleister der steirischen Wirtschaftskammer ihre Finanzbildungsaktion, die sie seit sechs Jahren besonders für Schüler, Lehrlinge und Jugendvereine kostenlos durchführt. Organisation und den Lehrstoff besorgen die Ausschussmitglieder der Fachgruppe. „Es gibt keine starren Frontalvorträge sondern flexible Workshops, die auf verschiedene Altersstrukturen, Vorbildungsniveaus und aktuelle Anlässe eingehen“, sagt Markus Kohlmeier, Fachgruppenobmann der steirischen Finanzdienstleister. Wieso ist nur seine Landesgruppe in der Kammerorganisation in Sachen Finanzwissen aktiv? „Das Thema ist bundesweit in den Fachorganisationen aufgeschlagen und wird mit unterschiedlicher Intensität betrieben. Wir in der Steiermark waren sicher Vorreiter in diesem Bereich.“ Ziele von Finanzbildung. „Egal ob beim Girokonto, bei Wertpapieren oder bei Krediten: Nur wer die Grundzüge des Finanzwesens versteht, kann fundierte Finanz-Entscheidungen treffen und das Abrutschen in die Schuldenfalle verhindern“. Das erklärt die Homepage der rund 800 steirischen Finanzdienstleister (https://www.finanzbildung-stmk.at). Sie beschreibt eine Aktion, die selbständige Finanzdienstleister mit Fachleuten aus verwandten Bereichen wie Finanzämtern oder dem Alpenländischem Kreditorenverband vorantreiben. Letzterer ist ein staatlich bevorrechteter Gläubigerschutzverband, der Unternehmer und Private bei Forderungsverlusten oder faulen Krediten berät und unterstützt. Der Schwerpunkt der „Finanzbildung Steiermark“ liegt vor allem darin, jungen Menschen gute Ratschläge zu ihrer finanziellen Lebensführung, zum überlegten Umgang mit eigenem und fremdem Geld zu geben und dieses Know How auf ihrem weiteren Lebensweg beizubehalten und praktisch anzuwenden. Bei vielen jungen Menschen gilt gemeinhin, dass alles, was mit Geld zu tun hat, uncool und langweilig ist. Eigentliche Ziel von Finanzbildung ist jedoch urcool: eigenes Geld ehrlich zu erwerben und mit Bedacht zu verwenden, so dass man es lange Weile im eigenen Geldbörsel oder auf dem eigenen Konto hat. Integration in den Schulunterricht. Weiteres Ziel der aktuellen Finanzbildungs-Kampagnen ist, den allgemeinen Schulunterricht besser als bisher einzubinden; nicht nur in hochgestochenen universitären finanzökonomischen Vorlesungen, sondern von den ersten Volksschulklassen an bis zum Schulabschluss. Die Wiener Börse hat unter „Börse4me“ die Zahl der von ihr zur Verfügung gestellten Schulpakete 2021 verdoppelt. „Die sechs Module richten sich an die Schultypen AHS und BMHS und können nach Bedarf im Unterricht zielgerecht eingesetzt werden; im Herbst 2021 ist ein neues Modul mit ESG-Fokus hinzugekommen. Der Ausbau der Module mit Ergänzungen z.B. für die Sekundarstufe I ist für 2022 geplant und soll zeitlich an die aktuelle Lehrplanreform anschließen“, berichtet die Wiener Börse. Im Rahmen der Wiener Börse Akademie können Privatanleger unter 30 unterschiedlichen Seminarthemen wählen; die Webinarreihe „Börse4you“ steht kostenlos zur Verfügung. Um ihr eigenes Produkt ins rechte Licht zu rücken, bewirbt die Wiener Börse besonders das Anlageprodukt Aktie unter folgender Devise: „In dieser Nullzinsphase die langfristigen Renditen auf dem Aktienmarkt zwischen 7 bis 9 Prozent zu übersehen führt nicht nur zu Vermögensverlusten!“ Was die Wiener Börse nicht weiß, ist der aktuelle Stand von Financial Literacy in Österreich; das aber würde den hohen Nachholbedarf aufzeigen. Die Kardinalziele der Wiener Börse mit ihrer Finanzbildungsaktion sind: • frühzeitig Grundlagen zu entwickeln, um solide finanzielle Entscheidungen treffen zu können und eine Überschuldung zu vermeiden; • eine verantwortungsvollen Finanzplanung für langfristiges finanzielles Wohlergehen zu fördern; • Sensibilisierung für die Bedeutung von Finanzbildung herbeizuführen und den Zugang zu qualitativ hochwertiger Finanzbildung für alle zu schaffen und • die Effektivität von Finanzbildungsaktionen durch Dialoge, Koordinierung und Evaluierung