Luft nach oben, Kommentar zur LBBW von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots) - Während die Debatte um eine Zusammenführung ganzer

Landesbanken in einem Sparkassen-Zentralinstitut pandemiebedingt auf deutlich

kleinerer Flamme vor sich hin köchelt als noch vor ein paar Monaten, feilt die

LBBW an ihrer Angebotspalette, um organisch zulegen zu können: Das Engagement im

Autosektor fährt das Institut, eingedenk seines öffentlich-rechtlichen Auftrags,

maßvoll herunter. Mit Übernahme von Kapitalmarktgeschäft der BayernLB hat sie im

Sommer ein Beispiel für Konsolidierung unterhalb der Fusionsebene geliefert;

weiteren Kooperationen etwa in der IT fürs Kapitalmarktgeschäft scheint sie

nicht abgeneigt. Nun führt die Bank ihre Vermögensverwaltung und das gehobene

Privatkundengeschäft in einer neuen Geschäftseinheit "Asset and Wealth

Management" mit rund 900 Beschäftigten und einem verwalteten Vermögen von 110

Mrd. Euro zusammen, um "zusätzliche Ertragspotenziale" zu heben.

Ja, angesichts des Zinstiefs, zunehmender Kreditrisiken und verstärkter

Blasenbildung an den Märkten hat auch die LBBW den Wert der stabile Provisionen

bei niedriger Kapitalbindung versprechenden Aktivitäten im Asset- und Wealth

Management erkannt und wertet diese auch personell auf. Das ist auch nötig,

könnte man hinzufügen, denn in beiden Disziplinen hat die LBBW im Vergleich zum

Wettbewerb durchaus Luft nach oben. Als nach Bilanzsumme größte Landesbank der

Republik kommt sie in Vermögensverwaltung und Wealth Management zwar auf

insgesamt 110 Mrd. Euro an Assets. Das ist mehr als bei der BayernLB und der

Nord/LB. Die Helaba, bundesweit die Nummer 3 nach Bilanzsumme, vereinigt

allerdings dank eines starken Assetmanagements rund 137 Mrd. Euro auf sich.

Ob die Zusammenlegung ein Erfolg wird, weil sie dem Assetmanagement der LBBW wie

gewünscht den Zugang zu kleineren Institutionellen erleichtert, steht auf einem

ganz anderen Blatt und wird von der Qualität des Managements abhängen. LBBW-Chef

Rainer Neske hat vor Jahren als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank live und in

Farbe miterlebt, wie der blaue Konzern Vermögensverwaltung und Private Banking

erst vereinte und dies drei Jahre später revidierte, da die Zusammenarbeit zäh

verlief und reiche Kunden sich zum Absatzkanal des Assetmanagements degradiert

fühlten. Entsprechend groß dürfte sein Ehrgeiz sein zu zeigen, dass die neue

LBBW-Einheit "Asset and Wealth Management" der einstigen Deutsche-Bank-Sparte

"Asset & Wealth Management" nur im Namen ähnelt.

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