...wer performt am besten im ganzen Land? In diesem Zusammenhang war es möglicherweise nicht die klügste Entscheidung diese Frage den Ziegeln zu stellen, da diese alles andere als unabhängig und unbefangen bei dieser Thematik sind. Natürlich kam postwendend die Antwort: „Wienerberger, wer sonst?“ Jedoch waren die letzten Wochen für die Aktie des heimischen Ziegelproduzenten recht turbulent. Eine Achterbahn der Gefühle, würde den Verlauf der Aktie seit Beginn des Monats wohl am besten beschreiben! Nachdem am 2. Oktober im Rahmen des Capital Markets Day das EBITDA-Ziel für 2020, von ursprünglich mehr als 600 Mio. auf rund 680 Mio. Euro erhöht wurde, konnte die Aktie knapp 6% zulegen. Doch bleibt es durchaus diskutabel ob man in diesem Fall überhaupt von einer Erhöhung sprechen kann, da nach Adam Riese der Wert von 680 Mio. bereits in größer 600 Mio. enthalten ist. Sei es wie es sei, die Investoren wurden offensichtlich durch die Nachrichten bestärkt, möglicherweise auch durch die Ausführungen des Unternehmens zum Optimierungsprogramm, das in den Jahren 2018 bis 2020 rund 120 Mio. Euro Ertragsverbesserung beisteuern soll. Auf jeden Fall konnte die ursprüngliche Euphorie der Investoren nicht in die aktuelle Woche transportiert werden. Bis Freitag musste die Aktie, im Zuge allgemein fallender Märkte in Europa, Verluste von rund 8% hinnehmen.

Trotz der schwachen Performance diese Woche, kann man sich über längere Sicht bei Wienerberger über eine positive Entwicklung freuen. Die Aktie konnte in den letzten 5 Jahren inklusive ausgeschütteter Dividenden um 73,2% (11,6% p.a.) zulegen. Jedoch hatte Wienerberger auch schon viel schwierigere Zeiten zu überstehen. Während der Finanzkrise musste das Unternehmen, wie die gesamte Baubranche, enorme Verluste hinnehmen. Von Juni 2007 bis April 2009 gab es in der Aktie einen Rückgang von rund 90%! In weiterer Folge konnte mithilfe von Restrukturierungsprogrammen die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden und somit der Turnaround geschafft werden. Seit 2010 konnten der Umsatz als auch das EBIT kontinuierlich gesteigert werden, was den Investoren eindeutig wieder Mut zum Kaufen einflößte. Das aktuell kommunizierte "Fast Forward 2020" Programm soll das EBITDA bis 2020 um rund 64% von 415 Mio. Euro (FY 2017) auf 680 Mio. steigern. Die einmaligen Kosten für die Umsetzung des Programmes werden sich laut Unternehmen auf ca. 50 Mio. belaufen. Neben den internen Optimierungsprozessen soll die Optimierung des eigenen Portfolios weitere Wachstumschancen ermöglichen. Einerseits sollen nicht in das strategische Portfolio passende Unternehmensteile veräußert werden und andererseits soll die Wertschöpfungskette verlängert und das Produktportfolio erweitert werden (u.a. neue Materialien).

Bei der Ziegelherstellung ist das heimische Unternehmen klarer Marktführer in Europa. Das einzige gelistete Konkurrenzunternehmen im Ziegelbereich war bis Mai 2017 Braas Monier (Luxemburg), das durch den amerikanischen Mehrheitseigentümer per Squeeze-Out von der Börse genommen wurde. In der gesamten Baubranche gibt es hingegen viele Konkurrenten. Hier sind allen voran die Unternehmen CRH (Irland), LafargeHolcim (Schweiz), Saint-Gobain (Frankreich) und HeidelbergCement (Deutschland) zu nennen. In Bezug auf die Marktkapitalisierung sind LafargeHolcim (23,8 Mrd. Euro) und CRH (21,7 Mrd.) am Größten, beim Umsatz hingegen haben Saint-Gobain (40,8 Mrd. Euro) und CRH (27,6 Mrd.) die Nase vorn. Der beste Performer am Aktienmarkt der letzten 5 Jahre in Wienerbergers Peer Group ist eindeutig CRH mit einem Gesamtertrag von 68,8%. Besonders in den Jahren 2015 und 2016 schaffte man es beim irischen Baustoffhersteller, aufgrund hervorragender Wachstumsraten (sowohl Umsatz, als auch Gewinn) die internationale Konkurrenz hinter sich zu lassen. Im Vergleich dazu hat LafargeHolcim im selben Zeitraum eine Performance von -11,8% aufzuweisen, was Investoren in letzter Zeit wohl nicht besonders glücklich stimmte. Das Unternehmen hat vor allem damit zu kämpfen eine sehr große Abhängigkeit von teils kriselnden Schwellenländern zu haben, in denen der Großteil des Gewinns eingefahren wird.

Um uns die Entwicklung der Branche näher vor Augen zu führen, betrachten wir den STOXX Europe 600 Construction & Materials Index, welcher insgesamt 22 europäische Einzeltitel umfasst (inklusive Wienerberger, CRH, LafargeHolcim, HeidelbergCement, Saint-Gobain). Innerhalb der letzten 5 Jahre konnte der Index auf Total Return Basis um 52,9% zulegen. Die Entwicklung der gesamten Baubranche ist natürlich sehr stark von der Weltkonjunktur abhängig. Je mehr Geld vorhanden ist, desto mehr wird gebaut! Folglich hatte die Bauindustrie ihre größte Krise seit dem Millennium in der Weltwirtschaftskrise 2008. Seitdem konnte sich die Branche jedoch wieder gut erholen und nahezu wieder auf das Vorkrisenniveau kommen. Seit Beginn des Monats musste der Index, im Rahmen der Korrektur des Gesamtmarktes, Verluste von rund 7% verzeichnen. Für die nächsten Jahre wird jedoch damit gerechnet, dass die Infrastrukturausgaben in Europa weiter steigen könnten, wovon naturgemäß die Bauindustrie profitieren würde. Dann könnten auch die Zieglein an der Wand mit ihrer Wienerberger Analyse richtig liegen.<