zu steigern. Gretchenfrage: Wenn aktuelle Daten über die Finanzbildung in Österreich sowie Vergleiche zum Ausland fehlen, wie will man den Erfolg der einschlägigen Maßnahmen messen? Die Wiener Börse möchte sich dafür einsetzen, dass Österreich im Rahmen der internationalen PISA-Tests neben Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft ein neues Finanzmodul in Anspruch nimmt. „Die einschlägigen Resultate werden dann für die Evaluierung unserer Strategien herangezogen werden, kündigt die Wiener Börse an. Die Oesterreichische Nationalbank schließt hier an: „Wir sehen eine bessere Ausbildung angehender Lehrkräfte in Financial Literacy als entscheidenden Faktor für eine besserte Finanzbildung in Österreich!“ Wer belehrt die Lehrer? Tatsache ist, dass neben den angehenden auch die etablierte Lehrkräfte an die heute unentbehrliche Aufgabe der Finanzbildung ihrer Schüler heranzuführen sind, damit auch der jetzige Nachwuchs die Anforderungen der modernen Finanzwirtschaft erkennt und praktisch umsetzen kann. Viele Eltern berichten nämlich, dass die Lehrer ihrer Kinder oft selbst Laien in Gelddingen und daher kaum in der Lage seien, aktuelles Finanzwissen an ihre Schüler weiterzugeben. In der Oesterreichischen Nationalbank gibt es eine Abteilung „Finanzbildung und Informationsarbeit“. Maximilian Estl sagt: „Seit 2018 engagieren wir uns sehr in der Lehrerausbildung und kooperieren mit den größten Universitäten im Lande. Ich leite selbst Seminare unter dem Titel Finanzbildung unter didaktischem Aspekt an der Wirtschaftsuniversität Wien, Salzburg und Innsbruck. Dort werden angehende Lehrkräfte für Geographie und Wirtschaftskunde im Bereich Finanzbildung verstärkt von uns ausgebildet.“ Motive für Finanzbildung. Eine Kapazität zum Finanzwissen ist die Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien, Univ.-Prof. Bettina Fuhrmann. In der „Pädagogische Rundschau“ 1/2021 hat sie eine Grundbetrachtung zum Thema „Finanzbildung – ‘Life Skill’ zur Erschließung der Welt?“ veröffentlicht. Sie wird demnächst aus eigenen Untersuchungen aktuelle Daten zum Wirtschaftswissen einschließlich Finanzwissen von Maturanten beisteuern. Die Motive für gute Finanzbildung sind nicht neu: Die Wiener Börse spricht von 282 Milliarden Euro, die fast unverzinst auf Sparbüchern oder gar zinslos unter österreichischen Polstern schlummern. Die steirischen Finanzdienstleister beziffern das „arbeitslose“ Geld, das die Österreicher gegenwärtig horten, mit 315 Milliarden Euro. Die Hüterin unseres Geldes, die Oesterreichische Nationalbank, beziffert das gesamte private Vermögen der Österreicher mit 782 Milliarden Euro. Ein Gutteil dieser enormen Summe ist aus Angst vor Verlust nicht ertragreich veranlagt, trägt also nicht dazu bei, neue Arbeitsplätze zu schaffen, die heimische Forschung und Entwicklung anzukurbeln oder die Klimawende durchzusetzen. Das überlassen ängstliche Österreicher anderen, die mit besserer Finanzbildung und zum eigenen Nutzen ertragreichere Geschäfte machen als sie. Das neue Jahr wird nach Ansicht international tätiger Finanzfachleute besondere Motive für eine gediegene Finanzbildung bringen. Der in den USA beheimatete Asset Manager J.P. Morgan nennt drei große Themen, die das neue Jahr dominieren werden; deren intimes Zusammenspiel wird das globale Schicksal von Geld und Wirtschaftsdynamik prägen: 1. die Höhe der Inflation (Preissteigerung), die durch Angebot und Nachfrage die Kaufkraft aller Menschen der Erde beeinflusst; 2. die Geld- und Fiskalpolitik der großen Zentralbanken (FED, EZB), die durch Ausweitung oder Zurückhaltung bei ihren Anleihenkäufen jene Geldmenge bestimmt, die der weltweiten Wirtschaft zur Verfügung steht und die die Zinsen hebt oder senkt; 3. die Entwicklung der Konsumnachfrage, die sowohl vom Spar- und Ausgabeverhalten der Menschen als auch von der ausreichenden Verfügbarkeit von Rohstoffen, Waren und Energie (Erhaltung erprobter Lieferketten) sowie Verfügbarkeit von