Der Finanzdienstleister Hypoport hat im dritten Quartal im Tagesgeschäft überraschend einen Gewinnrückgang erlitten. Zudem verlangsamte sich das Umsatzwachstum. Das operative Ergebnis sank in den drei Monaten bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Fünftel auf etwa sieben Millionen Euro, wie das im SDax notierte Berliner Unternehmen überraschend am Mittwochabend nach Börsenschluss mitteilte. Am Aktienmarkt wurde die Nachricht deutlichen Kursverlusten quittiert.

Für die Hypoport-Aktie ging es am Donnerstagmorgen zuletzt um 18,07 Prozent auf 446,50 Euro abwärts. Damit war sie mit Abstand schwächster Wert im SDax. Das Papier hatte allerdings in den vergangenen Wochen und Monaten kräftig zugelegt und erst Anfang Oktober bei 580 Euro ein Rekordhoch erreicht. Trotz des Kursverlusts am Donnerstag hat sich die Aktie im bisherigen Jahresverlauf um rund 40 Prozent verteuert.

Mit einem Börsenwert von rund 2,9 Milliarden Euro wird der Vermittler von Krediten und Versicherungen deutlich höher bewertet als etwa die im MDax gelistete Aareal Bank, die gerade mal auf eine Milliarde Euro kommt. Bei Hypoport dreht sich alles ums Thema Digitalisierung. Die Holding, die in Lübeck sitzt und aus Berlin operiert, zählt zu den Großen der deutschen Fintech-Branche.

Im Firmennetz tummeln sich Unternehmen, die digitale Lösungen für die Kreditwirtschaft, den Wohnungsmarkt und für Versicherungen anbieten - und damit durchaus erfolgreich sind. Das Unternehmen konnte sein Geschäft in den vergangenen Jahren kräftig ausweiten. Im dritten Quartal zogen die Erlöse allerdings nur noch um fünf Prozent auf 95 Millionen Euro an. Für die ersten neun Monate ergibt sich damit ein Wachstum von rund 15 Prozent auf 285 Millionen Euro.

Den Rückgang des operativen Gewinns begründete das Unternehmen im Wesentlichen mit dem beabsichtigten Wegfall von Projektgeschäft in den Segmenten Immobilien- und Versicherungsplattform. Den vollständigen Quartalsbericht will Hypoport am 2. November vorgelegt werden.

Experten wie Simone Bentlage von der Privatbank Hauck & Aufhäuser stuften die vorgelegten Eckdaten als enttäuschend ein. Während Bentlage weiterhin zum Verkauf der Hypoport-Aktie rät, blieb ihr Kollege Philipp Häßler von Pareto bei seiner Kaufempfehlung. Er begründete dies mit den langfristigen Wachstumsaussichten des Unternehmens

Der Finanzdienstleister war aus der Fusion der 1954 gegründeten Dr. Klein & Co. AG und der Europace AG entstanden. Im Jahr 2007 ging das Unternehmen an die Börse und trat 2015 aus dem Schattendasein am Kapitalmarkt heraus. Für den Aktienkurs ging es in dem Jahr von etwas mehr als 10 Euro auf 80 Euro nach oben. Lohn dafür war der Aufstieg in den SDax.

Größter Nutznießer des kräftigen Kursanstiegs ist Unternehmenschef Ronald Slabke, der knapp 35 Prozent der Hypoport-Anteile hält. Sein Paket kommt derzeit auf einen Wert rund einer Milliarde Euro. Slabke hatte als Geschäftsführer bei Dr. Klein angefangen und Hypoport 1999 in einem von ihm organisierten sogenannten Management-Buyout übernommen./zb/stw/mis

 ISIN  DE0005493365

AXC0127 2020-10-22/10:47

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