Der französische Industriekonzern Schneider Electric wagt trotz der Corona-Krise wieder eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Demnach erwartet der Siemens -Konkurrent nun einen Rückgang der Erlöse zwischen 7 und 10 Prozent, wie das Unternehmen am Mittwoch in Rueil-Malmaison bei Paris mitteilte. Dabei sind Zu- wie Verkäufe und Wechselkurseffekte ausgeklammert. Die bereinigte Marge des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) soll zwischen 14,5 und 15 Prozent liegen, hieß es weiter. Im Frühjahr hatte der Konzern seinen ursprünglichen Ausblick wegen der Virus-Folgen gestrichen.

Die im EuroStoxx 50 gelistete Aktie der Franzosen lag gegen Mittag rund 4,6 Prozent im Plus und damit an der Spitze des Eurozonen-Leitindex. Im laufenden Jahr steht für Schneider Electric trotz der Pandemie ein Kursplus von rund 14 Prozent zu Buche. Auf längere Sicht sieht es noch deutlich besser aus: So haben die Titel in den zurückliegenden 5 Jahren über 65 Prozent zugelegt.

In der ersten Jahreshälfte bekam Schneider Electric die Auswirkungen der Pandemie deutlich zu spüren. Der Umsatz sank organisch - also vor Zu- und Verkäufen sowie Wechselkurseinflüssen - um 10,5 Prozent auf rund 11,6 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) sackte auf dieser Basis um 18,4 Prozent ab auf 1,58 Milliarden Euro. Der Nettogewinn brach um über ein Fünftel auf 775 Millionen Euro ein. Sowohl im Bereich Energiemanagement als auch in der Industriellen Automatisierung waren die Geschäfte rückläufig.

Aus Sicht von Analyst Andreas Willi von der US-Bank JPMorgan ist das erste Halbjahr des Elektrokonzerns dennoch hervorragend verlaufen. Ähnlich sieht das auch das Analysehaus Jefferies. Dessen Experte Simon Toennessen führte das seiner Einschätzung nach starke Halbjahr auf China und Kostensenkungen zurück. Die Margenentwicklung sei beeindruckend gewesen, befand der Analyst. Derweil geht Wasi Rizvi vom Analysehaus RBC davon aus, dass die neuen Ziele des Unternehmens höhere Konsensschätzungen nach sich ziehen dürften.

Konzernchef Jean-Pascal Tricoire sprach zwar von einer bleibenden Unsicherheit, verwies aber auch auf eine positive Entwicklung und eine deutliche Erholung in China im zweiten Quartal. Zudem bestätigte er die Mittelfristziele. Demzufolge soll der organische Umsatz durchschnittlich um 3 bis 6 Prozent steigen und die bereinigte Ebita-Marge bis 2022 auf rund 17 Prozent zulegen.

Nachdem der Konzern sein seit Anfang 2019 begonnenes und über drei Jahre laufendes Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 1,5 bis 2 Milliarden Euro wegen der Corona-Krise Ende März ausgesetzt hatte, nimmt Schneider Electric es ab sofort wieder auf. Bis zum Aussetzen des Plans hatte Schneider 316 Millionen Euro an Aktien zurückgekauft.

Die Franzosen hatten erst jüngst den deutschen Bausoftware-Hersteller RIB Software übernommen, der nun ein Teil des Bereichs Energiemanagement ist./eas/men/mis

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AXC0245 2020-07-29/13:45

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