ROUNDUP: Osram vor Verkauf - Chefs für Übernahme durch US-Investoren
05.07.2019 | 09:45
Nach nur sechs Jahren Eigenständigkeit wird eine
der bekanntesten deutschen Industriefirmen voraussichtlich an
US-Finanzinvestoren verkauft: Vorstand und Aufsichtsrat des Münchner
Lichtkonzerns Osram
Die Osram-Aktien sind unter den Anlegern breit gestreut. Dem
Unternehmen fehlt ein Ankeraktionär, mit dem sich die
Finanzinvestoren vorab auf eine Unterstützung hätten einigen können.
Größere Aktienpakete liegen bei der Allianz-Fondstochter
Trotz der hohen Kursgewinne der vergangenen zwei Tage notierte die Aktie am Freitagmorgen mit einem Plus von 1,5 Prozent auf 33 Euro immer noch unter dem Kaufpreis von 35 Euro je Aktie. Händler nannten etwa die Mindestannahmeschwelle von 70 Prozent angesichts der Aktionärsstruktur von Osram "hoch".
Für Vorstandschef Olaf Berlien sind Bain und Carlyle "die richtigen
Partner zur richtigen Zeit". Berlien hatte seit dem Ausstieg des
früheren Mutterkonzerns Siemens
Sofern auch die Osram-Aktionäre dem Milliardendeal zustimmen, werden Bain Capital und Carlyle sämtliche der knapp 96,86 Millionen Osram-Anteile für einen Preis von 35 Euro je Aktie übernehmen. Der Vorstand will auch die von Osram selbst gehaltenen 2,66 Millionen Aktien an die US-Amerikaner verkaufen. Möglich wird die geplante Übernahme wohl nur, weil Osram inzwischen weniger als halb so viel wert ist wie noch Anfang 2018: Damals hatte eine Aktie noch fast 80 Euro gekostet.
Carlyle hat seinen Sitz in der US-Bundeshauptstadt Washington und verwaltet 222 Milliarden Dollar Vermögen, die etwa halb so große Bain Capital hat 105 Milliarden Dollar Finanzanlagen in den Büchern stehen und sitzt in Boston.
Das vor dem Ersten Weltkrieg gegründete Unternehmen Osram wird damit voraussichtlich zum zweiten Mal seine Eigenständigkeit verlieren - und zwar in einem Abstand von ziemlich exakt 100 Jahren: 1919 hatte Siemens Osram übernommen und die Zügel bis zum Börsengang 2013 in der Hand behalten.
In den vergangenen sechs Jahren Selbstständigkeit durchlief Osram sehr schwierige Zeiten. Der technologische Wandel in der Beleuchtungsindustrie traf das Unternehmen hart. Die Glühbirne, die einst den Werbespruch "Osram - hell wie der lichte Tag" inspirierte, ist längst Geschichte. Der größte Teil des Geschäfts mit traditionellen Leuchtmitteln wurde 2016 an einen chinesischen Konzern verkauft. Osram produziert heute hauptsächlich LEDs und Optoelektronik, Hauptabnehmer sind die Auto- und Elektronikindustrie.
Noch 2017 hatte Osram die Zeichen auf Wachstum gestellt. Der Konzern eröffnete 2018 ein großes neues Werk in Malaysia und kündigte eine Ausweitung der Produktion an. Diese Strategie war jedoch umstritten, es kam zum Zerwürfnis mit dem damals noch als Großaktionärin beteiligten Siemens-Konzern, der die Expansion in das Massengeschäft mit LED-Halbleitern für zu riskant hielt und Ende 2017 seine restlichen gut 17 Prozent an Osram für rund 1,2 Milliarden Euro verkaufte.
Die Expansionslaune hielt sich nicht lange bei Osram. Kurz darauf folgte der Einbruch. Die gleichzeitige Schwächephase von Auto- und Smartphone-Herstellern zog Osram schwer in Mitleidenschaft, denn beide Branchen sind wichtige Kundengruppen. 2018 brachen die Umsätze ein, Osram musste mehrfach die Erwartungen zurückschrauben.
Auch dieses Jahr sieht es nicht gut aus: Anfang Mai gab Osram erneut eine Gewinnwarnung heraus und senkte die Prognose für 2019. Der Umsatz könnte demnach um 11 bis 14 Prozent schrumpfen. Zuvor hatten Vorstandschef Berlien und seine Kollegen noch auf ein Plus von bis zu 3 Prozent gehofft./cho/nas/stw/jha/
ISIN US14309L1026 DE000LED4000
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