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25.02.2021 | 09:02
DFSI-Studie "Die Zukunftssicherheit der deutschen Lebensversicherer"
2021 / WWK Leben und Hannoversche sind die zukunftssichersten
Gesellschaften (FOTO)
Köln (ots) - Können Deutschlands Lebensversicherer das Dauerzinstief überleben?
Dieser Frage ging das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) auch in diesem
Jahr detailliert nach. Für die Studie "Die Zukunftssicherheit der deutschen
Lebensversicherer 2021" wurden die 60 größten in Deutschland aktiven
Lebensversicherer einem harten Fakten-Check unterzogen. Wie schon in den
Vorjahren erwies sich die WWK Leben als der Service-Versicherer, der am besten
für die Zukunft gerüstet ist. Bei den Direkt-Versicherern schnitt die
Hannoversche am besten ab.
Die deutschen Lebensversicherer kommen einfach nicht in ruhiges Fahrwasser. Erst
sanken die Zinsen in Folge der Finanz- und Staatsschuldenkrise in bis dahin
unbekanntem Ausmaß. Und nun sorgt Corona dafür, dass die Zinsen auf Jahre hinaus
niedrig bleiben. "Die bereits lange Zeit extrem niedrigen Zinsen gefährden das
bisherige Geschäftsmodell der Lebensversicherer stark", sagt
DFSI-Geschäftsführer Thomas Lemke. "Und die Corona-Pandemie lässt eine
nachhaltige Zinswende in noch weitere Ferne rücken." Mit gravierenden Folgen für
die Branche: "Ich rechne angesichts der massiven Verwerfungen damit, dass ein
paar Wettbewerber, die nicht gut gewirtschaftet haben, ausscheiden", erklärte
vor kurzem Oliver Bäte, der Chef des Marktführers Allianz.
Damit stellen sich zwangsläufig Fragen: Können die Lebensversicherer überhaupt
überleben? Welche Lebensversicherer haben ihr Geschäft trotz anhaltendem
Dauerzinstief zukunftsfest aufgestellt? Und welche nicht? Das DFSI hat daher -
wie schon in den Vorjahren - eine Studie zur Zukunftssicherheit deutscher
Lebensversicherer durchgeführt. Dabei wurden fünf Bereiche detailliert
untersucht: die Substanzkraft jedes Lebensversicherers, seine Ertragsstärke, die
Kundenzufriedenheit, die Bestandsicherheit sowie die Kundenperformance.
Die Ergebnisse sind dramatisch: Zwöf Lebensversicherer schaffen es nicht, die
geforderten gesetzlichen Solvabilitätsquoten ohne Hilfe der derzeit noch
zulässigen Übergangsmaßnahmen zu erreichen. Und 22 der 60 untersuchten
Versicherer gelang es nicht, eine Rohüberschussmarge von mindestens 1,0 Prozent
zu erwirtschaften. "Ein fatales Ergebnis für diese Gesellschaften, denn aus der
Rohüberschussmarge werden die nicht garantierten Kundenüberschüsse bedient - und
bei Versicherungs-Aktiengesellschaften auch die Aktionäre", erläutert der Senior
Analyst des DFSI, Sebastian Ewy. Verschärfend für Kunden von Versicherungs-AGs
gibt es bei diesen AGs den Trend, den Aktionären immer größere Anteile des
Rohüberschusses zukommen zu lassen. "Diese teils eklatante Bevorzugung wird oft
durch eine Absenkung der Gewinnbeteiligung der Kunden erzielt," weiß
DFSI-Geschäftsführer Thomas Lemke. In diesen Fällen gab es daher in der Studie
Punktabzug.
