Porsches Strategie 2030

Der deutsche Fahrzeughersteller Porsche ist eher durch laute und leistungsstarke Motoren bekannt. Doch nun passt sich das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart dem Zeitgeist des Klimaschutzes an und plant eine Elektrooffensive. Der Anteil an E-Autos soll bis zum Jahr 2030 auf 80 Prozent gesteigert werden. Laut internen Planungen sollen bis 2025 schon die Hälfte Hybrid- oder vollelektrisch betriebene Autos sein. Hierfür plant der Vorstand rund um den CEO Oliver Blume, in den nächsten fünf Jahren EUR 15 Mrd. in die Elektromobilität zu investieren.

Im vergangenen Jahr lag der Absatz bei rund 272.000 Fahrzeugen, wovon der Anteil der E-Autos bei 17,3 Prozent liegt. Ohne die Pandemie hätte man vergangenes Jahr die Schwelle von 300.000 Autos, welche man sich intern als Ziel gesetzt hatte, erreicht. Trotz gesunkener Autoverkäufe erreichte man in 2020 ein kleines Umsatzwachstum von 0,6 Prozent auf insgesamt EUR 28,7 Mrd. und auch der Nettogewinn stieg um 13 Prozent auf EUR 3,2 Mrd.

Neben der Transformation zu mehr E-Autos will Porsche auch den Bereich der synthetischen Kraftstoffe massiv vorantreiben. Damit plant der Fahrzeughersteller künftig den Verbrennungsmotor des Kultmodells 911 zu betreiben, sodass die Hauptmerkmale des Modells, wie der leistungsstarke Motor inklusive Sound, erhalten bleiben. Porsche versucht, mit der Elektrooffensive weitere Akzente zu setzen, um künftig neben der Tradition der leistungsstarken Motoren auch für innovative Technologien und Nachhaltigkeit zu stehen. Insgesamt versucht Porsche, das Thema Nachhaltigkeit vermehrt in den Fokus zu rücken; daher ist die wirtschaftliche, ökologische und soziale Entwicklung des Unternehmens ein zentraler Bestandteil der Strategie 2030. Die Stuttgarter haben ein umfangreiches Dekarbonisierungsprogramm gestartet, mit dem es dem Unternehmen gelingen soll, bis 2030 die CO2-Bilanz der gesamten Wertschöpfungskette neutral zu gestalten. Laut Vorstandschef Blume möchte Porsche damit eine Vorreiterrolle in der Automobilindustrie einnehmen, um sich aktiv zu den Zielen des Pariser Abkommens zu bekennen. Während die EU von der Erreichung der Ziele bis 2050 spricht und einige Konkurrenten bis 2040, versucht Porsche, in Rekordzeiten die nachhaltige Transformation voranzutreiben.

Weitere neue Modelle sind in Planung

Mit dem vollelektrischen Sportwagen Taycan wurde im September 2019 der Grundstein für die Elektrooffensive gelegt. Der erste rein elektrisch angetriebenen Porsche sollte den Start einer neuen Ära der Porsche E-Autos markieren. In gewohnter Porsche-Manier lässt die Taycan-Baureihe in Sachen Sportlichkeit kaum Wünsche übrig. Weitere vollelektrische Modelle sind in Planung und so soll 2022 der neuen Macan ganz auf fossile Brennstoffe verzichten und rein elektrisch unterwegs sein. Die Produktion des Kompakt-Geländewagens soll bereits ab Anfang des aktuellen Jahres am Standort Leipzig starten. Der Verkaufsstart ist laut Porsche für 2022 vorgesehen. Des Weiteren prüft der Stuttgarter Autobauer die Umstellung weiterer Modelle wie des Boxsters und des Caymans. Eine Entscheidung, ob die nächsten Generationen dieser künftig ebenfalls elektrisch werden, soll im Sommer fallen. Dr. Michael Steiner, Vorstandsmitglied Forschung und Entwicklung bei Porsche, bestätigte: „Wir fahren zurzeit mehrere elektrisch betriebene Boxster, um Erfahrung und Wissen zu sammeln und zu sehen, wie sich ein Elektroauto als Zweitürer verhält. Aber es gibt noch keine endgültige Entscheidung.“ Zwar fühle sich der elektrische Taycan wie ein Porsche an, jedoch sei es schwierig, die Attribute eines Sportwagens auf ein E-Auto zu projizieren. Porsche macht die Entscheidung auch von der Entwicklung in der Batterietechnologie abhängig. Denn sollte es hier einen Durchbruch beispielswiese bei den Festkörperbatterien geben, könnten auch die leistungsstarken Sportwagen vermehrt auf elektrische Antriebe umgestellt werden.

Spekulationen über einen Börsengang reißen nicht ab

Wie Porsche-Finanzchef Lutz Meschke bestätigte, wird im VW-Konzern über einen potentiellen Börsengang der VW-Tochter Porsche diskutiert. Meschke selbst treibt das Projekt schon seit längerem voran, denn bereits im Herbst 2018 hatte er öffentlich erklärt, Porsche könnte an der Börse eine Bewertung von EUR 60 bis 70 Mrd. erzielen. Zum damaligen Zeitpunkt kam der eigenmächtige Vorstoß des Porsche-Finanzchefs nicht gut an. Allerdings schienen die Eignerfamilien Porsche und Piëch von Meschkes Idee nicht abgeneigt zu sein. Im vergangenen Jahr rückte Lutz Meschke in den Vorstand der Konzernholding der Porsche SE auf und macht daher weiterhin in seiner neuen Position Werbung für das Projekt. Um die Kostenvorteile zu behalten, müsse Porsche laut Projektförderer Meschke keine 100-prozentige Tochter sein. Der Wolfsburger VW-Konzern würde nach einem Börsengang Teilhaber bleiben und künftig als Investor eine Dividende an Stelle des Ergebnisbeitrags bekommen. Auch VW-Chef Herbert Diess schien anfänglich einem Börsengang Porsches nicht abgeneigt zu sein. Jedoch bremste er die Euphorie ab, da der Börsengang Porsches aktuell keine hohe Priorität für ihn habe. Denn Porsche ist mit einer Umsatzrendite von rund 15 Prozent einer der Ertragsperlen des VW-Konzerns und solle laut Diess nicht aus der Hand geben werden.

Die Aktien im Überblick


Die Aktie der Porsche Automobil Holding SE wird aktuell bei EUR 92,50 (20.04.2021) gehandelt. Das Jahreshoch wurde bei EUR 98,56 (16.04.2021) und das Jahrestief bei EUR 39,15 (21.04.2020) erreicht. Bei Bloomberg setzen 11 Analysten die Aktie auf BUY, 5 auf HOLD und kein Analyst setzen sie auf SELL.

 

 

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