Börsen-Zeitung: Aktien - aber die richtigen, ein Marktkommentar von

Werner Rüppel

Frankfurt (ots) - In den beiden vergangen Wochen haben erneut

Gewinnwarnungen von einzelnen Unternehmen zu massiven Kursverlusten

geführt. So brachen die Notierungen von Nutzfahrzeugzulieferer

SAF-Holland, Tiefbauspezialist Bauer und K+S ein. Die Abschwächung

der Konjunktur trifft offensichtlich vor allem das Verarbeitende

Gewerbe und zyklische Titel. Weitere Gewinnwarnungen in diesen

Sektoren dürften folgen.

Auch Autos geben derzeit nicht mehr an der Börse Gas, sondern

allenfalls noch auf der Autobahn, aber auch nur da, wo keine

Baustelle ist. Auch Zulieferer fahren eher im Rückwärtsgang.

Hersteller und Zulieferer stehen angesichts von Klimadiskussion und

des kostenintensiven Übergangs zur Elektromobilität vor gewaltigen

Herausforderungen. Und Bankaktien wie hierzulande zum Beispiel die

Titel von Deutscher und Commerzbank gibt es immer billiger.

Angesichts dieser Gemengelage und rückläufigen Gewinnerwartungen

im Dax mahnen mehrere Institute zur Vorsicht. So hat M.M. Warburg

ihre Dax-Prognose zum Jahresende auf 11000 Punkte gesenkt. Sollten

Anleger also derzeit Aktien untergewichten oder gar keine

Dividendentitel halten?

Nein, das Gegenteil ist richtig. Der Anleger muss sich nur

verdeutlichen, welches Spiel derzeit an den Märkten abläuft. Weltweit

sind die großen Notenbanken auf massivem Lockerungskurs, der anhalten

dürfte. Im Euro gibt es für sichere Anlagen keine Zinsen mehr.

Vielmehr drohen Kunden der Stadtsparkasse München und anderen

Instituten Verwahrentgelte für Girokonten. 28000 Sparern werden von

den Münchnern zum Jahresende ihre Prämiensparverträge gekündigt. Vor

diesem Hintergrund sind Aktien, die in vielen Fällen zudem noch eine

hohe und stabile Dividendenrendite bieten, ungewöhnlich attraktiv.

Allerdings gilt es natürlich die richtigen Titel auszuwählen. Dies

mag nicht immer vollends gelingen, doch sollte die gewählte Mischung

zumindest erfolgversprechend sein. Bei Zyklikern, Autoaktien und

Banken scheint Vorsicht ratsam. Hingegen dürften Bondproxies wie zum

Beispiel hierzulande Allianz oder Munich Re, die aufgrund ihrer

Ausschüttungen als Ersatz für die weiland gute Zinsen abwerfenden

Anleihen taugen, weiter gefragt sein.

Auch stabile Wachstumswerte wie Adidas, Linde oder SAP scheinen

weiter aussichtsreich. Sie gehören übrigens auch zu den Titeln, die

im Dax im laufenden Jahr am stärksten zugelegt haben. Deutliche

Verluste verbuchten hingegen BMW und Lufthansa.

Obgleich viele Indikatoren der Realwirtschaft eher pessimistisch

stimmen, bewegen sich die Aktienindizes in den USA und Europa nahe

ihren historischen Höchstständen. "Bei genauerem Hinsehen zeigen sich

gute Gründe, das Glas eher als halb voll denn als halb leer zu

sehen", meint Olivier de Berranger, Chief Investment Officer (CIO)

bei La Financière de l'Echiquier. Grund sei die lockere Geldpolitik

nahezu aller Zentralbanken. Zahlreiche Staaten hätten höhere

Haushaltsausgaben bzw. Steuerentlastungen bekannt gegeben, um die

Konjunktur zu stützen. "Dieses Umfeld ist für Aktien ideal", sagt

Berranger.

Vor dem Hintergrund des niedrigen Zinsniveaus stuft auch

Fondsmanager Bert Flossbach Aktien als niedrig bewertet ein. Doch

gelte es natürlich bei jedem Titel auf Risiko sowie Ertrag zu schauen

und Qualitätswerte auszuwählen. Also Aktien, was sonst! Aber die

richtigen.

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AXC0270 2019-09-27/20:31

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