Gut laufende Geschäfte in der Corona-Pandemie stimmen das Biotechnologie- und Gendiagnostikunternehmen Qiagen abermals optimistischer. Umsatz und Gewinn sollen sich 2020 noch besser entwickeln als ohnehin schon gedacht. So stieg Qiagen in der Corona-Pandemie zu einem wichtigen Anbieter von Testkits und entsprechenden Geräten auf. Die Anleger reagierten am Dienstag positiv, die Aktie legte zuletzt um knapp 1,81 Prozent auf 41,05 Euro zu.

Das Management des MDax-Konzerns erwartet laut einer Mitteilung vom Dienstag 2020 währungsbereinigt ein Umsatzwachstum um 22 Prozent im Vergleich zu den 2019 erzielten rund 1,53 Milliarden Dollar. Erst Ende Oktober hatte der Konzern die Umsatzprognose angehoben und damals ein Plus von einem Fünftel in Aussicht gestellt. Mit 2,13 bis 2,14 US-Dollar je Aktie (rund 1,76 Euro) soll zu konstanten Wechselkursen sowie vor Sondereffekten nun auch mehr Gewinn als zuletzt angekündigt übrig bleiben. Bisher hatte Qiagen mit einem bereinigten Ergebnis je Aktie von 2,07 bis 2,09 Dollar gerechnet.

Für 2021 wurde Qiagen nun präziser. So erwartet das Biotech-Unternehmen im kommenden Jahr ein Umsatzwachstum um 18 bis 20 Prozent bei einem bereinigten Gewinn je Aktie von 2,42 bis 2,46 Dollar, beides zu konstanten Wechselkursen. Mitte des Jahres war Qiagen noch von einem nicht näher bezifferten prozentual zweistelligen Wachstum für 2021 im Vergleich zum Vorjahr ausgegangen.

Laut dem Jeffries-Analysten Peter Welford liegt der neue Ausblick für 2020 allerdings nur geringfügig über den aktuellen durchschnittlichen Marktschätzungen. Zudem signalisierten die Prognosen für das kommende Jahr zwar Luft nach oben für die mittlere Umsatzerwartung des Marktes, doch erschienen die Gewinnmargen niedriger als gedacht.

Der Experte sieht zudem Risiken für die Zeit nach der Corona-Pandemie, wenngleich ein Teil der dadurch zusätzlich generierten Umsätze erhalten bleiben dürfte. Ob Qiagen als eigenständiges Unternehmen zudem die Hoffnungen für künftiges Wachstum und Margensteigerungen - ohne Corona-Einfluss - erfüllen könne, sei ungewiss. So war im August die Übernahme von Qiagen durch den US-Technologiekonzern Thermo Fisher Scientific geplatzt, die nicht genügend Aktionäre zugestimmt hatten.

Kurz darauf ersetzte Lawrence Rosen den Manager Hakan Björklund als Aufsichtsratschef. An diesem Dienstag nun kündigte der Konzern an, seinen das Aufsichtsgremium von derzeit sechs Positionen ausbauen zu wollen. Damit sollten Expertise und Erfahrungen in den Bereichen Biowissenschaften und Diagnostik ergänzt und erweitert werden, hieß es.

Konkrete Vorschläge für die neuen Mitglieder und wie groß der Aufsichtsrat dann sein soll, gab es zunächst aber nicht mit. Jefferies-Experte Welford zeigte sich ungeachtet dessen angetan von Erweiterung und der damit verbundenen Aussicht auf eine breitere Aufstellung von Qiagen.

Mit dem Kursplus von vom Dienstag knüpften die Aktien des Unternehmens an ihren jüngsten Erholungsversuch an. Nachdem die gut laufenden Geschäfte sie bis Oktober auf ein Mehrjahreshoch von knapp 47 Euro getrieben hatten, ging es zuletzt bergab - auch weil die Hoffnungen rund um Corona-Impfstoffe bei Anlegern Befürchtungen über eine nachlassende Nachfrage nach Corona-Tests weckten. Trotz des jüngsten Rückschlags summieren sich die Kursgewinne in diesem Jahr immer noch auf gut ein Drittel./ngu/eas/mis

 ISIN  NL0012169213

AXC0160 2020-12-08/11:14

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