Arbeitskräften (Knappheit bei Facharbeitern) abhängt; im hochindustrialisierten Westen der Erde gehen der Wirtschaft allmählich die Arbeitskräfte aus. Wer über eigenes oder fremdes Geld und dessen Schicksal entscheidet, sollte die obigen Themen tagtäglich eingehend beobachten, ihre Effekte in Hinblick auf die launische Covid-Pandemie analysieren und zudem bereit sein, rasche Entscheidungen auch abseits lang eingefahrener Gewohnheiten zu treffen. Das überfordert selbst eingefleischte Finanzgenies, um so mehr private finanzielle Einzelkämpfer mit geringerer Expertise. Es ist daher dringend nötig, sowohl das eigene Finanzwissen auf aktuellen Stand zu bringen, als sich zudem von erfahrenen Expertenteams beraten zu lassen, die das weltweite Zusammenspiel der drei Kardinalthemen ständig beobachten und deren Folgewirkungen abschätzen. Finanzielle Prioritäten der Österreicher. Es fällt auf, dass viele Menschen nach wie vor Probleme haben, bei professionellen Finanzberatern Rat und Hilfe zu suchen. Eine Umfrage Ende 2021 ergab, dass 57 Prozent der Österreicher fachliche Finanzberatung ablehnen; nur 10 Prozent wollen heuer den Rat von Finanzberatern nutzen, ein Drittel steht Finanzberatern unentschlossen gegenüber. Dementsprechend sind die finanziellen Prioritäten der Österreicher auch für 2022 wenig professionell. Zwar wollen mehr als ein Drittel ihre Ausgaben senken und ihren Konsum einschränken, doch das ersparte Geld weitestgehend auf Sparkonten legen, die kaum bis gar keinen Ertrag bringen. Immerhin möchten 27 Prozent der Österreicher ihre Schulden forciert abbezahlen und 20 Prozent wollen ein Haushaltsbuch anlegen, um Durchblick bei ihren Finanzen zu erhalten. Lediglich 15 von 100 Österreichern wollen ihr Geld in ertragreichere Wertpapiere investieren. Insgesamt betrachtet ist das österreichische Interesse an echter Werterhaltung des Vermögens noch stark ausbaufähig. Das ist um so wichtiger, als sich der Rahmen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftspolitik seit 2020 grundlegend geändert hat. Laut dem Investmentspezialisten Jakob Tanzmeister hat die andauernde Corona-Epidemie, so bedenklich ihre weltweiten gesundheitlichen Folgewirkungen bisher auch gewesen sind, drei neue Erkenntnisse gebracht, die bisher weitgehend unerkannt sind und die einige alte Thesen der Weltwirtschaftslehre in ein völlig neues Licht rücken, das sogar Zuversicht ausstrahlt: 1. Die Volkswirtschaften der Erde sind dank Pandemie viel anpassungsfähiger als früher geworden; sie haben gelernt, auf plötzlich auftretende Phänomene rasch und erfolgreich zu reagieren. Tanzmeister: „Viele Unternehmen mussten neue Wege finden, trotz Kontakt- und Reisebeschränkungen, trotz einander kurzzeitig folgender Lockdowns, um eine Vielzahl ihrer Produkte rechtzeitig bis zu den Konsumenten zu bringen und damit gutes Geld zu verdienen. Ein Beispiel ist die Autoindustrie. 2. Selbst bei kompletten Lockdowns ist die Konsumnachfrage nirgends völlig weggebrochen. Manche Konsumbedürfnisse wurden zwar aufgeschoben, aber bald durch zeitversetzte dynamischere wirtschaftliche Aktivität nachgeholt. Unter der Annahme, dass die geld- und fiskalpolitischen Lockerungen zur Überwindung der Krise weiter aufrecht bleiben, könnte das die globale Wirtschaft zusätzlich beleben. 3. Das bisher geglückte Experiment der großen Zentralbanken, durch milliardenschwere Aufkäufe von Staatspapieren eine weltweite Geldschwemme auszulösen – damit allerdings auch die Inflation zu beschleunigen –, könnte sich gegen alle Zweifel als probate Gegenstrategie zur Bewältigung künftiger Finanzkrisen erweisen. Die Schlussfolgerung für Anleger daraus wäre ähnlich dem, was die Wiener Börse für heuer erwartet: Durch eine Geldanlage in Dividendenaktien können in den nächsten fünf bis sechs Jahren durchschnittlich 8 Prozent jährlich brutto verdient werden; das wären bei einer durchschnittlichen Geldentwertung von 3 Prozent im Jahr immer noch netto rund 5 Prozent.<