Nach erneuten, teils gewaltsamen Massenprotesten gegen Rassismus, Diskriminierung und Polizeibrutalität in New York ist die nächtliche Ausgangssperre für die Millionenmetropole verlängert worden. Bis einschließlich Sonntag dürften nur systemrelevante Berufstätige zwischen 20.00 Uhr und 05.00 Uhr (Ortszeit) ihre Häuser verlassen, teilte Bürgermeister Bill de Blasio am Dienstag mit. Zuvor hatte am Montag eine Ausgangssperre ab 23.00 Uhr gegolten, die aber von vielen Demonstranten ignoriert wurde.

Die Proteste in der Millionenmetropole seien in der Nacht zum Dienstag "überwiegend friedlich" verlaufen, sagte De Blasio. Es sei allerdings auch erneut zu Plünderungen gekommen, hieß es von den Behörden. "Diese Proteste haben Macht und Bedeutung", schrieb der Bürgermeister bei Twitter. "Aber im Lauf der Nacht sehen wir immer mehr Gruppen, die sie benutzen, um Gewalt zu provozieren und Dinge zu zerstören." Gouverneur Andrew Cuomo zeigte sich entsetzt. "Die vergangene Nacht war nicht gut", sagte Cuomo bei seiner täglichen Pressekonferenz zur Corona-Krise. Die Polizei in New York habe ihre Arbeit nicht getan.

New York sei "in Stücke zerrissen" worden, schrieb US-Präsident Donald Trump bei Twitter und machte "Plünderer, Schläger, die radikale Linke und alle anderen Formen niedriger Lebewesen und Abschaums" dafür verantwortlich. Die Ausgangssperre müsse bereits um 19.00 Uhr Ortszeit anfangen und die Nationalgarde müsse zu Hilfe kommen, forderte Trump. Dieses Angebot habe Gouverneur Cuomo aber abgelehnt. Gouverneur Cuomo und Bürgermeister De Blasio betonten, die personell stark ausgestattete New Yorker Polizei könne das Geschehen alleine in den Griff bekommen.

Auf Fotos war zu sehen, dass in der Nacht zum Dienstag unter anderem am bekannten Kaufhaus Macy's in Manhattan und an zahlreichen Nobelläden entlang der Fifth Avenue und des Broadway Fensterscheiben eingeschlagen wurden und geplündert wurde. Auch in den anderen Stadtbezirken gab es Proteste. Die ganze Nacht über kreisten über der Metropole Polizeihubschrauber.

Der Afroamerikaner Floyd war in der vergangenen Woche bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getötet worden. Im ganzen Land breiteten sich daraufhin Proteste aus, die in zahlreichen Metropolen zu Ausschreitungen und Plünderungen führten. Vor New York hatten bereits mindestens 40 Städte in den USA nächtliche Ausgangssperren verhängt, darunter auch die Hauptstadt Washington./cah/DP/men

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