OTS: Börsen-Zeitung / Luft nach oben, Kommentar zur LBBW von Bernd Neubacher
29.09.2020 | 20:31
Luft nach oben, Kommentar zur LBBW von Bernd Neubacher
Frankfurt (ots) - Während die Debatte um eine Zusammenführung ganzer
Landesbanken in einem Sparkassen-Zentralinstitut pandemiebedingt auf deutlich
kleinerer Flamme vor sich hin köchelt als noch vor ein paar Monaten, feilt die
LBBW an ihrer Angebotspalette, um organisch zulegen zu können: Das Engagement im
Autosektor fährt das Institut, eingedenk seines öffentlich-rechtlichen Auftrags,
maßvoll herunter. Mit Übernahme von Kapitalmarktgeschäft der BayernLB hat sie im
Sommer ein Beispiel für Konsolidierung unterhalb der Fusionsebene geliefert;
weiteren Kooperationen etwa in der IT fürs Kapitalmarktgeschäft scheint sie
nicht abgeneigt. Nun führt die Bank ihre Vermögensverwaltung und das gehobene
Privatkundengeschäft in einer neuen Geschäftseinheit "Asset and Wealth
Management" mit rund 900 Beschäftigten und einem verwalteten Vermögen von 110
Mrd. Euro zusammen, um "zusätzliche Ertragspotenziale" zu heben.
Ja, angesichts des Zinstiefs, zunehmender Kreditrisiken und verstärkter
Blasenbildung an den Märkten hat auch die LBBW den Wert der stabile Provisionen
bei niedriger Kapitalbindung versprechenden Aktivitäten im Asset- und Wealth
Management erkannt und wertet diese auch personell auf. Das ist auch nötig,
könnte man hinzufügen, denn in beiden Disziplinen hat die LBBW im Vergleich zum
Wettbewerb durchaus Luft nach oben. Als nach Bilanzsumme größte Landesbank der
Republik kommt sie in Vermögensverwaltung und Wealth Management zwar auf
insgesamt 110 Mrd. Euro an Assets. Das ist mehr als bei der BayernLB und der
Nord/LB. Die Helaba, bundesweit die Nummer 3 nach Bilanzsumme, vereinigt
allerdings dank eines starken Assetmanagements rund 137 Mrd. Euro auf sich.
Ob die Zusammenlegung ein Erfolg wird, weil sie dem Assetmanagement der LBBW wie
gewünscht den Zugang zu kleineren Institutionellen erleichtert, steht auf einem
ganz anderen Blatt und wird von der Qualität des Managements abhängen. LBBW-Chef
Rainer Neske hat vor Jahren als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank live und in
Farbe miterlebt, wie der blaue Konzern Vermögensverwaltung und Private Banking
erst vereinte und dies drei Jahre später revidierte, da die Zusammenarbeit zäh
verlief und reiche Kunden sich zum Absatzkanal des Assetmanagements degradiert
fühlten. Entsprechend groß dürfte sein Ehrgeiz sein zu zeigen, dass die neue
LBBW-Einheit "Asset and Wealth Management" der einstigen Deutsche-Bank-Sparte
"Asset & Wealth Management" nur im Namen ähnelt.
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