Höhere Mieten treiben den Immobilienkonzern Deutsche Wohnen weiter voran. Zudem profitierte der Großvermieter von Wohnungszukäufen vor allem in Frankfurt am Main, Köln und Düsseldorf. Für das laufende Jahr zeigte sich das im MDax notierte Unternehmen deshalb zuversichtlich und will 2019 den operativen Gewinn (Funds from Operations 1, kurz FFO1) weiterhin auf 535 Millionen Euro steigern. Die Aktie legte im frühen Handel um 0,83 Prozent zu.

In den ersten sechs Monaten stieg der operative Gewinn im Jahresvergleich um mehr als 13 Prozent auf 283,4 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilte. Im Durchschnitt betrug die Miete pro Quadratmeter auf vergleichbarer Basis 6,73 Euro, in Berlin lag sie mit 6,82 Euro darüber. Damit zahlten Mieter bereinigt um Zu- und Verkäufe im Schnitt 3,3 Prozent mehr für ihre Wohnungen als im Vorjahreszeitraum. In Berlin waren es sogar 3,6 Prozent mehr. Die höchsten Mietsteigerungen gab es aber im Rhein-Main-Gebiet.

Der Immobilienkonzern habe uneinheitlich abgeschnitten, schrieb Analyst Neil Green von der US-Bank JPMorgan in einer Studie. Negativ falle die im Vergleich zu den Wettbewerbern deutlich unterdurchschnittliche Aufwertungen des Immobilienportfolios ins Gewicht. Ansonsten belastete die Unsicherheit rund um die konkrete Ausgestaltung des Berliner Mietendeckel weiter den Aktienkurs.

Deutsche Wohnen ist mit knapp 116 000 Wohnungen in Berlin der größte private Vermieter der Hauptstadt. Mehrere Tausend Einheiten hält sie unter anderem im Rhein-Main-Gebiet, Dresden und Leipzig sowie Hannover und Braunschweig. Deutsche Wohnen vermietet bundesweit rund 165 000 Wohnungen und 2700 Gewerbeeinheiten. Zum Portfolio gehören auch Pflegeheime.

Wegen steigender Mieten in Metropolen stehen große Wohnimmobilienkonzerne unter Dauerbeschuss. Erst kürzlich hatte sich der Berliner Senat auf Eckpunkte für einen Mietendeckel geeinigt, mit dem die Mieten in der Hauptstadt in den kommenden fünf Jahren eingefroren werden sollen. Eine Berliner Bürgerinitiative will zudem die Enteignung großer Immobilienfirmen durchsetzen. Das Management der Deutschen Wohnen hat auf die massive Kritik mit einem freiwilligen Mietendeckel reagiert.

Demnach soll es keine Mieterhöhung geben, wenn ein Haushalt mehr als 30 Prozent seines Nettoeinkommens für die Nettokaltmiete einer angemessenen Wohnfläche aufwenden muss. Das Ganze gilt erst einmal für fünf Jahre und zwar für Wohnungsstandorte deutschlandweit.

Unter dem Strich blieben in den ersten sechs Monaten 603,1 Millionen Euro als Gewinn hängen nach 652,7 Millionen Euro im Vorjahr. So steckt die Deutsche Wohnen wie auch die Konkurrenten deutlich mehr Geld in die Sanierung. Die Ausgaben hierfür betrugen im ersten Halbjahr rund 174 Millionen Euro - das war ein Fünftel mehr als im Vorjahr.

Mit modernisierten Wohnungen können Vermieter in der Regel auch die Mieten anheben, da sie Teile der Kosten auf die Mieter umlegen können. So stiegen die Vertragsmieten in den ersten sechs Monaten in Summe auf vergleichbarer Basis um 6,1 Prozent auf 411 Millionen Euro. Große Immobilienwohnkonzerne wie Deutsche Wohnen stehen schon länger in der Kritik wegen ihrer Modernisierungsumlagen. Deshalb wurde vor kurzem das Mietrecht zugunsten von Mietern verschärft.

Um von der starken Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen in Großstädten zu profitieren, will Deutsche Wohnen neue Wohnungen bauen. Bis 2022 will das Unternehmen nach früheren Angaben rund 2500 Wohnungen in deutschen Städte errichten. Anders als Vonovia setzt der Berliner Immobilienkonzern zudem auf die wachsende Zahl von Pflegebedürftigen in Deutschland und investiert in Pflegeeinrichtungen./mne/knd/mis

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AXC0139 2019-08-13/10:02

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