Nach dem lange ersehnten grünen Licht der EU-Kommission für die Rettung der Norddeutschen Landesbank werden jetzt mit Hochdruck die Weichen für die geplante Restrukturierung gestellt. Noch am Freitagabend sollte der Staatsvertrag zwischen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern unterzeichnet werden. Danach sollen die Parlamente der drei beteiligten Länder den Staatsvertrag genehmigen, wie Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) am Freitag in Hannover sagte. In Sachsen-Anhalt muss am Dienstag nachträglich auch das schwarz-rot-grüne Kabinett noch sein Okay geben.

Zuvor hatte die EU-Kommission nach Monaten des Wartens am Donnerstagabend die milliardenschweren Rettungspläne gebilligt. Die NordLB soll vom Haupteigentümer Niedersachsen zusammen mit den Miteigentümern Sachsen-Anhalt sowie der Sparkassengruppe eine 3,6 Milliarden Euro schwere Finanzspritze bekommen.

Hilbers sagte, nun gelte es, die geplante Restrukturierung in Angriff zu nehmen, die die für das Land wichtige Bank in einer verschlankten Form wieder profitabel machen soll. NordLB-Chef Thomas Bürkle sieht in der Zustimmung aus Brüssel zur Finanzspritze für die angeschlagene Landesbank ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur Neuausrichtung. Der begonnene Umbau der NordLB solle konsequent fortgesetzt werden, um "uns am Markt als profitable und krisenresistente Bank zu etablieren", sagte Bürkle.

Geplant ist, dass Niedersachsen als Haupteigentümer mit insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro einen Großteil der Finanzspritze übernimmt. Sachsen-Anhalt will für seinen Anteil von knapp sechs Prozent einen Kredit von 198 Millionen Euro aufnehmen. Die ebenfalls beteiligte Sparkassengruppe soll rund 1,1 Milliarden Euro schultern. Die Landesbank ist in Schieflage, weil sie vor allem mit der Finanzierung von Schiffen Milliardenverluste verzeichnet hatte.

Kritik kam aus allen beteiligten Bundesländern. "Ein gutes Geschäftsmodell ist damit immer noch nicht in Sicht", warnte Stefan Wenzel, haushaltspolitischer Sprecher der Grünen im niedersächsischen Landtag. In Sachsen-Anhalt kritisierte der Linken-Finanzexperte Swen Knöchel: "Das ist eine Forsetzung der alten Bank mit neuem Geld und weniger Personal." Er forderte, Sachsen-Anhalt solle aus der Landesbank aussteigen. Mit knapp 6 Prozent könne das Land kaum Einfluss auf die NordLB nehmen.

Die Kernkapitalquote solle nach der geplanten Finanzspritze 14 Prozent betragen, sagte der Landesbankchef. Ende September lag sie noch bei lediglich 6,53 Prozent. Unter Aufsehern gilt eine harte Kernkapitalquote von 5,5 Prozent als das Minimum, das Banken unter Stress als Puffer gegen Krisen noch vorweisen sollten.

Derzeit läuft eine umfassende Verkleinerung der NordLB. Für das Gesamtjahr 2019 erwartet die Bank einen Verlust, und auch das kommende Geschäftsjahr dürfte der Umbau belasten. Dabei fallen auch Stellen weg: Bis 2024 soll die Zahl der Beschäftigten etwa halbiert werden. Von Januar bis September ist die Mitarbeiterzahl schon von 5850 auf knapp 5450 gesunken./hnl/DP/men

AXC0195 2019-12-06/16:12

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