Börsen-Zeitung: Zurück in der Sackgasse, Kommentar zu T-Mobile von

Sebastian Schmid

Frankfurt (ots) - Schon vor 14 Monaten hat sich T-Mobile US mit

Rivale Sprint auf einen Zusammenschluss geeinigt. Zugeständnisse

wurden gemacht, wie der Verkauf von Sprints Prepaid-Tochter Boost,

und damit die Unterstützung von Ajit Pai, Chairman der

US-Kommunikationsaufsichtsbehörde FCC, gewonnen. Dennoch scheint ein

Abschluss der Transaktion heute so weit entfernt wie lange nicht. Der

Telekom droht ein erneutes Scheitern beim Versuch, ihre US-Tochter zu

verheiraten.

Die Klage der Generalstaatsanwälte von zehn US-Bundesstaaten wurde

offenbar vorbereitet, nachdem FCC Chairman Pai seine Unterstützung

für den Deal erklärt hatte. So können die Staaten den Zusammenschluss

im Fall einer Freigabe durch FCC und Justizministerium anfechten und

eine einstweilige Verfügung erwirken. Für T-Mobile und Sprint

bedeutete dies weitere Monate in der Warteschleife. "Der Deal ist

schlecht für Verbraucher, schlecht für Innovation und schlecht für

Mitarbeiter", begründete die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia

James das Vorpreschen der Bundesstaaten ohne Absprache mit dem

US-Justizministerium, das die Transaktion noch prüft.

Das Problem von T-Mobile und Sprint bleibt, dass aus

Wettbewerbsgesichtspunkten tatsächlich wenig für eine Genehmigung

spricht. Schon heute, mit vier großen Anbietern, ist der

US-Mobilfunkmarkt hochprofitabel. AT&T und Verizon zählten 2018 mit

je rund 20 Mrd. Dollar operativem Gewinn branchenübergreifend zu den

weltweit zehn profitabelsten Konzernen. Auch T-Mobile US kommt im

aktuellen Wettbewerbsumfeld bestens zurecht. In den vergangenen vier

Jahren zog der Umsatz um mehr als 40 Prozent an, der operative Gewinn

wurde auf 5,3 Mrd. Dollar knapp verdreifacht. Das Unternehmen ist im

Stande, den Ausbau des 5G-Netzes aus eigener Kraft zu stemmen.

Schwieriger sieht die Lage für Sprint aus, die im vergangenen

Geschäftsjahr 1,6 Mrd. Dollar Verlust geschrieben hat. Deren Probleme

erscheinen angesichts der hohen Gewinne der Wettbewerber indes

hausgemacht. Das Interesse gleich mehrerer Kabelkonzerne und des

Onlinehandelskönigs Amazon an der abgespaltenen Prepaid-Sparte Boost

zeigt, dass strategisches Interesse am amerikanischen Mobilfunkmarkt

auch jenseits des engen Kreises der aktuell dominierender Anbieter

besteht. Dem Justizministerium käme ein alternativer Bieter sicher

zupass, zumal die Fusion auch bei US-Präsident Donald Trump auf

Skepsis stößt. Die Telekom ist mit ihren US-Plänen scheinbar zurück

in der Sackgasse.

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