Corona-Krise hin oder her, für den Energiekonzern RWE läuft es weiterhin gut. Die Pandemie hat sich kaum auf das Geschäft ausgewirkt, im Gegenteil: Der Konzern verzeichnet im ersten Halbjahr deutliche Ergebniszuwächse. Deshalb bestätigt der Konzern seinen Ausblick auch weiterhin und peilt nun auch das obere Ende der Brandbreite an, wie er am Donnerstag in Essen mitteilte. An seinem Dividendenvorschlag hält der Konzern ebenfalls fest. Beim früheren Konkurrenten Eon lief es in den vergangenen Monaten nicht ganz so gut - das Management musste gestern seine Prognose für 2020 senken.

Die Anleger reagierten positiv auf die Entwicklung bei RWE. Der Kurs der Aktie legte am Vormittag um 1,5 Prozent zu. Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs sprach von einem starken ersten Halbjahr des Dax-Konzerns. Der Markt unterschätze noch immer das Potenzial von RWE auf dem Markt für regenerative Energien. RWE sei im Kerngeschäft der Erneuerbaren Energien vergleichsweise gut vorangekommen, gerade im Hinblick auf das von der Corona-Pandemie geprägte schwierige Umfeld.

"Die Weltwirtschaft wird absehbar weiter im Schatten von Corona stehen", erklärte RWE-Finanzchef Markus Krebber am Donnerstag laut Mitteilung. "Wir sind strategisch gut aufgestellt und treiben den Ausbau unseres Kerngeschäfts mit hohem Tempo voran."

Der Energiekonzern habe über alle Geschäftsbereiche hinweg solide abgeschnitten, schrieb RBC-Analyst John Musk. Seine und die Marktschätzungen lägen bereits auf dem Niveau der von RWE für 2020 ausgegebenen Ziele.

Verantwortlich für das bessere Ergebnis im ersten Halbjahr waren mehrere Faktoren: Neben guten Windbedingungen erhält RWE auch wieder Zahlungen aus dem britischen Kapazitätsmarkt für das Vorhalten von Stromreserven. Außerdem hat der Konzern neue Windkraftanlagen in Betrieb genommen.

Der Energiehandel lief allerdings nicht ganz so rund wie im "außergewöhnlich guten Vorjahreshalbjahr", teilte RWE mit. Hier macht sich die Corona-Krise dann doch in kleinerem Umfang bemerkbar, weil die Rohstoffpreise im Zuge der Pandemie eingebrochen waren. In diesem Segment ging das Ergebnis zurück, während RWE allerdings sonst im Kerngeschäft überall operativ Zuwächse verbuchen konnte.

Aber auch außerhalb des Kerngeschäfts ist die Entwicklung laut Konzern positiv. Weil RWE bessere Großhandelspreise erzielen konnte, habe sich das operative Ergebnis im Segment Kohle und Kernenergie verdoppelt. Die Erzeugung aus diesen Anlagen wurde bereits in den Vorjahren nahezu vollständig auf Termin verkauft.

Für diese Sparte ist auch das Anfang Juli von Bundestag und Bundesrat verabschiedete "Gesetz zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung" von besonderer Bedeutung. Bereits in vier Monaten werde RWE den ersten Braunkohlenkraftwerksblock abschalten. In den nächsten beiden Jahren folgen weitere Blöcke. Bis 2030 legt RWE zwei Drittel der Braunkohlenkapazität still. Infolgedessen entfallen bis Ende 2022 über 3000 Arbeitsplätze. Bis 2030 werden es insgesamt rund 6000 sein, rechnet der Konzern vor.

RWE ist mit dem ersten Halbjahr nach eigenen Angaben insgesamt sehr zufrieden. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg auf 1,8 Milliarden Euro. Auf Pro-Forma-Basis ist das ein Plus von 18 Prozent. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) war der Zuwachs noch größer mit 33 Prozent, das Ebit lag in den ersten sechs Monaten bei 1,1 Milliarden Euro. Das bereinigte Nettoergebnis lag bei 795 Millionen Euro. Hier liegt allerdings keine entsprechende Pro-Forma-Zahl zum Vergleich vor.

Bei den Pro-Forma-Zahlen handelt es sich um Vergleichszahlen, die errechnen, wie der Konzern im Vorjahreszeitraum abgeschnitten hätte, wenn der Deal mit Eon bereits damals umgesetzt gewesen wäre. Erst seit Juni ist die Transaktion komplett. Vor mehr als zwei Jahren hatten Eon und RWE einen Deal beschlossen, mit dem sie den Markt neu aufgeteilt und die ehemalige RWE-Tochter Innogy zerschlagen und untereinander aufgeteilt haben. Jetzt konzentriert sich Eon auf Netze und Vertrieb, RWE hat von Innogy und Eon die erneuerbaren Energien übernommen.

Für das Gesamtjahr peilt RWE weiter ein bereinigtes Ebitda zwischen 2,7 und 3,0 Milliarden Euro an, das bereinigte Ebit soll zwischen 1,2 und 1,5 Milliarden Euro liegen. Das bereinigte Nettoergebnis schätzt der Konzern zwischen 850 Millionen und 1,15 Milliarden Euro. An der geplanten Anhebung der Dividende auf 0,85 Euro je Aktie für das laufende Geschäftsjahr hält das Unternehmen ebenfalls fest./knd/men/stk

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AXC0215 2020-08-13/11:13

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