Die Corona-Pandemie hat Europas größten Softwarehersteller SAP stärker im Griff als gedacht. Weil die Nachfrage wegen neuer Beschränkungen verhaltener ausfiel als erwartet, geht das Management um Vorstandschef Christian Klein nun von weniger Umsatz in diesem Jahr aus, auch der Gewinn dürfte nicht mehr so hoch ausfallen wie zuletzt geplant.

SAP rechnet bis Mitte kommenden Jahres mit Belastungen durch die Infektionskrankheit, was auch die für 2023 gesetzten Mittelfristziele um ein bis zwei Jahre nach hinten verschiebt. Wegen des noch schnelleren Umstiegs auf Cloudsoftware müssen sich Anleger nun darauf einstellen, dass SAP bis dahin auch kaum Fortschritte bei der Profitabilität machen wird.

Das hatte noch Ex-Chef Bill McDermott nach Jahren des Margenschwunds versprochen: Dass SAP nun endlich die Früchte ernten werde und die bereinigte operative Marge (bereinigtes Ebit) 2023 rund fünf Prozentpunkte über derjenigen von 2018 (29 Prozent) liegen sollte. Daraus wird nun nichts, SAP stellte den Finanzmarkt darauf ein, dass das starke Wachstum der Cloudangebote wohl vier bis fünf Prozentpunkte bei der operativen Marge kosten wird.

Zwar wächst die Software zur Nutzung über das Internet stark, doch sie ist noch immer nicht so profitabel wie die Softwareverkäufe gegen einmalige Lizenzgebühren. Cloudsoftware wird entweder über Abonnements über die Laufzeit bezahlt oder gegen eine Nutzungsgebühr. Die Softwarelizenzen dürften in den kommenden Jahren gegenüber dem Niveau von 2020 zurückgehen, schätzt SAP.

Für das Wachstum mit Cloudsoftware muss SAP auch weiter Geld in die technische Infrastruktur stecken, so seien voraussichtlich kommendes und übernächstes Jahr zusätzliche Investitionen erforderlich, hieß es.

In diesem Jahr rechnet SAP nun mit einem Gesamtumsatz von 27,2 bis 27,8 Milliarden Euro auf Basis konstanter Wechselkurse - das heißt zu Wechselkursen aus dem vergangenen Jahr. Schlägt der starke Euro besonders hart bei der Umrechnung von ausländischen Erlösen zu Buche, sind auch Werte darunter möglich. Vorher waren 27,8 bis 28,5 Milliarden angepeilt.

Darunter dürfte vor allem auch der Umsatz mit Cloudsoftware schwächer ausfallen mit 8 bis 8,2 Milliarden Euro, hier standen zuvor 8,3 bis 8,7 Milliarden Euro im Plan. Vor allem die US-Tochter Concur, die Kunden Reisekostenmanagement anbietet, leidet unter der Krise. Das Betriebsergebnis dürfte nun zwischen 8,1 und 8,5 Milliarden Euro landen statt zwischen 8,1 und 8,7 Milliarden. Bereits im April hatte SAP die ursprünglichen Jahresziele wegen der Corona-Krise eingedampft.

Weil der Konzern stark auf die Kostenbremse getreten ist, sieht es in diesem Jahr immerhin bei der Entwicklung der Kassenlage besser aus. Statt mit rund 4 Milliarden Euro freiem Barmittelzufluss (Free Cashflow) kalkuliert Finanzchef Luka Mucic nun mit über 4,5 Milliarden Euro Zufluss in die Kasse.

In den kommenden beiden Jahren rechnet SAP einem verhaltenen Wachstum der Umsätze, das bereinigte Betriebsergebnis dürfte stagnieren oder sogar sinken. Ab 2023 soll der Umsatz schneller wachsen und das operative Ergebnis prozentual zweistellig zulegen.

2025 will SAP bei den Clouderlösen die Marke von 22 Milliarden Euro knacken und Gesamtumsätze von über 36 Milliarden erreichen. Das operative Ergebnis soll über 11,5 Milliarden Euro liegen. Bisher hatte SAP etwa beim Cloudumsatz 2023 mit mehr als 15 Milliarden Euro gerechnet./men/he

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AXC0094 2020-10-25/20:45

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