ROUNDUP: Deutsche Industrie setzt auf eigene 5G-Campusnetze
19.04.2019 | 14:33
Bei der geplanten Vergabe lokaler 5G-Frequenzen
stößt die Bundesnetzagentur auf großes Interesse von deutschen
Industriekonzernen und anderen Firmen. Neben BASF
Hintergrund dieses Behördenschrittes ist die Tatsache, dass Daten im heutigen Internetzeitalter immer wichtiger werden. Mit lokalen Frequenzen - auch Campusnetz genannt - würden die Firmen unabhängiger von Netzbetreibern, mit denen sie bisher zusammenarbeiten - die Unternehmen hätten also die Datenhoheit, ohne dass ein externer Dienstleiter gewissermaßen am Steuer sitzt. Bei den Netzbetreibern sorgt das Thema hingegen für schlechte Laune. Sie weisen darauf hin, dass die Regulierungsbehörde ihnen einen Teil des Geschäftskuchens vorenthalte, zumal dies ihr Kerngeschäft sei.
Bei VW
Bei der Tochter Audi
DAIMLER will 5G-Frequenzen ebenfalls zur Datenkommunikation in der Produktion nutzen. Fertigungsabläufe könnten optimiert werden. Dazu gehören zum Beispiel die Verknüpfung von Daten oder die Ortung von Produkten auf der Montagelinie. "Dies ist für uns von hoher Bedeutung und bildet einen wichtigen Baustein bei der Umsetzung der smarten Produktion der Zukunft", sagt eine Daimler-Sprecherin.
Bei BMW kommt man ins Schwärmen beim Thema 5G, auch die Münchner wollen eigene Campusnetze. "Die hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit des Netzes sowie die Übertragung großer Datenmengen in Echtzeit bieten in der Produktion Vorteile" - zum Beispiel für die Anwendung von Virtueller Realität, für eine großflächige Vernetzung von Maschinen und eine besseren Vernetzung mit Lieferanten. Und was ist mit SIEMENS - will auch dieser Münchner Konzern ein eigenes Netz? "Absolut", so die Antwort: 5G erlaube "enorme Effizienzsteigerungen" und stärke den Innovationsstandort Deutschland. Wo eigene Campusnetze entstehen sollen, wird noch geprüft.
Ähnlich wie BMW begründet BASF seine Absicht, beim Antragsverfahren mitzumachen - vermutlich für ein Netz auf seinem zentralen Standort in Ludwigshafen. "Wenn wir Automatisierungsanwendungen umsetzen oder unsere Produktionsanlagen weiter digitalisieren, sind [...] die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit besonders wichtig", heißt es. Dies könne man mit einem lokalen 5G-Funknetz erreichen. Zum Beispiel für den Einsatz von selbstfahrenden Transportwagen wäre das relevant.
Und warum machen die Industriekonzerne es selbst - warum vertrauen sie nicht der Expertise der Netzbetreiber und lassen die machen? Durch ein eigenes Netz müsste man "sensible Produktionsdaten nicht Dritten zur Verfügung stellen", heißt es von DAIMLER. "Durch den Aufbau einer eigenen Infrastruktur können wir darüber hinaus im Fall einer Störung noch schneller reagieren und sind nicht auf externe Unterstützung angewiesen."
Bei BASF bewertet man ebenfalls positiv, "dass wir über den Zeitpunkt des Ausbaus und die Qualität des 5G-Netzes entscheiden sowie Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität unserer Daten wahren können". Mit welchen Firmen BASF hierbei zusammenarbeitet, ist offen
- dies könnten Technologieausrüster, kleinere mittelständische
Unternehmen aus dem Mobilfunkbereich oder auch Provider sein, heißt
es. Ganz außen vor wären die Telekom, Vodafone
Auch auf dem Frankfurter Flughafen könnte bald ein eigenes 5G-Netz gebaut werden - entschieden ist das aber noch nicht. "Aktuell prüfen wir die Einführung und Nutzung der lokalen 5G-Technologie für unsere operativen Prozesse", sagt eine Fraport-Sprecherin. Hierfür seien unterschiedliche Modelle denkbar, "von eigenen 5G-Frequenzen bis hin zur Nutzung eines 5G-Netzes durch einen Provider". Die verschiedenen Szenarien würden nun "auf wirtschaftliche, technische und operative Gesichtspunkte" untersucht.
BOSCH will ebenfalls beim Antragsverfahren mitmachen - aber nur "wenn die Rahmenbedingungen stimmen", betont eine Sprecherin mit Blick auf die technischen Anforderungen und die Gebührenhöhe, beides hat die Netzagentur noch nicht festgelegt. Mit dem Mobilfunkstandard wolle Bosch "Industrie-4.0-Potenziale in den eigenen Werken noch besser ausschöpfen". 5G werde "zum zentralen Nervensystem", das eine Vernetzung einer Vielzahl von Sensoren, Maschinen und Menschen sicherstelle - "zuverlässig und in Echtzeit", sagte die Sprecherin. "Die Möglichkeit, mit Hilfe von lokalen Lizenzen private 5G-Netze aufzubauen, ist eine große Chance für Bosch und den gesamten Industrie-Standort Deutschland."
Der schwäbische Technologiekonzern will in ausgewählten Werken in Deutschland mit 5G starten, um praktische Erfahrungen zu sammeln - erst danach soll 5G in allen Werken ausgerollt werden. Ein Projekt ist die sich gerade im Bau befindliche Halbleiterfabrik in Dresden, die von Beginn an 5G-fähig gemacht wird.
Andere Firmen wollen hingegen keine eigenen 5G-Netze haben - unter
ihnen Bayer
ISIN DE0007236101 DE0005190003 DE000BAY0017 DE0007100000 DE0006757008
AXC0017 2019-04-19/14:33
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.