Übrigens: Im Schnitt schütten die untersuchten Versicherer 2021 auf die
angelegten Kundengelder eine Überschussbeteiligung von 2,04 Prozent aus. Nur bei
zehn Gesellschaften lag diese Quote deutlich höher: Ihre Kunden bekommen 2,5
Prozent bis 3,0 Prozent. Am anderen Ende der Skala rangieren dagegen drei
Versicherer mit Überschussbeteiligungen von lediglich 1,25 Prozent. Fatal für
Neukunden, denn auch bei diesen Gesellschaften erhalten Kunden mit Altverträgen
weiterhin die ihnen bei Abschluss garantierte Mindestverzinsung von bis zu 4,0
Prozent.
Doch nicht nur fehlende finanzielle Substanz und zu geringe Erträge bringen
Versicherer in existenzielle Gefahr: Bei immer mehr Gesellschaften bluten zudem
die Bestände aus. Lediglich bei 19 Service-Versicherern wächst der Bestand noch.
Im Jahr 2017 stieg dagegen die Anzahl der Verträge noch bei 24
Service-Versicherern. "Eine äußerst bedenkliche Entwicklung", findet
DFSI-Studienleiter Ewy. "Den Versicherern laufen die Kunden weg." Etwas besser
sieht es hier bei den vier Direkt- und Biometrie-Versicherern aus: Immerhin drei
Gesellschaften verzeichnen steigende Vertragszahlen. Naturgemäß ist das bei den
Run-Offs anders: Hier verringert sich bei jedem der fünf betrachteten
Unternehmen die Zahl der Verträge.
Und das Gesamtergebnis der DFSI-Studie? Unterm Strich kam bei den
Service-Versicherern die WWK - wie schon im Vorjahr - auf den ersten Platz. Mit
der ERGO Vorsorge erzielte ein weiterer Service-Versicherer ebenfalls die
Gesamtnote "Exzellent". Auch bei den Direktversicherern bekamen zwei Unternehmen
die Bestnote: die Hannoversche auf Platz eins und direkt dahinter die Europa.
Mit der Gesamtnote "Sehr Gut" wurden insgesamt fünf Versicherer - allesamt
Service-Versicherer - bedacht. Die Note "Gut" erhielten 41 Versicherer -
darunter auch Marktführer Allianz. Zehn Versicherer boten in Sachen
Zukunftssicherheit nur "Befriedigende" Gesamtleistungen.
Die DFSI-Studie "Zukunftssicherheit der deutschen Lebensversicherer 2021" zeigt,
dass Deutschlands Lebensversicherer unterschiedlich gut für die Zukunft gerüstet
sind. "Mit WWK, ERGO Vorsorge, Hannoversche und Europa gibt es aktuell lediglich
noch vier Unternehmen, deren Geschäftsmodelle ohne wenn und aber als
zukunftssicher anzusehen sind," fasst Studienleiter Ewy zusammen. "Auf der
anderen Seite gibt es einige Unternehmen, deren Geschäftsmodelle uns nicht
ausreichend zukunftssicher erscheinen", sagt der DFSI-Senior Analyst Ewy. "Die
Lage der Branche ist deutlich angespannter als vor Jahresfrist." Eine weitere
Konsolidierung der Branche einschließlich weiterer Run-Offs sei daher sehr
wahrscheinlich.
Mehr Informationen zu den Ergebnissen der Studie finden Sie unter
http://www.dfsi-ratings.de/
DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH ist ein unabhängiger Datendienst,
der marktrelevante Informationen zu Versicherern, Banken, sonstigen
Finanzdienstleistern und Gesetzlichen Krankenkassen sammelt und bewertet. Dabei
werden zu Finanzprodukten die Informationen, die für Privatkunden
entscheidungsrelevant sind, gebündelt und als Produktratings dargestellt. Hier
fließen insbesondere Daten aus den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB),
Leistungs- und Servicedaten des Versicherers sowie Preis- und Prämiendaten ein.
Das DFSI erstellt seit 2008 branchenweite Leistungstests zu Finanzprodukten. Bei
der Entwicklung der Test- und Ratingmethodik wird das DFSI durch Experten des
institutseigenen Fachbeirats unterstützt. Diese verfügen über jahrelange
Erfahrungen im deutschen Ratingmarkt und der Finanzdienstleistungsbranche.
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