Die Quadratur des Kreises, ein Kommentar von Lisa Schmelzer zur

Lufthansa

Frankfurt (ots) - Die Lufthansa hat im vergangenen Jahr Verluste von 6,7 Mrd.

Euro angehäuft und verbrennt nach wie vor jeden Tag 10 Mill. Euro. Und dennoch

ist Konzernchef Carsten Spohr zuversichtlich. Denn die Impfungen gegen Covid-19

werden zusammen mit einer ausgeweiteten Teststrategie ab Sommer vermutlich zu

einer anziehenden Nachfrage führen.

Das gilt sicher für Urlaubsflüge, doch die Entwicklung im

Geschäftsreisendensegment ist nach wie vor mit vielen Fragezeichen versehen. Der

Reisemanagement-Verband VDR schätzt, dass das Geschäftsreisenvolumen allein

schon deshalb um rund 25 % sinken dürfte, weil sich Videokonferenzen in der

Krise bewährt haben. Lufthansa rechnet ebenfalls mit einer rückläufigen

Entwicklung und setzt deshalb verstärkt auf Privatreisende - und das nicht erst

seit der Coronavirus-Pandemie.

Während sich allerdings bei Geschäftsreisenden mit besonderem Service oder einer

hohen Konnektivität punkten lässt, schauen Urlauber vor allem auf den Preis. In

diesem Segment konkurriert Lufthansa aber mit Anbietern, die ihre

Kostenstrukturen über Jahre auf schlank getrimmt haben. Auf den Kurz- und

Mittelstrecken sind Billiganbieter wie Ryanair unterwegs, mit deren

Aufwandspositionen die deutsche Netzwerk-Airline kaum mithalten kann. Auch

Wettbewerber Condor hat die Kosten im Zuge des Schutzschirmverfahrens noch

einmal nach unten geregelt. Derweil hat Lufthansa hier noch enormen

Nachholbedarf. Mit den Piloten etwa, die für einen gewichtigen Kostenblock

stehen, wurde noch keine langfristige Einigung erzielt. Bei den Verhandlungen

verhaken sich die Parteien vielmehr unter anderem an dem neuen Lufthansa-Ableger

"Eurowings Discover", der ab 1. Juni Urlaubsflüge zu günstigeren Kosten anbieten

soll. Dabei geht es zunächst um drei Flugzeuge ab Frankfurt, im Winter sollen

vier weitere dazukommen. Bei einer Gesamtflotte von 800 Maschinen vor der Krise

echte "Peanuts", um die aber auf Biegen und Brechen gerungen wird.

Zu den mit Geschäftsreisen erzielten Renditen schweigt die Lufthansa. Indes warf

dieses Segment in Vor-Corona-Zeiten bei einem Passagieranteil von unter 30 %

fast 45 % der Umsätze ab, auch weil häufig Business- oder First Class gebucht

wurde. Diese Flugklassen werden nun eingedampft, da scheint Renditenschwund

programmiert. Die Rückkehr zum Vorkrisen-Ergebnisniveau bei anhaltendem Druck

auf die Preise und im Vergleich zu den Wettbewerbern nach wie vor hohen Kosten -

das Lufthansa-Management hat sich womöglich die Quadratur des Kreises

vorgenommen.

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