Internationales Rechercheprojekt „profil“, ORF und OCCRP zu Geschäften der früheren Meinl Bank

Wien (OTS) - Das Nachrichtenmagazin „profil“ und das Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) veröffentlichen am 18. November 2019 online die „Akte Meinl“ (www.profil.at). Es ist das Ergebnis einer investigativen Recherche auf Grundlage von bisher unveröffentlichtem Material, an welcher auch der ORF beteiligt war. Demnach stand die Meinl Bank (zuletzt: Anglo Austrian Bank) zwischen 2009 und 2015 im Zentrum einer globalen Finanzstruktur, durch welche osteuropäische Geschäftsleute und Bankiers zumindest 500 Millionen Euro schleusten. Das Geld kam von 16 konkursreifen Privatbanken in der Ukraine, in Litauen und in Lettland abzuziehen und landete bei Offshore-Firmen. Allein 113 Millionen betreffen den Fall eines russischen Geschäftsmannes und Meinl-Kunden, der an drei insolventen Banken beteiligt war.

Dafür wurden sogenannte Back-to-Back-Treuhandkredite genutzt, bei welchen die Meinl als eine Art Kreditvermittlerin zwischen einer osteuropäischen Privatbank und einer Offshore-Firma agierte.

„ Dieser Geschäftstypus wurde von zahlreichen österreichischen Banken betrieben, teils mit deutlich höheren Beträgen; die FMA war über Jahre hinweg im Detail informiert. Die AAB Bank AG hat derartige Geschäfte bereits vor Jahren eingestellt“, schreibt die Bank in einer Stellungnahme vom 14. November. „Soweit sich die FMA in ihrer Argumentation auf Vorwürfe der unzureichenden Systeme der Bank in Zusammenhang mit Geldwäsche oder interner Revision bezieht, liegen die relevierten Ereignisse mehrere Jahre zurück und haben wenig mit dem Geschäftsmodell zu tun, das die Bank heute betreibt.“ Die Bank bestreitet jedwedes Fehlverhalten.

In einem Interview sagt die frühere ukrainische Nationalbank-Gouverneurin Valeria Gontareva: „Die Meinl Bank wusste, dass ihre Kunden Fake-Firmen waren, die Geld ins Ausland pumpen.“ Ihrer Darstellung nach hatte die Meinl Bank „Geldwäsche in der Ukraine unterstützt“, wovon sie Ende 2014 auch den damaligen OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny unterrichtete. Nowotny bestätigt das.

Die Anglo Austrian Bank bezeichnete Gontareva in einer Stellungnahme an den Rechercheverbund „unglaubwürdig“ und „übel beleumundet“. Den beteiligten Journalisten unterstellte sie, „willige Werkzeuge der Finanzmarktaufsicht“ zu sein.