4 plus 4 ergibt 8, und nochmal 4 dazu ergibt 12. Das ist linear. 4 mal 4 ergibt 16, und noch einmal mit 4 multipliziert ergibt schon 64. Das ist exponentiell, potenziert, ein Vielfaches. Schauen wir uns den Effekt von exponentiellen Wachstum mit einer Anekdote aus der arabischen Welt an. Der Legende nach erfand ein Berater eines indischen Herrschers das Schachspiel. Im Schach spielt der König zwar eine zentrale Rolle, ist aber ohne seine Bauern und Offiziere verloren.

Um sich für eine erteilte Lebensweisheit und die Unterhaltung zu bedanken, gewährte der Herrscher seinem Berater einen freien Wunsch. Sissa bin Dahir bat um Weizenkörner, und zwar auf jedem Feld um doppelt so viele wie auf dem vorherigen. Nach einigen Tagen des Rechnens stellte der Kornmeister fest, dass er die leichtfertig erteilte Zusage des Herrschers nicht einlösen konnte. Denn die geschuldete Menge entspricht dem über Tausendfachen der jährlichen Weizenproduktion unserer Zeit. Die Geschichte an sich ist so weit nichts Neues. Aber die Lehren daraus, die wir daraus ziehen können vielleicht schon.

Die Anekdote zeigt sehr deutlich wie groß die Zahlen durch exponentielle Vermehrung werden. Einstein wurde darum auch das Zitat zugeschrieben, dass der Zinseszins die größte mathematische Erfindung menschlichen Denkens ist. Auch wenn es mittlerweile als erwiesen gilt, dass dies nur eine Zuschreibung nach seinem Tod ist, ändert dies nichts an dessen kraftvoller Hebelwirkung.

Der Zinseszins-Effekt ist die Grundlage dafür, um Geld für Sie arbeiten zu lassen. Doch wie funktioniert das genau? Der Zins ist ein prozentual berechneter Betrag, der nach einer bestimmten Laufzeit die verzinste Summe (Vermögen wie Schulden) erhöht. Da Vermögen oder Schuld durch die Verzinsung steigen, bezieht sich der prozentuale Zins bei der der nächsten Zinsberechnung auf eine größere Summe. Zinsgutschrift oder Zinsbelastung werden deshalb jährlich grösser. Der Zinseszins entsteht also dadurch, dass Sie im Folgejahr Zins auf die Zinsen des Vorjahres bekommen, wenn Sie den erhaltenen Zins direkt wieder anlegen.

Der Zinseszins-Effekt führt dann dazu, dass sich das Vermögen nach einer gewissen Zeit verdoppelt und später exponentiell wächst – aufgrund der Zinszahlungen. Übrigens, der Zinseszins-Effekt heißt zwar so, wirkt aber nicht nur bei festverzinslichen Anlagen. Denn auch Erträge aus Aktien (also Dividenden) generieren Ihnen in den Folgejahren zusätzliche Erträge, wenn Sie direkt nach Ausschüttung wieder in Aktien anlegen. Geld macht Geld.

So nutzen Sie den Zinseszins-Effekt für Ihre Altersvorsorge:

Wenn Sie Vermögen für den Ruhestand ansparen, ist es wichtig, dass es sich mit Zinseszins vermehrt und Sie die Zinszahlungen oder Dividendenausschüttungen sofort wieder anlegen. Nur dann profitierst man vom Zinseszins-Effekt darauf. Denn die jährliche Inflation (Geldentwertung) führt ebenfalls zu einem exponentiellen Kaufkraftverlust, quasi als Gegenspieler zum Zinseszins-Effekt. Wenn Sie also die Kaufkraft Ihres Vermögens erhalten und vergrößern wollen, müssen Sie dies ebenfalls exponentiell über den Zinseszins vermehren, da auch bei einem Zinssatz deutlich über der Inflationsrate der Realwert Ihres verbleibenden Vermögens auf lange Sicht sinkt.

Der Zinseszinses-Effekt wird gemeinhin dramatisch unterschätzt. Darum schauen wir uns das Beispiel von Philipp (25) und Daniel (45) an. Beide beginnen Geld fürs Alter zu sparen. Daniel bleiben noch 20 Jahre, Philipp noch 40 Jahre bis zur Pension. Nehmen wir an, beide sparen monatlich gleich viel und haben ein gleiches Startguthaben. Dann hat Philipp am Ende dreimal mehr Vermögen angespart als Daniel. Wenn Daniel trotz späterem Start mit 65 Jahren gleich viel Vermögen wie Philipp erreichen will, muss er monatlich dreimal mehr als Philipp zurücklegen.

Hierbei wird wieder klar, wie wichtig es ist früh mit dem Alterssparen anzufangen!

Schauen wir uns eine Rechnung am Beispiel von Philipp an. Wenn er mit einem Startguthaben von 6.768 Euro jährlich einen Betrag von 6.768 Euro in Wertschriften investiert und dabei die historische durchschnittliche Verzinsung des Weltaktienmarkts (MSCI World inflationsbereinigt) erzielt, ist er nach 35 Jahren Vermögensmillionär. Also schon 5 Jahre vor dem aktuellen Renteneintrittsalter. Dabei hat er nur knapp ein Viertel eingezahlt – die übrigen drei Viertel sind Zinseszinsen. Kleine Maßnahme - große Wirkung!

Fazit:

Das Konzept des Zinseszins-Effekts besteht darin, mit Geld mehr Geld zu verdienen: das Kapital vermehrt sich nicht linear, sondern exponentiell. Die exponentielle Wirkung ist dramatisch und wird regelmäßig unterschätzt. Auch wenn es „Zinseszins“ heißt, wirkt der Effekt auch bei der Wiederanlage von Dividenden oder bei Schulden. Um die Wirkung für Sie zu maximieren, sollten Sie auf Folgendes achten:

- Ihr Startvermögen maximieren (Prinzip 1): Lieber mehr sparen als weniger sparen. Denn eine wesentliche Herausforderung besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen von heute und den Wünschen von morgen zu finden.

- Möglichst lange sparen (Prinzip 2) Der Zinseszins-Effekt verstärkt sich von Jahr zu Jahr und wird immer ertragreicher je länger er wirkt. Die Magie liegt im Dranbleiben, durchhalten. Am Anfang ist die Wirkung von Zins auf Zins auf Zins klein, sie wird aber je länger umso stärker. Investieren bildet Ihr Vermögen über einen Zeitraum von Jahrzehnten, nicht in Jahren oder Monaten.

- Von möglichst hoher Rendite profitieren (Prinzip 3): Suchen Sie sich eine Anlage, deren Rendite/Risikoprofil zu Ihnen passt und optimieren Sie deren Kosten. Denn kleine Unterschiede bei Kosten oder im Ertrag wirken sich über lange Zeiträume sehr groß aus. Hier kann Ihnen ein erfahrener Vermögensverwalter mit Rat und Tat beiseite stehen.

Aus dem Börse Express-PDF vom 15. Oktober - hier zum kostenlosen Download

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