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18.07.2019 | 19:07
Börsen-Zeitung: Große Fallhöhe /Kommentar zum Absturz der SAP-Aktie
von Heidi Rohde
Frankfurt (ots) - Um 15 Mrd. Euro war der Börsenwert von SAP in
die Höhe geschossen an dem Tag, als der aktivistische Investor
Elliott eine Beteiligung von knapp 1% offenlegte und seiner
Einschätzung Ausdruck verlieh, dass der Konzern über ein derart
enormes Wertsteigerungspotenzial verfüge, dass sich das Ergebnis je
Aktie binnen fünf Jahren verdoppeln lassen sollte. Konzernchef Bill
McDermott nutzte die Erwartungen des mitunter für ruppiges Vorgehen
bekannten Hedgefonds in gewohnt sportlicher Manier als Steilvorlage
und verkündete vollmundig mehr Wachstum und mehr Effizienz im
Parallelschwung sowie einen stärkeren Fokus auf die
Aktionärsvergütung, gegebenenfalls mit einem Aktienrückkauf.
Gestern sind in der Spitze rund 13 Mrd. Euro SAP-Marktwert
verdampft, denn die Entwicklungen im zweiten Quartal ernüchterten
die Investoren derart, dass sie fürchten, der stets "bullish"
gestimmte McDermott habe den Mund doch zu voll genommen. Der erhoffte
Renditezuwachs bleibt zumindest für dieses Jahr aus, und das heißt,
SAP muss in den kommenden Jahren umso stärker vorankommen, wenn der
versprochene Sprung bei der operativen Marge bis 2023 gelingen soll.
Ursache für den Druck auf den Pausenknopf bei der Gewinnsteigerung
sind indes nicht nur die höher als erwartet ausfallenden
Abfindungsaufwendungen für den Konzernumbau, sondern auch die
erweiterten finanziellen Folgen der milliardenschweren Firmenzukäufe,
mit denen SAP das Wachstumstempo in der Cloud spürbar erhöhen will:
Fast 2 Mrd. Euro für anteilsbasierte Vergütungen dürften dieses Jahr
fällig werden - wegen des bisherigen Kursanstiegs der SAP-Aktie und
der im Januar abgeschlossenen Übernahme von Qualtrics.
Hinzu kommt, dass das operative Geschäft im zweiten Quartal den
Schwung vom Jahresbeginn nicht halten konnte. Zwar bleibt der
Wachstumstreiber Cloud insgesamt intakt, jedoch schwächelt hier der
Auftragseingang im Vergleich zum Vorquartal deutlich. Außerdem waren
die hochprofitablen Softwarelizenzverkäufe rückläufig. Ursache für
den geschäftlichen Dämpfer waren Auswirkungen des globalen
Handelsstreits, vor allem in Asien, wie SAP selbst sagt. Dass diese
Ursache bald verschwindet, ist kaum anzunehmen.
Das Unternehmen begegnet den Schwächetendenzen mit einer
Vertriebsoffensive und "Produkt-Roadshow" - auf globaler Ebene. Hier
heißt es also nicht kleckern, sondern klotzen. Die von Elliott
gewünschten Effizienzmaßnahmen werden da zurückstehen müssen,
vielleicht auch der Aktienrückkauf.
(Börsen-Zeitung, 19.07.2019)
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