Auch wenn durch die Ausweitung von COVID-19-Impfungen ein höherer Bedarf besteht, hängt die faire Verteilung nicht von der Produktionsgeschwindigkeit und vom Patentschutz ab.

Wien (OTS) - Die europäischen Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht für Impfungen von Kindern ab fünf Jahren gegeben, ebenso wurde bei den verfügbaren COVID-19-Impfungen das Intervall für die dritte Impfung verkürzt. „Das bedeutet allerdings nicht, dass es zu Verknappungen in der Produktion kommt und der Patentschutz jetzt erst recht für die Dauer der Pandemie ausgesetzt werden sollte, wie manche argumentieren. Die Produktion läuft auf Hochtouren, hier kommt man dem Bedarf nach. Wird allerdings parallel dazu der Patentschutz aufgeweicht oder aufgehoben, kann sich das negativ auf die gesamte Forschungstätigkeit auswirken. Mit dem Engagement der Herstellerfirmen, vor Ort beispielsweise in Afrika und Südamerika Produktionswerke aufzubauen und mit den stetigen Mutationen des Coronavirus sollte über andere Wege für eine fairere Verteilung diskutiert werden, nicht über den Patentschutz. Schließlich ist dieser ein Treiber für die Forschungsaktivität, die wir dringend benötigen, um im Kampf gegen die Pandemie erfolgreich zu sein“, hält Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG fest.

Erst letzte Woche haben die Pharma-Verbände FCIO, PHARMIG und ÖVIH dem Ruf nach einem Aussetzen des Patentes auf COVID-19-Medikamente und -Medizinprodukte eine klare Absage erteilt. Diesbezüglich betont Herzog einmal mehr: „Die Produktion von COVID-19-Impfstoffen wird laut Prognosen bis Ende 2021 mindestens 11 Milliarden Dosen erreicht haben. Bis 2022 werden geschätzte 24 Milliarden Dosen im Umlauf sein. Diese Menge ist für die Weltbevölkerung ausreichend. Es liegt dezidiert nicht an der Produktionsmenge oder an der Produktionsgeschwindigkeit. Es liegt an den Problemen in der Verteilung, weshalb gerade ärmere Regionen nicht die Mengen an Impfungen verfügbar haben, die sie für ihre Bevölkerung brauchen.“

Die Produzenten leisten ihrerseits bereits einen Beitrag für eine bessere Verteilung von Impfstoffen, beispielsweise im Zuge der rund 275 Herstellungs- und Produktionsabkommen, von denen der überwiegende Teil einen Lizenz- beziehungsweise nachhaltigen Technologietransfer beinhaltet. Abseits dessen benötigt die Produktion Personen mit enormem Fachwissen in der Herstellung, modernste Technologien, hochqualifiziertes Personal und ein verlässliches, globales Netzwerk an Lieferanten und Rohstoffen. Dazu Herzog: „Das aufzubauen ist keine Sache von einigen Tagen oder gar Monaten, sondern das benötigt Zeit.“

Um zu einer global gerechten Verteilung von Impfstoffen zu kommen, sollten Länder, die über ausreichend Impfstoff verfügen, diese an ärmere Länder spenden, etwa über die Initiative COVAX. Ebenso würde der Abbau von Handelshemmnissen zu einer leichteren Verteilung führen. Ebenso müssten die Gesundheitsinfrastrukturen vor Ort besser ausgebaut werden.

Hinweis: Beiliegende Grafiken stellen einzelne globale Aspekte der Impfstoff-Produktion und -Verteilung in Zahlen dar, u.a. Status Quo Produktion vs. Verteilung, Komplexität der Produktion, Exporte/Importe, Impfbereitschaft und Aspekte des Patentschutzes.

Über die PHARMIG: Die PHARMIG ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband ca. 120 Mitglieder (Stand November 2021), die den Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die PHARMIG und ihre Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.