(neu: Aussagen Management, Aktienkurs, weitere Details.)

LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck hat im zweiten Quartal von umfangreichen Preiserhöhungen profitiert und damit einen Großteil steigender Kosten abfangen können. Für das Erreichen der Jahresziele muss der Dax -Konzern aber im zweiten Halbjahr weiter zulegen - dabei sollen eine Besserung bei fehlenden Teilen und auch mehr Transportkapazitäten in Richtung des Kunden helfen, denn zuletzt hatte das Unternehmen auch viele fertige Lkw auf Lager stehen. Die Anleger waren trotz des überraschend hohen Gewinns nicht begeistert, die Aktie fiel.

Das Papier verlor am Mittag 1,4 Prozent auf 27,53 Euro. Damit stehen in diesem Jahr 15 Prozent Kursverlust zu Buche - allerdings nur halb so viel wie beim Rivalen Traton aus dem VW -Konzern. Das Rekordhoch nach der Abspaltung von Mercedes-Benz (ehemals Daimler) stammt aus dem Januar und liegt bei 35,75 Euro.

Analyst Himanshu Agarwal von der US-Investmentbank Jefferies sah das operative Ergebnis von Daimler Truck deutlich höher als vom Markt erwartet. Auch ohne günstige Einmaleffekte habe der Konzern ein solides Quartal abgeliefert, urteilte Experte Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC. Einige Investoren hätten aber eine Erhöhung der Margenprognose erwartet - diese könnten nun enttäuscht sein. Analystin Daniela Costa von Goldman Sachs monierte trotz eines starken Abschneidens beim Ergebnis eine schwache Entwicklung der freien Barmittel (Free Cashflow).

Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 18 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro, wie es vom Unternehmen in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart hieß. Dabei half der schwache Euro, aber auch währungsbereinigt habe der Erlös deutlich zugelegt, hieß es. Der Absatz von Fahrzeugen war lediglich um vier Prozent auf knapp 121 000 Fahrzeuge gestiegen.

Das um Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern steigerte Daimler Truck um 15 Prozent auf etwas mehr als eine Milliarde Euro und profitierte dabei auch von Einmaleffekten unter anderem durch Lizenzerlöse in China. Vor allem Preiserhöhungen sorgten für den Aufschwung beim Ergebnis. Den auf die Aktionäre entfallenden Nettogewinn steigerten die Schwaben wegen geringeren Steueraufwands gar um gut die Hälfte auf 922 Millionen Euro.

Im Fahrzeuggeschäft - also ohne Finanzdienstleistungen - betrug die bereinigte Umsatzrendite 8 Prozent und fiel damit etwas geringer aus als vor einem Jahr. Nach sechs Monaten bei 7,0 Prozent - dem unteren Wert der angestrebten Bandbreite von 7 bis 9 Prozent. Im zweiten Halbjahr rechnet das Management mit einer besseren Verfügbarkeit von Elektronikchips und will auch den Absatz weiter erhöhen.

Bremsend wirkte Ende des zweiten Quartals auch ein Fahrermangel in Europa, um fertige Lkw zu den Kunden zu bringen. Finanzchef Jochen Goetz sprach in einer Telefonkonferenz von mehreren tausend fertigen Lkw, die der Konzern nun ausliefern will. Im zweiten Halbjahr sollten die Transportkapazitäten ausreichen, schätzte er. In Nordamerika hingegen fehlten vorwiegend Teile, um Fahrzeuge fertigzustellen.

Der hohe Lagerbestand führte dazu, dass im Geschäft mit dem Fahrzeugbau 756 Millionen Euro an freien Mitteln abflossen. Auch bei der Kassenlage muss Daimler Truck nun deutlich zulegen, damit am Ende des Jahres die Ziele erreicht werden.

Immerhin: Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die weltweite Nutzfahrzeugnachfrage sollen auch im zweiten Halbjahr günstig bleiben. Daimler Truck hatte für dieses Jahr wegen hoher Nachfrage die größten Preiserhöhungen jemals angekündigt. Im zweiten Quartal wurden diese erstmals im wichtigsten Markt Nordamerika wirksam, ab Juli kommt eine weitere Erhöhungsrunde in Europa dazu. Finanzchef Goetz zufolge werden die höheren Verkaufspreise im zweiten Halbjahr noch mehr Rückenwind liefern als im ersten. Stornierungen wegen der Preiserhöhungen gibt es laut Vorstandschef Martin Daum weiterhin nicht.

In den einzelnen Sparten rechnet Goetz bei den Finanzdiensten mit einer etwas höheren Eigenkapitalquote als bislang, dafür dürfte aber die Profitabilität im Asiengeschäft etwas schwächer ausfallen als geplant. Schuld ist ein geringeres Beteiligungsergebnis eines Gemeinschaftsunternehmens in China, weil die Covid-Lockdowns dort die Nachfrage bremsten, wie der Manager erklärte.

Beim Ausblick unterstellt das Unternehmen, dass es nicht zu Produktionsausfällen wegen Gasmangels kommt. Rund 50 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland basiere auf Erdgas, sagte Daum. Seine größte Sorge sei, dass ein Gasmangel die Lieferketten noch stärker stört. Der Konzern bemühe sich, bei der eigenen Energieversorgung unabhängiger vom Erdgas zu werden. Allerdings brauche es dazu auch die Behörden: So warte das Unternehmen mittlerweile etwa bereits seit Monaten auf eine Betriebsgenehmigung für Ölheizanlagen, sagte Daum./men/nas/jha/

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