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04.08.2022 | 20:10
Ein Problem mehr / Kommentar zum geplatzten Immobilien-Deal der
Adler-Group von Helmut Kipp.
Frankfurt (ots) - Auf den angeschlagenen Wohnungskonzern Adler Group prasseln
immer neue Rückschläge ein. Erst die Anschuldigungen des britischen
Leerverkäufers Fraser Perring, dann das verweigerte Testat für den
Jahresabschluss 2021 und die Absage von KPMG, auch in Zukunft die Bilanz zu
prüfen, und zuletzt die Feststellung der Finanzaufsicht BaFin, dass ein
Immobilienprojekt in Düsseldorf im 2019er Abschluss der Tochter Adler Real
Estate falsch bilanziert wurde. Dazwischen das selbst in Auftrag gegebene
Sondergutachten zu den Vorwürfen des Perring-Vehikels Viceroy, das nur eine
Teilentlastung brachte, und der Eigenkapitalverzehr der
Projektentwicklungstochter Consus. Hinzu kommen der Druck von Anleihegläubigern
und der immer weiter fallende Aktienkurs, der inzwischen unter 3 Euro angekommen
ist. Und der Zugang zum Banken- und Kapitalmarkt ist nach eigener Einschätzung
versperrt.
Gemessen an diesen Problemfeldern erscheint der Rückzug von LEG aus der
geplanten Übernahme von Brack Capital Properties (BCP) von überschaubarer
Dramatik. Der Konkurrent hat mitgeteilt, dass er die Kaufoption nicht ziehen
wird. Die Begründung klingt nachvollziehbar. In der Tat hat der kräftige
Zinsanstieg das Marktumfeld gravierend verändert. Die Kapitalkosten der
Immobilienkonzerne steigen, die Bewertungen drohen unter Druck zu geraten.
Investoren machen Druck, die Verbindlichkeiten im Zaum zu halten. Schuldenabbau
statt Wachstum, lautet ihre Agenda.
Für Adler bedeutet das Platzen des BCP-Deals ohne Frage einen weiteren
Rückschlag, wenngleich der Rückzieher von LEG keine große Überraschung
darstellt, da sich der potenzielle Erwerber schon im Mai auffallend reserviert
zur Ausübung der Call-Option geäußert hat. Neue Interessenten sollten sich
finden lassen, etwa im Kreise der Finanzinvestoren, die in der Steuerung ihrer
Finanzposition mehr Freiheiten haben als börsennotierte Wohnungskonzerne. Es
muss ja kein Verkauf der BCP-Aktien sein. Alternativ könnten einzelne
Immobilienpakete abgestoßen werden.
In diese Richtung weist die Beschlussvorlage für die Hauptversammlung von Adler
Real Estate. Demnach sollen die Aktionäre eine Ermächtigung absegnen, große
Teile des Wohnimmobilienbestands zu veräußern. Die Ankündigung von Vonovia,
Assets im Verkehrswert von 13 Mrd. Euro abzustoßen, lässt darauf schließen, dass
der Branchenführer den Markt trotz Zinsanstieg für aufnahmefähig hält. Zum
Vergleich: Adler hatte sich aus dem Deal mit LEG 765 Mill. Euro erhofft.
(Börsen-Zeitung, 05.08.2022)
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