Die Ölpreise haben sich am Freitag etwas stabilisiert. Trotzdem verharrten sie nach dem Preisrutsch der letzten Tage auf einem sehr niedrigen Niveau. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Mittag 37,77 US-Dollar. Das waren 12 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 15 Cent auf 36,32 Dollar. US-Öl ist damit weiterhin so günstig wie seit Anfang Juni nicht mehr.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen in Europa und den USA gehen Marktbeobachter inzwischen von einem Nachfrageschock in Europa aus. "Es wird klar, jetzt da Europa in die zweite Welle schlittert, dass die Erholung nicht so linear verlaufen wird, wie der Markt es eingepreist hat", erklärte Rohstoffanalyst Jeffrey Halley vom Analysehaus Oanda.

Aus Sicht von Eugen Weinberg von der Commerzbank bringt der "Abverkauf am Ölmarkt" das Ölkartell Opec in Zugzwang. Das Kartell will Ende November darüber entscheiden, ob es seine Produktionskürzungen verlängert. Aus Sicht des Rohostoffexperten würde dieser Schritt jedoch "angesichts der anhaltenden schwachen Nachfrage und einer negativen Stimmung nicht viel bringen". Stärkere Kürzungen würden dagegen die Glaubwürdigkeit der Opec riskieren. Weinberg bezeichnete die Organisation daher angesichts der steigenden Produktion in den USA, Brasilien und Libyen als "machtlos".

Auch andere wichtige Entscheidungen, die die trüben Nachfrageaussichten aufhellen könnten, stehen erst später an. Während ein potenzielles US-Konjunkturpaket zumindest verschoben wurde, gab die Europäische Zentralbank am Donnerstag bekannt, über weitere Unterstützungsmaßnahmen erst im Dezember entscheiden zu wollen./ssc/jsl/mis

AXC0198 2020-10-30/12:56

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.