Börsen-Zeitung: Ein Alphatier zu viel, Kommentar zur BayernLB von

Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr

kann gehen. Der Mohr heißt Johannes-Jörg Riegler. Mit der "im besten

Einvernehmen" beschlossenen Nichtverlängerung des im Februar

auslaufenden Vertrages des BayernLB-Chefs endet in München ein

fünfjähriges Missverständnis.

2013 konnten sich Markus Söder, seinerzeit Finanzminister im

Freistaat, und der damalige Sparkassenpräsident Theo Zellner gar

nicht mehr einkriegen über den Fang, den sie gemacht hatten, als sie

Riegler von der Nord- zur BayernLB lockten. "Alle Personalfragen der

Landesbank gelöst", tat der heutige Ministerpräsident kund. Und

Zellner feierte die Personalie als "zukunftsfähige und tragfähige

Entscheidung". Das war sie ja zunächst auch.

Hat die weiß-blaue Landesregierung irgendwann danach vergessen,

dass dem Land 75 Prozent der zweitgrößten deutschen Girozentrale

gehören? Wohl kaum. Also war Söders Nichtstun spätestens seit Anfang

November ein unmissverständliches Signal.

Die Landtagswahl hatte lange als passable Ausrede hergehalten, mit

der man Riegler, die ob des Zögerns irritierten Beschäftigten der

Bank und die Öffentlichkeit zappeln lassen konnte. Doch seit der

Landtag konstituiert und die neue Regierung im Amt ist, hat dieser

Vorwand ausgedient. Und für Riegler selbst hätte zweieinhalb Monate

vor Vertragsablauf jeder weitere Tag des Zuwartens Gesichtsverlust,

wenn nicht Demontage, bedeutet. Für ihn ist die Trennung

alternativlos.

Doch was sind die wahren Gründe, worin besteht das

Missverständnis? An Rieglers Performance kann es nicht liegen. Die

vor zehn Jahren am Abgrund stehende Bank war in ihrer jüngeren

Geschichte nie in einer so ertrags- und kapitalstarken Verfassung wie

heute. Altlasten wurden abgebaut, das Beihilfeverfahren vorzeitig

beendet, Schulden beim Freistaat getilgt. Die Strategie stimmt, der

Ratingtrend zeigt nach oben. Dass die Bankenaufsicht sich dieses und

jenes kritisch anschaut, ist Standard bei allen Banken. Und den, der

für all das seit fünf Jahren die Hauptverantwortung trägt, schickt

man in die Wüste?

Die Chemie ist es! Die Eigentümer - 25 Prozent halten die

regionalen Sparkassen, denen die BayernLB mit der erfolgreichen

Direktbank DKB in die Quere kommt - haben sich mit Riegler ein

mitunter bis an die Schmerzgrenze unbequemes Alphatier ins Haus

geholt. Zu dieser Gattung gehören auch Söder, der

Aufsichtsratsvorsitzende Wolf Schumacher wie schon dessen Vorgänger

Gerd Häusler und Sparkassenpräsident Ulrich Netzer. So viel Ego auf

einmal passt auch in München nicht durch eine Tür.

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AXC0304 2018-12-12/20:31

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