MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse hat im zweiten Quartal wegen Problemen in China und dem Rückzug aus dem russischen Markt weniger Gewinn gemacht. Zwar konnte das MDax -Unternehmen bei den Aufträgen zulegen und das Maßnahmenprogramm gegen hohe Kostensteigerungen zeigte den Angaben zufolge erste Wirkung. Von den Problemen im Chinageschäft dürften die Münchener aber länger belastet werden, räumten sie am Freitag ein.

Bereits im Juli hatte der Konzern seine Ergebnisaussichten hinsichtlich der operativen Marge zusammengestutzt, weil die Lockdowns in China und der Rückzug vom russischen Markt viel Geld kosteten. Zugbetreiber in der Volksrepublik hatten wegen der schlechten Auslastung infolge von strikten Covid-Lockdowns ihre Investitionen zusammengestrichen, und auch die Lkw-Branche litt dort unter der Situation. "Knorr-Bremse rechnet nicht mit einer kurzfristigen deutlichen Erholung in beiden chinesischen Märkten", hieß es nun vor dem Wochenende vom Konzern.

Die Knorr-Bremse-Aktie fiel gegen Mittag um vier Prozent auf 58,76 Euro. Damit hat das Papier in diesem Jahr rund ein Drittel nachgegeben. Die Auftragslage sei gut, aber die Aussagen des Bremsenherstellers zu den Aktivitäten in China seien negativ, schrieb JPMorgan-Analyst Akash Gupta. Das Geschäft mit Systemen für Schienenfahrzeuge in China stehe richtig schlecht da, deutlich schwächer als gedacht, schrieb Stifel-Experte Marc Zeck. Das einzig Positive sei der Auftragseingang.

Knorr-Bremse holte im zweiten Quartal mit 1,93 Milliarden Euro 7 Prozent mehr Bestellungen herein als ein Jahr zuvor. Das war vor allem dem schwachen Euro zu verdanken, ohne Wechselkurseffekte und Zukäufe wären die Orders um ein halbes Prozent gefallen. Die Bestellungen im Nutzfahrzeuggeschäft gingen deutlich zurück, bei Schienenfahrzeugen legten sie dagegen spürbar zu.

Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss fiel im Jahresvergleich um gut ein Drittel auf 105,8 Millionen Euro. Höhere Material- und Personalkosten trugen zum Gewinneinbruch bei. Knorr-Bremse hat zu Jahresanfang ein Maßnahmenbündel auf den Weg gebracht, mit dem die anziehenden Kosten in diesem Jahr voll kompensiert werden sollen. Dazu gehören eigene Preiserhöhungen und Kosteneinsparungen.

Unter schwierigen Bedingungen zeige das Geschäftsmodell seine Widerstandsfähigkeit und Stärke, sagte Vorstandchef Frank Markus Weber. "Doch das Jahr 2022 ist ein besonders hartes und herausforderndes Jahr für unsere Zulieferer, Kunden und uns selbst", fügte er an.

Den Rückzug aus Russland wegen Sanktionen infolge des vom Kreml lancierten Kriegs gegen die Ukraine sowie die Probleme in China kann das Aktionsprogramm nämlich nicht auffangen. Daher hatte Knorr-Bremse im Juli die Jahresaussichten für die um Sonderposten bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern auf 10,5 bis 12 Prozent zusammengestrichen, nachdem vorher 12,5 bis 14 Prozent im Plan gestanden hatten. China war dabei für 1,2 Prozentpunkte weniger verantwortlich, Russland für 0,7 Punkte. Beim Umsatz geht das Management von 6,9 bis 7,2 Milliarden Euro aus.

Die bereits bekannten Eckdaten aus dem zweiten Quartal wurden im Wesentlichen bestätigt, der Umsatz stagnierte mit plus 0,5 Prozent bei 1,74 Milliarden Euro nahezu. Ohne Zukäufe und Schub durch den schwachen Euro wäre er um 5,5 Prozent gesunken.

Die bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern lag bei 10,5 Prozent nach 14,1 Prozent vor einem Jahr, weil das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis um ein Viertel auf 183 Millionen Euro absackte. Allerdings fiel der Finanzmittelabfluss im Quartal mit 35 Millionen Euro nur halb so hoch aus wie zunächst ermittelt./men/ngu/mis

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AXC0172 2022-08-12/12:39

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