Das starke Umfeld für Agrarprodukte in den letzten Monaten hat den Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer zum Start ins neue Jahr gestützt. Dem standen zwar abermals negative Wechselkurseffekte gegenüber, insgesamt schnitt der Dax-Konzern im ersten Quartal aber deutlich besser ab, als Analysten es im Durchschnitt erwartet hatten. Den Jahresausblick bestätigte Konzernchef Werner Baumann bei der Vorlage der Zahlen am Mittwoch in Leverkusen. In einem insgesamt kaum veränderten deutschen Leitindex Dax waren die Bayer-Aktien am Vormittag mit einem Plus von rund 2,5 Prozent auf 54,75 Euro der Favorit.

Vor allem die Sparte CropScience rund um Saatgut, Unkrautvernichter und Pflanzenschutzmittel bekam erneut die schwachen Währungen Südamerikas zu spüren: Während der Umsatz der Sparte nominal um fast drei Prozent fiel, lag das Plus aus eigener Kraft bei mehr als sechs Prozent. Gut liefen die Geschäfte dabei insbesondere mit Maissaat in Südamerika und mit Sojasaat in Nordamerika. Die Preise für die beiden Feldfrüchte steigen seit Monaten stark. Landwirte haben daher mehr Anreiz, auf robustere und ertragreichere, dann aber auch beim Saatgut eventuell teurere Sorten zu setzen. Auch stecken sie mehr Geld in Mittel zum Pflanzenschutz, um die Ernte zu maximieren.

Vor allem dank der guten Entwicklung des Agrargeschäfts habe Bayer die Erwartungen übertroffen, erklärte Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research in einer ersten Reaktion. Aber auch das Pharmageschäft habe angesichts des starken Umsatzwachstums des Augenmedikaments Eylea seinen Beitrag geleistet.

So stieg der Eylea-Umsatz vor allem dank der Nachfrage in Japan um gut 13 Prozent auf 671 Millionen Euro. Eylea ist das mit Blick auf die Erlöse zweitwichtigste Medikament von Bayer nach dem Gerinnungshemmer Xarelto, mit dem die Leverkusener im ersten Quartal mehr als 1,1 Milliarden Euro erlösten - gut 2 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Etwas deutlicher nach unten ging es im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten der Sparte Consumer Health. Allerdings liegt das auch an dem recht starken Vorjahresquartal. Damals hatten die Menschen sich zu Beginn der Corona-Pandemie die heimischen Medizinschränke vollgestopft und die Geschäft der Hersteller brummen lassen.

Insgesamt erzielte Bayer im ersten Jahresviertel einen Umsatz von 12,3 Milliarden Euro. Das waren vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, aus eigener Kraft - also Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufen von Unternehmensteilen ausgeklammert - wäre es aber ein Plus von fast drei Prozent gewesen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen sank um gut sechs Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Analysten hatte hier im Mittel weniger als 4 Milliarden auf dem Zettel.

Unter dem Strich verdiente Bayer mit 2,09 Milliarden Euro rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das lag auch an Bewertungseffekten und einem besseren Finanzergebnis.

Den Jahresausblick vom Februar bestätigte der Konzern. Demnach soll ein Umsatz von etwa 41 Milliarden Euro erreicht werden, dabei sind rund zwei Milliarden Euro negativer Wechselkurseffekte einkalkuliert. Als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten sollen vom Umsatz rund 27 Prozent hängen bleiben.

Mit Blick die US-Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter wurden den Angaben vom Mittwoch zufolge inzwischen rund 96 000 aktuelle Klagen verglichen oder ausgeschlossen, weil sich nicht den Kriterien entsprachen, die zur Teilnahme an dem Vergleich berechtigten. Insgesamt zahlte Bayer im ersten Quartal zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten 2,2 Milliarden Euro aus.

Während Bayer die bestehende Klagen abarbeitet, richten sich die Blicke der Investoren vor allem auf den Umgang mit künftigen Klagen. Hierzu steht am 19. Mai eine richtungweisende Anhörung zu einem neuen Vorschlag der Streitparteien an, nachdem der zuständige Richter Vince Chhabria einen ersten Vorschlag im vergangenen Jahr abgelehnt hatte.

Sollte der Richter zustimmen - was durchaus einige Tage oder Wochen dauern kann -, könnte Bayer perspektivisch den Großteil der US-Rechtsstreitigkeiten abhaken, die sich der Konzern mit der rund 63 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Monsanto an Bord geholt hatte. Eine teure Angelegenheit: Das Paket kostet die Leverkusener insgesamt bis zu rund 11,6 Milliarden Dollar./mis/nas/stk

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AXC0200 2021-05-12/09:48

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