Beim Thüringer Medizintechnik-Konzern Carl Zeiss Meditec hat in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2019/2020 die Coronavirus-Pandemie auf die Bilanz gedrückt. Während Umsatz und Nettogewinn zulegen konnten, ging das operative Ergebnis (Ebit) im Jahresvergleich zurück.

"Im Laufe des zweiten Quartals waren auch wir signifikant von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betroffen, was sich zunächst in der Region Asien/Pazifik und im Monat März dann auch deutlich in Europa und Nordamerika zeigte", sagte Unternehmenschef Ludwin Monz bei Vorlage der Halbjahreszahlen am Montag. Aufgrund der weltweiten Auswirkungen des Virus könne das Unternehmen derzeit noch keine genaue Prognose für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20 geben.

Gleichzeitig warnte das Unternehmen vor einer Abschwächung der Wirtschaft durch die Pandemie. Sollten sich die Gesundheitssysteme vor allem auf medizinische Notfallversorgung beschränken und darüber hinausgehende nicht dringend notwendige Behandlungen aussetzen oder verschieben, könne dies bei Carl Zeiss Meditec zu einem Umsatz- und Ergebnisrückgang führen.

Am Aktienmarkt kamen die Aussichten für das laufende Jahr nicht gut an. Der Medizintechnikhersteller hatte angesichts der Corona-Krise bereits einen kräftigen Rückgang seiner Geschäftsaktivitäten angekündigt, schrieb Analyst Scott Bardo von der Privatbank Berenberg in einer ersten Reaktion. Daher habe es keine größeren Überraschungen gegeben, doch die Signale mit Blick auf das dritte Geschäftsquartal seien zum Teil deutlich negativ.

In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres fiel der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) bis Ende März um gut sieben Prozent auf 102,5 Millionen Euro, wie der im MDax notierte Medizintechnikhersteller mitteilte. Experten hatten mit einem Rückgang in dieser Größenordnung gerechnet. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre entfallender Gewinn von 63,9 Millionen Euro - das waren zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu trug vor allem ein deutlich besseres Finanzergebnis bei.

Der Umsatz legte in den ersten sechs Monaten wie bereits seit Anfang April bekannt um etwas mehr als sieben Prozent auf knapp 715 Millionen Euro zu. Allerdings sei es im zweiten Geschäftsquartal zu einer deutlichen Abschwächung des Umsatzwachstums gekommen, teilte das Unternehmen mit. Die Erlöse lagen mit 345,3 Millionen Euro in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Den Ausblick auf das Geschäftsjahr hatte das Unternehmen damals bereits kassiert.

Im vergangenen Jahr hatten Anleger große Freude an den Papieren, 2019 haben sie fast 70 Prozent an Wert hinzugewonnen. Zum Vergleich: Der Index der mittelgroßen Unternehmen verzeichnete im selben Zeitraum ein Plus von rund einem Drittel. Auf längere Sicht sieht es noch deutlich besser aus: In den zurückliegenden 3 Jahren haben die Anteilsscheine ihren Wert mehr als verdreifacht, in den vergangenen 5 Jahren fast verfünffacht.

In beiden Sparten konnte das auf die Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten spezialisierte Unternehmen im ersten Halbjahr den Umsatz steigern. Vor allem Produkte der Augenchirurgie und der Diagnostik sowie der Mikrochirurgie trugen laut Mitteilung zum Umsatzwachstum bei. Während die Erlöse in der Region Americas und in der Asien-Pazifik-Region jeweils deutlich kletterten, gingen sie in der Region EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) um rund zwei Prozent zurück.

Carl Zeiss Meditec ist eine Tochter des Optik- und Elektronikkonzerns Carl Zeiss AG und entwickelt und produziert Produkte, mit denen Augenkrankheiten behandelt und Sehfehler behoben werden können. Dazu gehören unter anderem Operationsmikroskope, Laser sowie künstliche Linsen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Jena und mehr als 3000 Mitarbeitern weltweit ist einer der wenigen ostdeutschen Vertreter unter den großen Börsenkonzern. Größter Anteilseigner ist die Carl Zeiss AG./mne/jkr/fba

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AXC0164 2020-05-11/11:33

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