Börsen-Zeitung: Goldenes Lenkrad für Berlin, Kommentar zu Tesla von

Stefan Paravicini

Frankfurt (ots) - Elon Musk ist immer für eine Überraschung gut. Das hat der

Gründer und CEO des US-Elektrowagenbauers Tesla jetzt auch bei der Verleihung

des "Goldenen Lenkrads" in Berlin unter Beweis gestellt. Der exzentrische

Tausendsassa tauchte am Dienstagabend erst unangemeldet bei der Gala zur

bekanntesten deutschen Auszeichnung für neue Automodelle im Axel-Springer-Haus

auf und hatte dann noch eine spektakuläre Nachricht im Gepäck: Spätestens ab

2021 will Tesla vor den Toren Berlins in einer neuen Fabrik Elektroautos bauen.

Das kündigte Musk wie beiläufig an und verblüffte die versammelte

Branchengemeinde.

Für den Mann, der im Februar 2018 zu Marketingzwecken einen roten Sportwagen von

Tesla ins All schoss, war die Ankündigung vergleichsweise unspektakulär. Und so

ganz überraschend kam die Entscheidung für Berlin nicht, hatte Musk doch bereits

vor Monaten erklärt, dass Deutschland für die Produktion in Europa die Nase vorn

habe und die Hauptstadt in der engeren Auswahl stehe. Die Signalwirkung der

Entscheidung ist dennoch erheblich, nicht zuletzt weil die Chefs von Volkswagen

und BMW unter den erstaunten Galagästen saßen.

Mit dem Sprung der Produktion nach Deutschland katapultiert sich Tesla direkt in

die Umlaufbahn der deutschen Konkurrenten. So hatte es vor fast 100 Jahren auch

der US-Autokonzern Ford gemacht, der 1926 als erster eine Massenfertigung in

Deutschland startete und in Berlin Moabit das T-Modell fertigte, während die

Wettbewerber vor Ort hinterherhinkten. Manche Kritiker der deutschen Autobauer

sehen Volkswagen, BMW und Daimler heute wieder im Hintertreffen, wenn es um

Elektrowagen geht. Einige bewerteten die Ankündigung des Tesla-Chef zum

Produktionsstart in Brandenburg deshalb als eine Demütigung.

Man kann die Entscheidung von Tesla aber auch als Auszeichnung verstehen für den

Automobilstandort Deutschland, der zwar verspätet, aber vehement in Richtung

Elektromobilität drängt. Man darf sie als Kompliment an die Start-up-Metropole

Berlin verstehen, die längst mehr kann als E-Commerce und Heimat für viele

Nachwuchsfirmen ist, die Hochtechnologie für innovative Anwendungen zur

Verbesserung von Fertigungsprozessen auch in der Automobilindustrie entwickeln.

Man kann die Entscheidung von Musk sogar als Bestätigung für die Bundesregierung

und ihre Ziele in der Batteriezellenfertigung verstehen, die mit der Ankunft

Teslas noch schneller hochlaufen dürfte.

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AXC0342 2019-11-13/20:21

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