Börsen-Zeitung: Betongold, Kommentar zu Telefónica Deutschland von

Heidi Rohde

Frankfurt (ots) - Der hohe Investitionsbedarf in neue Netze hat

die von Preis- und Umsatzdruck geplagte Telekombranche schon seit

längerem veranlasst, bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten

auch Werte in der Bilanz zu heben. Dabei ist insbesondere die passive

Infrastruktur wie Funktürme oder auch Glasfaserkabel in den Fokus

geraten, die inzwischen von vielen Konzernen in eigene Gesellschaften

ausgegliedert wurde und teilweise auch schon den Besitzer gewechselt

hat.

Telefónica Deutschland hat dabei hierzulande schon bisher eine

Vorreiterrolle eingenommen - nicht von ungefähr, denn die Tochter der

spanischen Telefónica, die seit Jahren üppige Dividenden nach Madrid

überweist, muss jeden Cent lockermachen, um ihre

Investitionserfordernisse - aktuell den Ausbau von 5G - zu stemmen.

Telefónica Deutschland hatte bereits vor drei Jahren ihre 2350

frei stehenden Funktürme für knapp 600 Mill. Euro verkauft und

zurückgemietet und möchte nun die Nutzungsrechte an weiteren 19000

Standorten versilbern. Auch wenn es sich dabei überwiegend um

gemeinschaftlich genutzte Antennenplätze auf städtischen Dächern

handelt und nicht um allein stehende Funktürme, dürfen die Münchner

auf einen höheren dreistelligen Millionenerlös hoffen. Denn dem

Kapitalbedarf der Telekombranche auf der einen Seite steht

andererseits in der lang anhaltenden Niedrigzinsphase der Anlagedruck

von Investoren gegenüber, die passive Telekommunikationsinfrastruktur

ebenso wie Immobilien als rentable und zudem sichere Assets schätzen

gelernt haben.

Entsprechend ist der Markt in Bewegung gekommen. Große Tower

Companies in den USA, die dort von Beginn an die Dienstleister der

Mobilfunkgesellschaften waren, haben an der Börse eine eindrucksvolle

Performance vorzuweisen. Der seit 2015 notierte spanische

Funkturmbetreiber Cellnex hat den Kurs seit dem IPO um rund 150

Prozent gesteigert und weist eine Bewertung des rund 21-fachen

operativen Ergebnisses vor Abschreibungen aus. Daher liebäugelt auch

Vodafone für ihre Tower Co mit einem Börsengang.

Bei der Telefónica-Kabeltochter Telxius hat KRR bereits 40 Prozent

erworben. Der Finanzinvestor hat weitere Assets, darunter von Altice,

eingesammelt und dürfte dereinst einen Exit über die Börse ins Auge

fassen. Dabei hat die Private-Equity-Gesellschaft in ihren

Infrastrukturfonds einen langen Atem - der sich lohnen dürfte, denn

die Bewertung der hochprofitablen Tower-Assets steigt stetig. Dies

weiß auch die Deutsche Telekom, die ihre Funktürme ebenfalls zu Geld

machen will. Wenn der Preis stimmt.

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AXC0247 2019-09-11/20:30

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