Nach der gescheiterten Schlichtung wird beim Autozulieferer Neue Halberg Guss (NHG) wieder gestreikt. Im Leipziger Werk begann am Dienstagmorgen ein 24-Stunden-Ausstand. An einer Streikkundgebung und Demonstration beteiligten sich am Mittag rund 400 Beschäftigte, wie IG-Metall-Sprecher Bernd Kruppa sagte. Zu dem Streik waren alle rund 700 Beschäftigten einschließlich der Nachtschicht aufgerufen. Auch am Standort Saarbrücken sollte es wieder Arbeitsniederlegungen geben. Die IG Metall rief dort für Mittwoch zum 24-Stunden-Streik auf.

Die Geschäftsführung der NHG hatte vergangenen Mittwoch die Schlichtung für gescheitert erklärt. Demnach sei ein "Stellenabbau in deutlich größerem Umfang als noch im Juni angenommen" nicht mehr auszuschließen. Seinerzeit galt die Schließung der Leipziger Gießerei mit 700 Beschäftigten Ende 2019 als beschlossene Sache. Im Stammwerk Saarbrücken war ein Abbau von 300 der 1500 Jobs erwogen worden. Im Sommer hatte es an beiden Standorten einen sechswöchigen Streik gegeben.

Die Gewerkschaft setzt auf den Verkauf des Unternehmens als einzige Möglichkeit für einen Neuanfang. Das Vertrauen zwischen Management, Kunden und Belegschaft sei schwer belastet, hatte es geheißen. Der Zulieferer von Motorblöcken und Antriebswellen gehört zur bosnisch-deutschen Prevent-Gruppe.

"Mit der Zockerei des Managements von Neue Halberg Guss auf dem Rücken der Beschäftigten und ihrer Familien muss nun endlich Schluss sein", forderte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Saarbrücken, Hans Peter Kurtz. Während im Rahmen eines Verkaufsprozesses eine Lösung sichtbar geworden sei, habe "die Geschäftsleitung dies mit ihrem einseitig erklärten Ausstieg aus der Schlichtung wieder gefährdet".

Der Staatssekretär im SPD-geführten sächsischen Arbeitsministerium, Stefan Brangs, rief zur Geschlossenheit der beiden Standorte auf. Die Belegschaften in Saarbrücken und Leipzig dürften sich jetzt nicht auseinanderdividieren lassen, erklärte Brangs. Dass vom saarländischen Wirtschaftsministerium notfalls eine Ein-Standort-Strategie als Lösung gesehen werde, kritisierte Brangs scharf. "Die Forderung aus dem Saarland, dass nur noch auf das Werk im Saarbrücken Rücksicht genommen werden soll, sind nicht nur unsolidarisch und regionalpolitisch egoistisch, sondern auch mit Blick auf die Auslastung am Standort Leipzig schlichtweg falsch."

Dagegen erklärte der Wirtschaftsstaatsskretär in Saarbrücken, Jürgen Barke: "Wenn es um die Zukunftsperspektiven für die Neue Halberg Guss geht, darf man die Entwicklung des Marktes und das Verhalten der Marktteilnehmer nicht einfach ausblenden. Vieles deutet darauf hin, dass es - wenn überhaupt - nur noch für einen Standort genügend Aufträge geben wird. Das kann man nicht außer Acht lassen." Die Entscheidung liege nicht bei der Politik. "Aber wir stehen natürlich auch in der Verantwortung, im Saarland Arbeitsplätze zu erhalten, das ist auch eine Zukunftsfrage für unser Land."

In Saarbrücken sind am Mittwochvormittag eine Kundgebung und ein Demonstration zum saarländischen Landtag geplant, wo die Abgeordneten bei einer Plenarsitzung tagen. Im Werk werde es lediglich eine Notbesetzung geben. Die IG Metall rechnet damit, dass sich mehrere Hundert Beschäftigte an dem Streik beteiligen./bz/DP/nas

AXC0249 2018-09-18/16:23

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