Inflation, Zinsen, Lieferkettenengpässe oder die Furcht vor einer Rezession. Was sorgt den Chef eines der größten Konzerne Österreichs aus Unternehmenssicht am meisten? (Die Strabag rangierte zuletzt in den Trend Top500 nach Umsatz hinter OMV und Porsche Holding auf Platz 3; konkret erzielten 73.606 Mitarbeiter im Jahr 2021 einen Umsatz von mehr als 15 Milliarden Euro und damit einen Gewinn von 586 Millionen Euro. Thomas Birtels Antwort hätte es auch 2013 bei seinem Amtsantritt gegeben: „Die größten Herausforderungen im Bau sind weiter die projektbezogenen Risiken”. Denn „bei uns kann ein Großprojekt einen großen Teil des Ergebnisses negativ beeinflussen”. Mit Dingen wie Inflation und Co konnte der Konzern zuletzt hingegen recht gut umgehen: „Wir sind erfreulicherweise von den Einschlägen aus verschiedenen Richtungen verschont geblieben, konnten zuletzt das beste Ergebnis der Unternehmensgeschchte einfahren” (Anm: die über die ILBAU bis ins Jahr 1835 reicht).

Kurz war das Thema, was der laut Eigendefinition Technologiekonzern für Baudienstleistungen nicht im Angebotsspektrum hat. Was auch zur gezeigten Resilienz des Geschäftsmodells in Zeiten etwa der Pandemie führt: Birtel beschreibt es als Strategie der doppelten Diversifikation - „wir haben damit die Volatilität aus dem Geschäft genommen.”

Doch zurück zu den projektbezogenen Risken, deren gutes Management Birtel als die Basis für das beständige Margenwachstum im Konzern ansieht. Wobei die Digitalisierung eine große Rolle spielt, „bringt eine gewisse Transparenz hinein - man kann schneller sehen, sollte etwas schief laufen.”

Warum das Thema allgemeine Kostensteigerung für die Strabag derzeit eher keines ist, erklärt Birtel mit der weiter hohen Nachfrage, womit „es bei neuen Verträgen möglich ist, den neuen Kosten Rechnung zu tragen”.

Auch die Themen Lieferketten- und Rohstoffengpässe sind bei der Strabag keine großen, obwohl der Konzern 2021 beinahe 450.000 Tonnen Baustahl, beinahe 65.000 Tonnen Stein und Kies, etwa 4,8 Millionen m3 Beton, mehr als 1,5 Millionen Tonnen Zement und 170 Millionen Liter Diesel verbrauchte ... und mehr als 12 Millionen Tonnen Asphalt verlegte. Bei Letzerem etwa ist die Strabag mehr oder weniger autark, da hilft auch Rohstoffkonzern (Kies, Sand, Erde...) zu sein. Und beim Rest die Kürze der Lieferketten: „Bauen ist ein lokales Geschäft, auch weil die Materialien extrem schwer, billig und daher transportkostenabhängig sind. Die Kürze der Lieferketten hat uns in Zeiten der Pandemie sicher geholfen.”

Vom Asphalt war’s nicht weit zum Thema ESG. Immerhin möchte die Strabag bis 2040 klimaneutral agieren - gleichzeitig gilt der Bausektor als einer der Profiteure des europäischen Green Deal - dazu kommen jahrzehntelang aufgeschobene Infrastrukturinvestitionen der öffentlichen Hand (die der mehrheitliche Auftraggeber für die Strabag ist).

Was Birtel als größte Erfolge seiner bald zehnjährigen CEO-Tätigkeit bei der Strabag bezeichnet, das und mehr gibt’s im Podcast hier. Wie auch die Gemeinschaftsfrage an den Baukonzernchef und DADAT-Chef Ernst Huber, ob ich nun mein Bauvorhaben oder den Immobilienkauf jetzt tätigen soll, da es ohnehin nicht mehr billiger wird. Und welche Sicherheiten, Stichwort Eigenkapitalanteil, sind aktuell anzuraten ... soll ich eher einen fixen oder variablen Kredit nehmen? 

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Aus dem Börse Express PDF vom 22.07. hier zum Download

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